Etwas Hoffnung für Mariupol
Kiew bringt 100 Personen aus dem Stahlwerk in Sicherheit.
Nach wochenlangem Tauziehen hat am Wochenende die Rettung von Zivilistinnen und Zivilisten aus dem von Russland belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol begonnen. Rund 100 Personen seien in Sicherheit gebracht worden und auf dem Weg ins ukrainisch kontrollierte Saporischschja, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag mit. Sie würden am Montag dort erwartet. Zuvor hatten die Vereinten Nationen vom Beginn der Evakuierungsaktion berichtet.
„Jetzt arbeiten wir zusammen mit den Vereinten Nationen an der Rettung weiterer Zivilisten aus der Anlage“, schrieb Selenskyj auf Twitter. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den
Bunkeranlagen des Werks noch etwa 1000 Zivilpersonen eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 Menschen, insbesondere Militärs und „ausländischen Söldnern“.
Wie UN-Sprecher Jens Laerke sagte, erfolgt die Evakuierung in Koordination
mit dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) und den Konfliktparteien Russland und Ukraine. Ein Konvoi zur Rettung der Zivilisten war am Freitag gestartet und hatte am Samstag in der Früh die von den russischen Truppen eingekesselte ostukrainische Hafenstadt Mariupol erreicht.
Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, am Asow-Stahlwerk seien eine „Waffenruhe“verhängt und ein „humanitärer Korridor“eingerichtet worden. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wurden am Sonntag 40 Zivilistinnen und Zivilisten vom Gelände des Stahlwerks geholt und in von Russland kontrollierte Gebiete gebracht. Die Fabriksanlage ist die letzte Bastion des ukrainischen Widerstands in der durch russische
Angriffe weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol.
Bei einem ukrainischen Angriff auf das Quartier des russischen Armeestabs in der Stadt Isjum wurden indes nach Angaben aus Kiew mehrere Menschen getötet. Darunter seien ranghohe russische Offiziere, berichtete ein Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Heraschtschenko, am Sonntag. Im Donbass versuchen die russischen Truppen, aus dem Norden und Süden kommend, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. „Es gibt keine klare Frontlinie entlang einer Achse“, sagte die ukrainische Militärsprecherin Iryna Rybakowa. In der Südukraine traf eine russische Rakete den Flughafen von Odessa. Die Landebahn sei dabei zerstört worden, Opfer gebe es nicht.