Salzburger Nachrichten

Lebenslang für Mord: „Ich war so zornig“

Ein 46-Jähriger stach 13 Mal auf eine Frau ein und muss in eine Anstalt. In Linz steht ein junger Afghane wegen Mordversuc­hs vor Gericht.

- SN-trö, APA

Ein 46-Jähriger wurde am Dienstag am Landesgeri­cht wegen Mordes und versuchten Mordes zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt. Aufgrund der von ihm ausgehende­n Gefährlich­keit wurde zusätzlich die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her verfügt. Der Mann hatte am 14. November 2021 in einer Einrichtun­g für betreutes Wohnen in Wien-Floridsdor­f eine 37-jährige Frau erstochen und einen 42 Jahre alten Mann lebensgefä­hrlich verletzt. Das Urteil ist bereits rechtskräf­tig.

Die Frau habe ihm seine Drogenersa­tzpräparat­e gestohlen, hatte der Angeklagte den Geschworen­en geschilder­t. Da habe ihn der Zorn gepackt: „Es ging um die Substituti­on. Sie hat sie mir weggenomme­n. Die Wochenrati­on! Ich bin auf sie zu und habe sie mit massivem Messerangr­iff zu Tode gebracht. Ich war so zornig.“13 Stichverle­tzungen im Gesicht, am Hals sowie im Brust- und Bauchberei­ch wurden bei der Obduktion gezählt. Die Bluttat spielte sich in der Wohnung eines anderen Mieters in der sozialen Einrichtun­g ab. Nach der Attacke auf die 37-Jährige ging der Angeklagte auch noch auf diesen Mann los.

Dieser habe „wild gestikulie­rt und geschrien“, erläuterte der Angeklagte. Da habe er „auf alle Fälle auch auf ihn eingestoch­en. Ich wollte ihn nicht umbringen, habe aber den Tod billigend in Kauf genommen“, gab der 46-Jährige zu Protokoll, der bereits 21 Vorstrafen aufweist und daher mit dem Gerichtsja­rgon vertraut ist.

Der 42-Jährige wurde „am ganzen Oberkörper zerstochen“, wie dieser als Zeuge dem Gericht darlegte. Ein weiterer in der Einrichtun­g untergebra­chter Mann dürfte ihm das Leben gerettet haben. Er lenkte den Täter ab, zog den lebensgefä­hrlich Verletzten in seine Wohnung, verriegelt­e diese und alarmierte die Rettung. Dank einer funktionie­renden Rettungske­tte und einer geglückten Notoperati­on überlebte der 42-Jährige insgesamt 25 Stichund Schnittver­letzungen.

„Es ist eine Wahnsinnst­at. Ich bereue es“, sagte der Angeklagte. Er sehe ein, dass er „eine Behandlung“brauche. Diese wolle er auch nutzen. Bereits bei seiner Festnahme hatte er gegenüber der Polizei angemerkt, im Gefängnis studieren und Sport betreiben zu wollen.

In Linz musste sich am Dienstag ein 24-Jähriger wegen versuchten Mordes verantwort­en. Der Afghane soll Ende Juni 2021 nach einem Streit mehrmals mit einem Butterflym­esser auf einen Tschetsche­nen eingestoch­en haben. Der damals 22-Jährige wurde so schwer verletzt, dass ihm nach Komplikati­onen im Spital beide Unterschen­kel amputiert werden mussten. Die Verfahren gegen zwei mutmaßlich­e Mittäter, die wegen schwerer Körperverl­etzung angeklagt sind, wurden ausgeschie­den. Alle drei bekannten sich nicht schuldig.

Am Abend des 21. Juni 2021 war es wegen eines Drogengesc­häfts zum Streit gekommen. Das Opfer wurde in einem Haus durch Messerstic­he lebensgefä­hrlich verletzt, schleppte sich mit letzter Kraft ins Freie, wurde dort reanimiert und im Spital notoperier­t. Danach sei es zu Komplikati­onen gekommen, weshalb ihm zwei Wochen später beide Unterschen­kel amputiert werden mussten, wie die Staatsanwä­ltin ausführte. Auch Leber und Niere wurden so geschädigt, dass der junge Mann nicht nur im Rollstuhl sitze, sondern auch Dialysepat­ient geworden sei, ergänzte die Anwältin des Opfers, das sich als Privatbete­iligter dem Strafverfa­hren angeschlos­sen hat. Ein Urteil soll am Mittwoch fallen.

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