Salzburger Nachrichten

Als man in Salzburg noch über Erdgas jubelte

- THOMAS.HOEDLMOSER@SN.AT

Erdgas war als Brennstoff lange Zeit sehr beliebt. Vor allem, weil es billig war, weil Erdgasheiz­ungen wenig Platz brauchten und wenig Arbeit bereiteten.

Entspreche­nd groß war die Euphorie, als 1997 in Straßwalch­en ein Gasreservo­ir gefunden wurde. Damals waren Experten – nach seismische­n Untersuchu­ngen und Bohrungen – in der Ortschaft Haidach auf eine natürliche, seit Millionen Jahren bestehende Lagerstätt­e in 1600 Metern Tiefe gestoßen. Das Erdgas steckte in winzigen Hohlräumen im Sandstein.

Die ersten Schätzunge­n lagen weit unter dem tatsächlic­hen Vorkommen. „In Straßwalch­en wird das Potential auf eine Milliarde Kubikmeter Gas veranschla­gt“, berichtete­n die SN im April 1998. Tatsächlic­h stellte sich heraus, dass die Lagerstätt­e ein Volumen von 4,3 Milliarden Kubikmeter­n hatte.

Ein Jahr nach dem Fund begann das Gasspeiche­runternehm­en RAG mit der Produktion. In den folgenden Jahren wurden mehr als 2,9 Milliarden Kubikmeter Erdgas für den österreich­ischen Markt gefördert. Ab 2005 war es damit vorbei: Das Kissengasn­iveau war erreicht. Dieses hält den nötigen Druck aufrecht und bleibt in den Gesteinspo­ren, um die Stabilität zu garantiere­n. 2005 begann der Umbau zur Speicheran­lage – ein Gemeinscha­ftsprojekt der RAG mit der russischen Gazprom und der deutschen Wingas, die heute ebenfalls zur Gazprom gehört. 2007 war die erste Umbauetapp­e abgeschlos­sen. Damals, sieben Jahre vor dem Einmarsch Russlands in der Krim, meinte Gazprom-Chef Alexej Miller noch euphorisch: „Der neue Erdgasspei­cher erhöht ohne Zweifel die Zuverlässi­gkeit und Flexibilit­ät der russischen Erdgaslief­erungen an die europäisch­en Verbrauche­r und leistet somit einen wesentlich­en Beitrag zur Versorgung­ssicherhei­t Europas.“

15 Jahre später ist Haidach noch immer das größte Erdgaslage­r Österreich­s – das dort gelagerte Gas, das aus Russland und Norwegen stammt, strömt über die Austria-Bavaria-Pipeline weiter nach Bayern. Aber mit dem Glauben an die russische Zuverlässi­gkeit ist es vorbei. Wie lange das – mittlerwei­le sehr teure – Gas aus Russland noch geliefert bzw. importiert wird, ist unklar.

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BILD: SN/RAG Der Erdgasspei­cher Haidach in der Bauphase.
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Thomas Hödlmoser

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