„Smarte Haut“entwickelt
Künstliche Haut erfasst feinfühliger als menschliche Fingerspitzen.
Die gebürtige Italienerin Anna Maria Coclite hat nach knapp sechs Jahren Forschungsarbeit an der Technischen Universität Graz die „smarte Haut“der nächsten Generation von intelligenten künstlichen Materialien entwickelt. Ihre „Smartskin“verbindet multisensorische Eigenschaften und kann Informationen über Feuchtigkeit, Temperatur und Druck erfassen – noch dazu feinfühliger, als es die menschlichen Fingerspitzen können, hieß es in einer Aussendung der TU. Das Ergebnis ihrer Forschung wurde nun im Fachjournal „Advanced Materials Technologies“veröffentlicht.
Das Hybridmaterial verfügt über 2000 einzelne Sensoren. Jeder davon besteht aus einem intelligenten Polymer in Form eines Hydrogels im Inneren und aus einer Schale aus piezoelektrischem Zinkoxid. Das Ergebnis ist ein hauchdünnes Material, das mit extrem hoher räumlicher Auflösung simultan auf Krafteinwirkung, Feuchtigkeit und Temperatur reagiert und entsprechende elektronische Signale abgibt. „Die ersten Materialsamples sind sechs Mikrometer dünn, also 0,006 Millimeter. Es ginge aber sogar noch dünner“, so Coclite. Zum Vergleich:
Die menschliche Oberhaut, die Epidermis, ist 0,03 bis 2 Millimeter dick. Die Haut des Menschen nimmt Dinge ab einer Größe von etwa einem Quadratmillimeter wahr. Die „Smartskin“hat eine tausend Mal kleinere Auflösung und kann Objekte registrieren, die für die menschliche Haut zu klein sind – etwa Mikroorganismen.
Im Gesundheitswesen beispielsweise könnte das Sensormaterial selbstständig Mikroorganismen erkennen und entsprechend melden. Denkbar seien auch Prothesen, die der Trägerin oder dem Träger Auskunft über Temperatur oder Feuchtigkeit geben, oder Roboter, die ihre Umwelt sensibler wahrnehmen können, beschrieb die TU Graz in ihrer Aussendung.