Als man in Salzburg noch über Erdgas jubelte
Erdgas war als Brennstoff lange Zeit sehr beliebt. Vor allem, weil es billig war, weil Erdgasheizungen wenig Platz brauchten und wenig Arbeit bereiteten.
Entsprechend groß war die Euphorie, als 1997 in Straßwalchen ein Gasreservoir gefunden wurde. Damals waren Experten – nach seismischen Untersuchungen und Bohrungen – in der Ortschaft Haidach auf eine natürliche, seit Millionen Jahren bestehende Lagerstätte in 1600 Metern Tiefe gestoßen. Das Erdgas steckte in winzigen Hohlräumen im Sandstein.
Die ersten Schätzungen lagen weit unter dem tatsächlichen Vorkommen. „In Straßwalchen wird das Potential auf eine Milliarde Kubikmeter Gas veranschlagt“, berichteten die SN im April 1998. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Lagerstätte ein Volumen von 4,3 Milliarden Kubikmetern hatte.
Ein Jahr nach dem Fund begann das Gasspeicherunternehmen RAG mit der Produktion. In den folgenden Jahren wurden mehr als 2,9 Milliarden Kubikmeter Erdgas für den österreichischen Markt gefördert. Ab 2005 war es damit vorbei: Das Kissengasniveau war erreicht. Dieses hält den nötigen Druck aufrecht und bleibt in den Gesteinsporen, um die Stabilität zu garantieren. 2005 begann der Umbau zur Speicheranlage – ein Gemeinschaftsprojekt der RAG mit der russischen Gazprom und der deutschen Wingas, die heute ebenfalls zur Gazprom gehört. 2007 war die erste Umbauetappe abgeschlossen. Damals, sieben Jahre vor dem Einmarsch Russlands in der Krim, meinte Gazprom-Chef Alexej Miller noch euphorisch: „Der neue Erdgasspeicher erhöht ohne Zweifel die Zuverlässigkeit und Flexibilität der russischen Erdgaslieferungen an die europäischen Verbraucher und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas.“
15 Jahre später ist Haidach noch immer das größte Erdgaslager Österreichs – das dort gelagerte Gas, das aus Russland und Norwegen stammt, strömt über die Austria-Bavaria-Pipeline weiter nach Bayern. Aber mit dem Glauben an die russische Zuverlässigkeit ist es vorbei. Wie lange das – mittlerweile sehr teure – Gas aus Russland noch geliefert bzw. importiert wird, ist unklar.