Salzburger Nachrichten

Wärterin soll bei Flucht geholfen haben

An ihrem letzten Arbeitstag gab die 56-Jährige vor, den Häftling zum Gericht zu bringen. Die beiden verschwand­en spurlos.

- SN, APA, AFP

Seit mehreren Tagen fahndet die Polizei im US-Bundesstaa­t Alabama mit Hochdruck nach einem entflohene­n Häftling und einer leitenden Mitarbeite­rin des Gefängniss­es. Gegen die 56-jährige Vicky White wurde ein Haftbefehl erlassen, wie der Sheriff des Bezirks Lauderdale County, Rick Singleton, sagte. Der Frau wird vorgeworfe­n, Casey Whites Flucht – er ist nicht mit ihr verwandt – „erlaubt oder erleichter­t zu haben“. Sie hatte den 38-Jährigen Freitagfrü­h aus dem Gefängnis von Lauderdale

County abgeholt – angeblich, um ihn zu einer psychologi­schen Untersuchu­ng vor Gericht zu bringen. Sie selbst gab an, sie werde danach einen Arzt aufsuchen, da sie sich nicht wohlfühle. Die beiden kamen aber weder im Gericht noch bei einem Arzt an. Bald war klar, dass es nie einen Gerichtste­rmin gegeben hatte. Vicky White verstieß zudem gegen eine Regel, wonach gefährlich­e Straftäter von mindestens zwei Beamten begleitet werden müssen.

Es bestehe die Möglichkei­t, dass die beiden eine Beziehung hätten, sagte Sheriff Singleton bei einer

Pressekonf­erenz. Sicher sei dies aber nicht. „Wir wissen, dass sie teilgenomm­en hat“, sagte der Sheriff über die Flucht des Häftlings. Ob sie es willentlic­h gemacht habe oder irgendwie dazu gezwungen oder bedroht wurde, sei allerdings nicht wirklich klar.

Vicky White habe ihre Kollegen am Freitag überzeugt, dass sie die einzige verfügbare Beamtin mit Schusswaff­enlizenz sei, um den mehr als zwei Meter großen und 118 Kilogramm schweren Häftling zum Gericht zu bringen, erklärte Sheriff Singleton. Der 38-Jährige sei mit Handund Fußfesseln in einen Streifenwa­gen gesetzt worden. Das Fahrzeug wurde später auf einem Parkplatz gefunden.

Den Behörden zufolge gibt es mehrere Hinweise auf eine Komplizens­chaft der Aufseherin. Der Freitag war ihr letzter Arbeitstag im Gefängnis – sie wollte dann in den Ruhestand gehen. Außerdem hatte sie etwa einen Monat zuvor ihr Haus verkauft und lebte nach US-Medienberi­chten bei ihrer Mutter. Der zuständige US Marshals Service hatte am Sonntag eine Belohnung von 10.000 Dollar für Hinweise zum Aufenthalt­sort von Casey White und Vicky White ausgelobt. Die Gefängnisw­ärterin wurde zu diesem Zeitpunkt noch als „vermisst und gefährdet“eingestuft.

Casey White hatte im Jahr 2020 den Mord an einer 58-Jährigen im Jahr 2015 gestanden. Zum Zeitpunkt des Geständnis­ses saß er bereits eine 75-jährige Gefängniss­trafe wegen anderer Straftaten ab. Die Behörden beschreibe­n ihn als „extrem“gefährlich. „Er hat nichts zu verlieren“, sagte Sheriff Singleton.

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Vicky White.
BILD: SN/AP Vollzugsbe­amtin Vicky White.
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BILD: SN/AP Häftling Casey White.

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