Kavalierhaus Kleßheim:
PETER GNAIGER
WALS-SIEZENHEIM. Harald Neumayr ist viel rumgekommen. Immerhin hatte er als Vize-Generaldirektor maßgeblichen Anteil an der Salzburger Hotelgruppe K+K Hotels. Diese verfügte bis zum Verkauf der Firma über Boutiquehotels in den besten Lagen von Wien, Budapest, Prag, Bukarest, München, Paris, London und Barcelona. Der Kern dieses Unternehmens war aber eine Art Herrenhaus in Wals-Siezenheim: das Kavalierhaus Kleßheim, dessen wechselvolle Geschichte Neumayr nun in Buchform verewigte. Er kannte das Haus in- und auswendig, in dem er in leitender Position von 1975 bis 1986 beschäftigt war. Die Fotos und historischen Anekdoten erinnern an den Film „Grand Budapest Hotel“. Eine Zeit, in der die Hotelportiers noch wie ein Geheimbund als „Clefs d’Or“organisiert waren. Die Concierges – wie sie sich eigentlich nannten – hatten ein sehr gut funktionierendes Warnsystem aufgebaut. Sie verfügten über schwarze Listen, auf denen Namen von Hochstaplern, Zechprellern, Einschleichdieben und Langfingern, die sich unter das Personal mischten, warnten.
Spannend ist schon die Entstehungsgeschichte. Kavalierhaus wurde der herrschaftliche Bau erst von den Nationalsozialisten im Jahr 1940 nach einem geschmacklich desaströsen Umbau genannt. Zuvor war es das Herrenhaus Kleßheim. „Wäre das Schloss Kleßheim nicht so schlecht zum Heizen gewesen, gäbe es das Kavalierhaus wohl nicht.“Erbaut wurde es für den jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph. Der ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Sein Name: Erzherzog Ludwig Viktor. Er war ein ziemlicher Lebemann und wurde von seinem Bruder, dem Kaiser, in das jüngste Kronland Österreichs abgeschoben.
Ursprünglich war das Kavalierhaus eher ein Herrenhaus im venetischen Stil. Diesen hatten die Nationalsozialisten leider kaputt gemacht, indem sie das filigrane Gebäude in eine Art riesiges Schrebergartenhaus umbauen ließen. Über die Zeit, als das Ensemble in Kleßheim als eine Art
„Gästehaus des Führers“diente, berichtet Neumayr auch detailliert. Da lässt er aber auch durchscheinen, wie ungustiös er diese Epoche findet.
So richtig spannend, so Neumayr, wurde es erst 1947. Da ließen die USA Österreichs Vorläufer für den ORF in Kleßheim einrichten. Das war das Radio Blue Danube Network, aus dem später Blue Danube Radio wurde. Ursprünglich war es für Soldaten gedacht. Der lässig moderierende Mickey Kaplan und die amerikanische Musik machten Blue Danube schnell zum Kultsender, bei dem auch immer wieder Promis wie Gene Kelly interviewt wurden. Der Schauspieler drehte 1952 in Salzburg den Film „The Devil Makes Three“.
Ab 1960 wurde das Kavalierhaus zur Hotelfachschule mit den schönsten Klassenzimmern Österreichs. Während der Salzburger Festspiele und der Schul
„Einmal mussten wir für die Society wie für einen Kindergarten kochen.“