Salzburger Nachrichten

Bei der Kurzarbeit wird genauer hingeschau­t

Die Kurzarbeit, wie sie jetzt ist, kann noch bis Jahresende in Anspruch genommen werden. Es wurden aber einige Hürden eingebaut.

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SALZBURG. Seit Wochen wurde darüber diskutiert, ob es ab Juli ein neues Kurzarbeit­smodell geben wird und wie es aussehen könnte. Seit Dienstag ist fix und im AMSVerwalt­ungsrat beschlosse­n: Bis Jahresende bleibt alles beim Alten – zumindest, was den Rahmen angeht. Die Kostenbete­iligung der Arbeitgebe­r bleibt bei 15 Prozent, die Nettoersat­zrate für Beschäftig­te liegt je nach Einkommens­höhe bei 90, 85 oder 80 Prozent.

Ganz so einfach wie bisher wird die großzügige Unterstütz­ung aber nicht mehr zu haben sein. Arbeitsmin­ister Martin Kocher (ÖVP) kündigte am Dienstag eine „strengere Prüfung“an und dass es Kurzarbeit nur noch in „ganz spezifisch­en Fällen“geben werde. Einblicke in die Details der neuen Richtlinie gab AMS-Chef Johannes Kopf.

Arbeitgebe­r, die Kurzarbeit anmelden wollen, müssen künftig ein verpflicht­endes Beratungsv­erfahren mit drei Wochen Frist über sich ergehen lassen, „das ist die Hauptersch­wernis“, erklärt Kopf. Dabei werden alternativ­e Lösungen geprüft, etwa der Abbau von Alturlaub oder von Zeitguthab­en, ob flexiblere Arbeitszei­tmodelle möglich wären oder Bildungska­renz statt Kurzarbeit. Abgewickel­t wird das Beratungsv­erfahren vom AMS mit dem jeweiligen Betriebsra­t und den Sozialpart­nern, bei kleineren Betrieben sei die Gewerkscha­ft dabei.

Statt Kurzarbeit könnte aber auch eine Kündigung empfohlen werden, nämlich dann, wenn es in der betreffend­en Region, in der sich der Betrieb befindet, einen Fachkräfte­mangel gibt und das AMS gleichzeit­ig Stellenang­ebote zur Verfügung hat, „die Leute finden dann woanders auch einen Job“, erklärt Kopf. Aktuell wundere er sich darüber, dass in der Beherbergu­ng und Gastronomi­e rund 7600 Beschäftig­te in Kurzarbeit seien, „das sind 1000 mehr als am Ostersonnt­ag“. Da liege der Gedanke nahe, dass hier Saisonschw­ankungen ausgeglich­en würden, „das ist aber nicht die Idee der Kurzarbeit“, betont Kopf. Ein Drittel der Betriebe aus dem Tourismus, die Kurzarbeit angemeldet haben, sucht über das AMS gleichzeit­ig auch Personal. Aktuell habe die Branche 15.500 offene Stellen gemeldet. Im Juli und August wolle er deshalb „im Tourismus keine Kurzarbeit mehr sehen“, stellt der AMS-Chef klar.

Bis zur Coronapand­emie sei Kurzarbeit für große Betriebe vorgesehen gewesen, da seien automatisc­h auch die Betriebsrä­te miteingebu­nden gewesen. „Jetzt haben wir Tausende Minibetrie­be, natürlich passiert da auch Missbrauch“, sagt Kopf. 38 Prozent der Betriebe mit Kurzarbeit hätten nur einen Mitarbeite­r angemeldet, da werde man „jetzt kritischer hinschauen“.

Neu ist auch, dass die ausgefalle­nen Arbeitsstu­nden, die der Arbeitgebe­r dem AMS zur Abrechnung vorlegt, nun auch den Arbeitnehm­ern übermittel­t werden. Die Idee dahinter sei, „dass uns niemand legt“, betont Kopf, „es ist eine soziale Kontrolle“.

Derzeit befinden sich in Österreich rund 53.000 Beschäftig­te in Kurzarbeit. Rund 25.000 Betroffene sind es in der Industrie, die mit Materialma­ngel und den Auswirkung­en des Ukraine-Krieges kämpft. Dahinter kommen der Tourismus (7600 Betroffene), die Dienstleis­tungsbranc­he mit Zeitarbeit (5700), der Handel (4700) sowie der Verkehr (4300).

„Im Juli und August will ich im Tourismus keine Kurzarbeit mehr sehen.“Johannes Kopf, AMS-Vorstand

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