Salzburger Nachrichten

Ein wenig sparen für den Frieden

Der Ukraine-Krieg lässt die Energiepre­ise nach oben schnellen. Energieber­ater Hermann Grießner hat einige Ideen, mit denen sich im Haushalt gegenlenke­n lässt.

- GERNOT STADLER

Verkehr, Haushalte, Industrie und Gewerbe: Sie sind die größten Energiever­braucher in Österreich. Seit Jahren mahnen Experten, dass wir alle effiziente­r mit Energie umgehen müssen. Genützt hat das bislang wenig. Mit dem jetzigen drastische­n Anstieg der Preise für Öl, Gas und Strom könnte sich das aber nun ändern.

Im März lag der Verbrauche­rpreisinde­x bei plus 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat. Der Ukraine-Krieg und die Diskussion auf EU-Ebene für und wider einen Boykott von russischem Öl und Gas befeuern die angespannt­e Situation zusätzlich. Nachrechne­n können das viele Haushalte anhand saftiger Nachzahlun­gen und deutlich höherer Betriebsko­sten.

Was kann getan werden, um die gestiegene­n Energiepre­ise abzufedern? Zuerst einmal sind Staat und Energiever­sorger gefordert. Sie müssen die Teuerung sozial gerecht gestalten. „Aber auch jeder Einzelne hat es selbst in der Hand, an der Energiepre­isspirale zu drehen“, sagt Energieber­ater Hermann Grießner von der Salzburg AG.

SN: Ist der Ukraine-Krieg für die dramatisch gestiegene­n Energiepre­ise verantwort­lich?

Hermann Grießner: Letztlich hat der massive Wirtschaft­saufschwun­g nach den Lockdowns dazu geführt, dass in der gesamten Welt die Nachfrage nach Gas explodiert ist. Die verzögerte­n Lieferkett­en trieben Angebot

und Nachfrage immer weiter auseinande­r. Der Krieg in der Ukraine hat das zusätzlich verschärft.

SN: Haben wir die Spitze schon erreicht? Die Prognosen sind seit Längerem unsicher und durch den Krieg umso mehr. Derzeit gehe ich davon aus, dass sich das hohe Niveau in diesem Jahr nicht wesentlich nach oben oder unten verändern wird. Erst im nächsten Jahr könnte es wieder sinken. Mit den Preisen von vor eineinhalb Jahren dürfen wir aber ziemlich sicher nicht mehr rechnen, sondern irgendwo zwischen dem damaligen und dem jetzigen Niveau.

SN: Wo hat Energiespa­ren am meisten Sinn?

Ganz einfach: dort, wo am meisten Energie verbraucht wird. Üblicherwe­ise ist das die Heizung, gefolgt vom Auto, dem Warmwasser und dem Strom. Die nächste Überlegung ist: Was kann ich sofort ohne Investitio­n tun, was mit kleinem Aufwand und welche größeren Maßnahmen können mittelfris­tig etwas bringen?

SN: Was geht in jedem

Haushalt sofort und wirkt auch?

Die Heizung um ein Grad absenken bringt jedem Haushalt sofort sechs Prozent Ersparnis bei den Kosten. Wenn das alle machen, könnte das die Gasimporte aus Russland innerhalb eines Jahres um zehn Milliarden Kubikmeter reduzieren, rechnet die Internatio­nale Energie-Agentur vor.

Und ich kann als Energieber­ater nur appelliere­n, mit jeder Form von Heizenergi­e sparsam umzugehen. Man tut sich auch selbst einen Gefallen.

SN: Wo lässt sich noch beim

Heizen und beim Warmwasser sparen?

Die Einstellun­gen des Heizgeräts überprüfen kann etwas bringen. In der Heizperiod­e sollte man keinesfall­s das Fenster über einen längeren Zeitraum gekippt lassen, sondern nur stoßlüften. Dichte Fenster und Türen sind ebenso wichtig. Strahlregl­er an Wasserhähn­en und Duschköpfe­n sparen 20 bis 25 Prozent Warmwasser, ohne dass man sich wirklich einschränk­t.

SN: Wie kann man beim

Autofahren die Kosten drosseln?

Ein Auto mit Verbrennun­gsmotor verursacht pro Jahr ähnlich hohe Kosten wie die Heizung. In einem Haushalt mit zwei Autos ist die Mobilität der weitaus größte Verbrauche­r. Das Auto stehen lassen, Fahrgemein­schaften bilden, Öffis oder das Rad nehmen: All das schraubt die Kosten deutlich herunter. Und wenn es ohne Auto nicht geht: nicht schneller als 100 km/h fahren, nicht abrupt bremsen oder beschleuni­gen – das hilft beim Spritspare­n. Zehn bis 15 Prozent sind durchaus möglich.

SN: Wo lässt sich im

Haushalt beim Strom sparen?

Der Dauerverbr­auch ist beim Strom der größte Kostenfakt­or. Oft sind das zum Beispiel Heizungspu­mpen, die den Sommer durchlaufe­n, obwohl sie nicht gebraucht werden. Und dann stellt sich auch die Frage: Muss der Drucker im Homeoffice immer eingeschal­tet sein, muss der Fernseher nebenbei laufen, muss der Geschirrsp­üler halb befüllt eingeschal­tet werden und der Tiefkühler auf minus 25 eingestell­t sein (empfohlen sind minus 18 Grad, Anm.)? Hier lassen sich überall wirklich Energie und Geld sparen. Auch wenn ich Wäsche mit 40 Grad statt mit 60 Grad wasche, spart das 30 bis 40 Prozent Energie.

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