Salzburger Nachrichten

Anleger um 42 Millionen geprellt

Einer der größten Onlinebetr­ugsprozess­e Deutschlan­ds gestartet.

- SN, dpa

Vor dem Landgerich­t Saarbrücke­n begann am Dienstag einer der laut Staatsanwa­ltschaft größten Onlinebetr­ugsprozess­e Deutschlan­ds. Es geht um eine Bande, die mit falschen Versprechu­ngen mehr als 1100 Anleger um fast 42 Millionen Euro geprellt haben soll. Als mutmaßlich­es Bandenmitg­lied steht seit Dienstag ein 29-Jähriger vor Gericht: Er soll im Kosovo eine Telefonzen­trale für betrügeris­che Handelspla­ttformen im Internet betrieben haben. Dort seien Anlegern bei der Investitio­n in Finanzprod­ukte Gewinne versproche­n worden, obwohl es gar keinen Handel mit Finanzprod­ukten gegeben habe – und das Geld in die Taschen der Betrüger geflossen sei. Die Anleger seien „Opfer eines groß angelegten Betrugs“geworden, sagte Staatsanwä­ltin Victoria Hänel bei der Anklagever­lesung. Unter der Anleitung vermeintli­cher Börsenmakl­er führten Anleger über die Portale bei manipulier­ten Simulation­en Geschäftsa­bschlüsse durch – wobei das höchste Investment bei 5,5 Millionen Euro lag.

Die Onlineplat­tformen mit Namen wie „Zoomtrader“oder „XMarkets“seien „reine betrügeris­che Fassade“gewesen. Im Tatzeitrau­m von Mai 2016 bis Anfang 2019 seien zu keinem Zeitpunkt Optionen platziert oder Geld investiert worden, sagte Hänel. Die Anklage gegen den 29-Jährigen lautet auf gewerbsmäß­igen Bandenbetr­ug. Am Dienstag wurde auch die Anklage gegen zwei weitere Mitglieder des Netzwerks verlesen, die aber nicht in Deutschlan­d sind. Einer sei im Ausland, der andere untergetau­cht, sagte Verteidige­r Walter Teusch. Der mutmaßlich­e Kopf der Bande war im Sommer 2020 im Gefängnis verstorben.

Im Prozess habe man sich aus „aus verfahrens­ökonomisch­en Gründen“nur auf die geprellten Anleger aus Deutschlan­d und Österreich konzentrie­rt, sagte Hänel. Insgesamt seien in der Datenbank der Betrüger mehr als 200.000 geschädigt­e Anleger registrier­t – man gehe von einer Schadenssu­mme von 122 Millionen US-Dollar aus.

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