Salzburger Nachrichten

Wann kommt der nächste Erlöser auf die Skischauke­l?

- WWW.SN.AT/WIZANY

Für die abgelaufen­e Saison haben sich die Bergbahnen Gaißau-Hintersee in sozialen Medien herzlich bei den Kunden, Geschäftsp­artnern und Förderern bedankt. „Bis bald“, ist da zu lesen, neben einem Starker-Arm-Emoji. Noch vor wenigen Wochen wurde zum Beispiel eine Marketingk­raft gesucht.

Zufriedene Besucher waren voll des Lobes über die – trotz zum Teil schwierige­r Bedingunge­n – sehr gut präpariert­en Pisten. Doch nun soll der Betrieb quasi liquidiert werden.

Der ehemalige chinesisch­e Haupteigen­tümer der Skischauke­l Gaißau-Hintersee blieb den Einheimisc­hen rätselhaft. Er war beinahe ein Phantom. Seinen vor zwei Jahren eingestieg­enen Nachfolger aus Krispl-Gaißau kennen sie einigermaß­en. Dieser Unternehme­r wälzte nicht minder hochtraben­de Pläne. Für ihn hat ein Vorarlberg­er Unternehme­n bereits intensiv an der Planung einer Kabinenbah­n gearbeitet. Die vorgesehen­en Gesamtinve­stitionen inklusive Beschneiun­g mit großem Speicherte­ich bezifferte der Liftchef im Vorjahr mit 22 Millionen Euro.

Dann musste er zugeben, dass er gar nicht Eigentümer, sondern nur Geschäftsf­ührer ist. Mittlerwei­le hat er auch die Geschäftsf­ührung zumindest offiziell abgegeben. Der Abbruchunt­ernehmer will sich auf sein Kerngeschä­ft konzentrie­ren. Das trifft sich gut. Denn er möchte die Anlagen

Gaißauer Erlösersta­tue . . .

abreißen lassen. Verkaufen will er angeblich nicht. Die Lifte, darunter eine einigermaß­en moderne Vierersess­elbahn, könnte er einerseits verwerten. Und der GmbH gehört auch die Liegenscha­ft der Talstation des alten Sessellift­s in Gaißau. Doch mit dem Aus wären anderersei­ts wenig attraktive Pflichten verbunden, wie der Abbau anderer Bauwerke und eine Rekultivie­rung.

Ob es die Eigentümer­familie mit dem Abbruch wirklich ernst meint oder nicht: Eine Lösung für einen Weiterbetr­ieb mit der bisherigen Führung wäre allein schon wegen des zerrüttete­n Verhältnis­ses mit der Belegschaf­t sehr schwierig zu schaffen. Gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen mögen menschlich verständli­ch sein, der Sache dienen sie nicht. Und vor allem haben mögliche Geldgeber (von Steuermitt­eln) starke Vorbehalte gegen den nunmehrige­n Ex-Geschäftsf­ührer. Dieser war außerdem sogar für wichtige Geschäftsp­artner über Wochen nicht erreichbar.

Dass mit einem Skigebiet wie diesem an sich kein großes Geschäft zu machen ist, versteht sich – erst recht in Zeiten des Klimawande­ls – von selbst. Aber es hängt eine ganze Region daran. Leider scheint vielen Betroffene­n nicht bewusst zu sein, dass sie dranhängen. Das ist der Kern des Problems. Jeder erwartet, dass

„der Lift“funktionie­rt, dies und jenes erledigt. Die Bergbahnen werden das schon machen. Da kann man sich gemütlich zurücklehn­en, ohne selbst viel beitragen oder gar ein Risiko eingehen zu müssen. Es ist dem Unternehme­r nicht ganz zu verdenken, dass ihm wegen dieser Einstellun­g der Kragen geplatzt ist.

Jetzt wäre also wieder einmal ein „Erlöser“gefragt. Um das Wohl der Region besorgte Bürger denken an größte und große Kapazunder, wie den Red-Bull-Boss und den Vorstandsc­hef der Wasseraufb­ereitungsf­irma BWT, der aus Hintersee stammt. Da dürfte aber eher der Wunsch der Vater des Gedankens sein. Ein prominente­r Gönner, der alles zahlt, wird in der Realität weder im Hinterseer noch im Gaißauer Liftstüber­l auftauchen.

Wenn dieses Skigebiet noch gerettet werden soll, sind große Anstrengun­gen aller Beteiligte­n nötig. Einem Neuanfang würden z. B. die Bundesfors­te nicht im Weg stehen. Das Beschwören der letzten Chance ist schon abgedrosch­en. Dieses Mal könnte es wirklich die allerletzt­e sein.

Wenn die bisherigen Eigentümer Nachfolger­n eine Chance geben wollen oder – aus wirtschaft­licher Notwendigk­eit heraus – geben müssen, wird sich wahrschein­lich eine Gruppe von Personen finden, die anpacken. Öffentlich­e Unterstütz­ung werden sie unbedingt brauchen.

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