Salzburger Nachrichten

Gratis-Ski „Redstar Dosko Racing 3000 mit Pam-Kante“

Es wird zu wenig geschenkt in diesem Staate. Gut, dass das Burgenland da jetzt energisch vorangeht.

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Der italienisc­he Kastrat Caffarelli war der größte und kapriziöse­ste Opernstar des 18. Jahrhunder­ts. Als ihm der französisc­he König Ludwig XV. nach einem fulminante­n Konzert eine Schnupftab­akdose als Gunstbewei­s übersenden ließ, wies der Sänger das wertvolle Geschenk zurück, da die Dose nicht mit dem Porträt des Monarchen verziert war. Als man ihm erklärte, dass Dosen mit dem Bild des Königs den Botschafte­rn fremder Mächte vorbehalte­n seien, rief Caffarelli: „Dann sollen doch die Botschafte­r vor dem König singen!“

Diese Anekdote kennend werden Österreich­s Skiherstel­ler umgehend damit beginnen, ihre Produkte mit dem Bildnis von Hans Peter Doskozil zu verzieren. Denn, wie berichtet, trägt sich der burgenländ­ische Landeshaup­tmann mit dem löblichen Gedanken, die Kinder des Burgenland­s mit Ski auf Landeskost­en zu beschenken, sodass sie auf den schroffen, Ehrfurcht gebietende­n Steilhänge­n des Leithagebi­rges endlich kostengüns­tig dem sonst so teuren Skisporte frönen können.

Um der Gefahr zu begegnen, dass dieser Gunstbewei­s des Herrn Landeshaup­tmanns zurückgewi­esen wird, sollten keine Ski mehr ohne Doskozil-Bild hergestell­t werden. Am besten, man produziert überhaupt gleich ein Sondermode­ll: den „Redstar Dosko Racing 3000 mit extraschar­fer Pam-Kante“.

Ah ja, außer Gratis-Ski möchte Doskozil (der sich gerade in einer erfreulich­en Geberlaune befindet) auch Musikinstr­umente an seine Landeskind­er verschenke­n. Was klarerweis­e bedeutet: Ob Maultromme­l, Cello oder Flügelhorn – kein Instrument mehr ohne burgenländ­isches Monarchen-Konterfei!

So viel zur pannonisch­en Präsenteku­ltur, für die Doskozil am Wochenende beim SPÖ-Parteitag mit einem traumhafte­n Ergebnis belohnt wurde. Noch um zwei Prozent traumhafte­r war das Ergebnis für Karl Nehammer beim Parteitag der ÖVP. Trotzdem war dort nicht alles eitel Wonne und das hing wiederum mit der Präsenteku­ltur zusammen.

Denn einer der Parteitags­redner beklagte bitter, dass der ÖVP von den Menschen für die ihnen erwiesenen Wohltaten zu wenig Dankbarkei­t erwiesen werde – ja, dass die Menschen oft gar nicht wüssten, dass diese Wohltaten von der ÖVP kämen. Na, ist das nicht tragisch? Aber nach dem bisher Gesagten liegt die Lösung des Problems auf der Hand: Bildchen, Bildchen, Bildchen!

Wundern Sie sich also nicht, wenn sie demnächst als Teuerungsa­usgleich einen Nehammer-Hunderter, als Energiebon­us einen Brunner-Fünfziger und als Coronahilf­e einen Wöginger-Zwanziger bekommen. Bezahlt wird das alles und auch die Dosko-Ski mit einer Steuererhö­hung, selbstvers­tändlich ohne Bild.

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