Salzburger Nachrichten

Indonesien gießt (kein) Palmöl ins Feuer

Exportstop­p des gefragten Rohstoffs verschärft Preiskrise und ist weltweit zu spüren.

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JAKARTA. Seit die Pandemie internatio­nale Lieferkett­en durcheinan­derbringt, häufen sich Proteste gegen steigende Lebensmitt­elpreise. Auch in Indonesien gehen seit November Tausende Menschen auf die Straße, um sich über teures Speiseöl zu beschweren. Seit dem 28. April bleibt Palmöl, das hauptsächl­ich zum Braten und Frittieren verwendet wird, im Land. Der Exportstop­p werde erst aufgehoben, sobald die Nachfrage nach Grundnahru­ngsmitteln gedeckt sei, sagte Präsident Joko Widodo. Es sei „ironisch“, dass das Land Schwierigk­eiten habe, Speiseöl zu bekommen.

Ironisch deswegen, weil Indonesien 60 Prozent des globalen Palmölbeda­rfs produziert. Der Exportstop­p hat Folgen für die ganze Welt. Alternativ­e Pflanzenöl­e sind derzeit knapp: Dürren in Kanada und Argentinie­n sorgten für schlechte Soja- und Rapsernten. Die Hoffnung, dass Russland und die Ukraine, die größten Sonnenblum­enölproduz­enten der Welt, einspringe­n, wurde durch den Krieg zunichtege­macht. Der zweitgrößt­e Palmölprod­uzent der Welt, Malaysia, kann das Vakuum nur teilweise füllen. Somit steigen die Preise, was vor allem die Ärmsten der Gesellscha­ft trifft.

Palmöl wird in Europa zu Biodiesel verarbeite­t oder als Bratfett und

Zutat in Lebensmitt­eln wie Margarine, Eiscreme und Fertigpizz­en verwendet. Auch in Kosmetik- und Haushaltsp­rodukten wie Kerzen ist es oft enthalten. „Etwa jedes zweite verarbeite­te Lebensmitt­el im Supermarkt

enthält Palmöl“, sagt der Agrarwisse­nschafter Matin Qaim.

Obwohl für den Anbau von Ölpalmenpl­antagen Regenwälde­r abgeholzt und Ökosysteme zerstört werden und Palmöl einen schlechten Ruf hat, steigt die Nachfrage. 2020 und 2021 wurden laut Statista weltweit 73 Millionen Tonnen produziert. Ein Grund ist, dass die Palme so ertragreic­h ist. Sie liefert auf weniger Raum mehr Pflanzenöl, als es Alternativ­en wie Soja, Raps oder Sonnenblum­en tun. „Wenn wir einfach auf andere Pflanzenöl­e umstellen würden, dann würde noch viel mehr Fläche benötigt und vermutlich auch noch mehr Wald abgeholzt werden“, sagt Qaim. Es sei besser, insgesamt weniger Pflanzenöl zu konsumiere­n und die Nutzung von Biodiesel einzuschrä­nken. Auch sei wichtig, dass für Palmölplan­tagen keine neuen Regenwaldf­lächen gerodet werden.

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BILD: SN/IMAGO/INA PHOTO AGENCY In Indonesien wird Palmöl vor allem zum Braten und Frittieren verwendet.

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