Sie schafft Platz für Rebellinnen
Früher war sie Hoteldirektorin. Jetzt hat Sophie Zimmermann einen Coworking-Space in Salzburg eröffnet. Männer sind hier nicht willkommen.
SALZBURG-STADT. Wenn sich Sophie Zimmermann an ehemalige Vorgesetzte in der Hotellerie erinnert, verschwindet das Lächeln aus ihrem Gesicht. Da habe sie etwa gehört, dass „Frauen eigentlich an den Herd gehören und nicht in eine Führungsposition“, erzählt sie wütend.
Solche Sätze eines Chefs will sie nicht mehr hören. Und auch nicht die Ratschläge von Kolleginnen, dass man als Frau eben für den Erfolg mehr kämpfen, mehr lächeln und mehr flirten müsse. „Ich will mich nicht verbiegen“, sagt Zimmermann. Deshalb ist sie jetzt ihre eigene Chefin. Anfang März sperrte sie einen Coworking-Space namens „Frebels“auf. Der Name steht für „female rebels“, sprich Rebellinnen. Willkommen sind hier nur Frauen. Warum? „Weil es diesen Ort noch nicht gab. Einen Platz, wo Frauen gern hinkommen, sich vernetzen können und sein dürfen, wer sie sind“, sagt die 33-Jährige.
Als Partnerin bei Frebels mit an Bord ist Luise Petzhold. Zwei Jahre lang suchten sie nach einer passenden Immobilie. Fündig wurden sie in der Judengasse in der Salzburger Altstadt. Hier werden Arbeitsplätze auf Zeit vergeben. Der Großteil der höhenverstellbaren Schreibtische ist bereits gebucht. Etwa von jungen Gründerinnen oder einer Mutter, die ab und zu einen ruhigen Arbeitsplatz sucht. Auch eine Amerikanerin, die der Liebe wegen nach Salzburg gekommen ist und weiter für ihren kalifornischen Arbeitgeber tätig ist – zu kalifornischen Zeiten –, hat einen Platz gebucht. „Sie kommt also erst am Nachmittag und arbeitet bis in die Nacht.“
Ein Schreibtisch für einen Monat kostet 325 Euro, für einen Tag sind es 40 Euro. Internet, Drucker, ein separater Besprechungsraum und Kaffee sind inklusive. Und, zumindest nach den Wünschen Zimmermanns, auch Hilfe der Nachbarinnen. Denn in ihrer bisherigen Laufbahn habe sie oft das Gegenteil erlebt. „Es ist vielleicht in gewisser Weise verständlich, dass jede die Ellbogen ausfährt, wenn oben die Luft für Frauen immer dünner wird. Aber hilfreich ist das halt nicht.“Bei Frebels sollten sich Frauen stattdessen gegenseitig unterstützen und voranbringen. „Männer machen das ja auch seit eh und je erfolgreich mit ihren Seilschaften.“
Angeschlossen ans Coworking ist deshalb auch ein Frauennetzwerk. Wer Mitglied im Frebels Members Club ist, kann Veranstaltungen besuchen und die Räumlichkeiten nutzen. „Wir wollen vor allem junge Frauen ansprechen. Es braucht nicht noch ein Netzwerk für Frauen, die bereits viele Kontakte haben, und bei dem das Durchschnittsalter
bei 50 plus liegt“, sagt Zimmermann. Sie denkt eher an Zugezogene, die niemanden kennen, Studentinnen oder Mütter, die nach der Karenz einen beruflichen Neustart wagen wollen.
Die 33-jährige Salzburgerin zog es nach dem Besuch der Ursulinen und der Tourismusschule Klessheim in die Hotellerie. Auf ein Bachelorstudium in Großbritannien folgten Stationen im Schloss Fuschl, im Hotel Sacher, bei Tripadvisor in London und im Astoria Resort in Seefeld. Dort erlebte sie auch, wie wichtig weibliche Vorbilder sind. Ihre ehemalige – und bis dato einzige – Chefin hat sie stark geprägt: Ex-Sacherund nunmehrige Astoria-Chefin Elisabeth Gürtler. „Das war eine tolle Erfahrung. Sie hat mir gezeigt, dass man als Frau erfolgreich sein kann und respektiert wird. Und dass man immer wieder Neues schaffen kann“, erzählt Zimmermann. Sie habe viel von Gürtler gelernt. Etwa, wie man in Verhandlungen nicht ständig unterbuttert wird. „Mein Ziel war, bis zum 30. Lebensjahr Hoteldirektorin zu sein. Das habe ich mit 29 erreicht“, sagt sie selbstbewusst. Sie baute ein Hotel in Ellmau bei Kitzbühel auf. Dann brachte sie ein Schicksalsschlag in der Familie zurück nach Salzburg.
Hier will sie mit Frebels bleiben. Neben Coworking und Frauennetzwerk betreiben Zimmermann und Petzhold noch eine kleine Marketingagentur. Und sie haben noch ein weiteres Projekt, bei dem mit Zimmermanns Lebensgefährten auch ein Mann mit an Bord ist: „Geh Gassi“ist eine App, mit der Hundebesitzer Gassigeher buchen können. Sie soll im Sommer starten.
„Wir wollen vor allem junge Frauen ansprechen.“
Sophie Zimmermann, Frebels