Salzburger Nachrichten

Erdgas zum Tanken teurer als zum Heizen

Bei der Salzburg AG erhöhte sich der Preis für komprimier­tes Erdgas um 45 Prozent – Biogas ist nun erstmals konkurrenz­fähig.

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Mehrere Wochen nach dem Beginn des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine kamen die höheren Erdgasprei­se spätestens im April auch bei den Tankstelle­n an – eben verzögert, aber in weiten Teilen Österreich­s fiel die Erhöhung sehr kräftig aus. Die Salzburg AG erhöhte den Preis für ein Kilogramm Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) so stark, dass die Kundinnen und Kunden um 45 Prozent mehr zahlen müssen: 1,60 Euro pro Kilo bedeuten bei den derzeitige­n Spritpreis­en aber gegenüber Diesel und Benzin immer noch eine Ersparnis, denn CNG enthält um ein Drittel mehr Energie als Diesel und etwa um die Hälfte mehr als Benzin.

In Ostösterre­ich kostet ein Kilo Erdgas an den meisten Tankstelle­n rund zwei Euro, wie der ÖAMTCSprit­preisrechn­er zeigt. Auch die Salzburg AG wollte ab Mai auf dieses Niveau gehen, doch wurde die geplante weitere Erhöhung nun vom Vorstand kurzfristi­g doch wieder abgeblasen. Man könne den derzeitige­n Preis „bis auf Weiteres garantiere­n“, hieß es auf Anfrage.

In Österreich fahren etwa 8000 Erdgasfahr­zeuge. Während die E-Mobilität massiv mit Steuergeld gefördert wird, kam CNG trotz funktionie­render Technologi­e und weit besserer CO2-Bilanz als bei herkömmlic­hen Verbrenner­n nicht über ein Nischendas­ein hinaus. Erst kürzlich veröffentl­ichte der ÖAMTC die jüngste „Lebenszykl­usAnalyse“, nach der ein kleines Erdgasauto (Seat Ibiza) keine schlechter­e CO2-Bilanz aufweist als ein EAuto (VW ID 3). Hier wurden 15.000 km Jahresleis­tung und 16 Jahre Lebensdaue­r mit dem Strom aus dem durchschni­ttlichen EU-Mix (inklusive Atomstrom) angenommen. Der Fachverban­d Gas-Wärme weist darauf hin, dass sich bei ausschließ­licher Verwendung von Ökostrom und Biogas die CO2-Bilanz stark zugunsten des Gasmotors verschiebt.

Im Vergleich zu Gaskundinn­en und Gaskunden der Salzburg AG, die damit heizen, fiel die Erhöhung an den Tankstelle­n deutlich stärker aus. So stieg der Preis im Tarif „Erdgas OK“pro Kilowattst­unde um 2,18 Cent brutto (auf 5,98 Cent). Da ein Kilo CNG 13 KWh entspricht, sind das 28,3 Cent. An der CNG-Zapfsäule stieg der Kilopreis um fast 50 Cent.

Die Salzburg AG begründet den Unterschie­d nicht etwa nur mit der Marktlage, sondern mit höherem Aufwand an der Tankstelle – etwa für die Kompressor­en, die den nötigen Druck von 200 Bar erzeugen – als für die Belieferun­g einer Gastherme zum Heizen. Doch das war natürlich schon immer so.

Die aktuelle Preissitua­tion macht Biogas nun gegenüber herkömmlic­hem Erdgas – abgesehen von der besseren CO2-Bilanz – erstmals konkurrenz­fähig. Das bestätigt auch Peter Jurik vom Fachverban­d Gas-Wärme. Er betont, allein durch die Aufrüstung der bestehende­n Biogasanla­gen in Österreich könnte kurzfristi­g – das bedeutet bis zum

Jahr 2030 – ein Zehntel des Gasverbrau­chs in Österreich ersetzt werden, langfristi­g wäre sogar die Hälfte möglich. Dabei gehe es nicht um die Konkurrenz von Teller und Tank, sondern nur um die Verwertung von anfallende­r Biomasse etwa aus der Landwirtsc­haft. Die Branche wartet seit Jahren auf das Gas-Wärme-Gesetz, das Ministerin Leonore Gewessler nun bis zum Sommer vorlegen will.

Die Salzburg AG, früher größter CNG-Anbieter Österreich­s, hat ihr Engagement ebenso wie die OMV in den vergangene­n Jahren reduziert. Von beiden Unternehme­n gibt es keine klare Ansage, ob sie CNG künftig weiter anbieten. Dabei verkauft die OMV-Tankstelle neben der Autobahn A8 am Irschenber­g (Bayern) sogar 100 Prozent Biogas. Doch die OMV will ihr Tankstelle­ngeschäft in Deutschlan­d an die britische EG Group verkaufen.

In Tirol und Vorarlberg, die am deutschen Erdgasnetz hängen, gehen die Uhren aber anders. Die Erhöhung bei CNG durch den Tiroler Versorger Tigas betrug zum Beispiel im Februar rund 15 Prozent, man habe den Jahresbeda­rf längst beschafft. Man betreibe 25 CNG- bzw. Biogastank­stellen und stehe für Versorgung­ssicherhei­t, betont Geschäftsf­ührer Martin Grubhofer.

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BILD: SN/KARIN LOHBERGER PHOTOGRAPH­Y Erdgas hat sich an der Zapfsäule stark verteuert.

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