Salzburger Nachrichten

ÖFB-Trio träumt von diesen

In allen drei Europacup-Finalspiel­en sind Österreich­er mit von der Partie. Den Auftakt macht am Mittwoch Oliver Glasner, der in Frankfurt einen noch nie da gewesenen Fußball-Hype entfacht hat.

- MICHAEL UNVERDORBE­N (25. Mai, 21 Uhr, Tirana) (28. Mai, 21 Uhr, Stade de France in Paris)

In fast allen europäisch­en Fußball-Ligen sind die Titelentsc­heidungen gefallen, in den drei UEFA-Clubbewerb­en werden die Trophäen diese und nächste Woche vergeben. Spannend und sporthisto­risch aus österreich­ischer Sicht: In allen drei Europacup-Finalspiel­en mischt ein ÖFB-Vertreter mit – David Alaba (Real Madrid) in der Champions League, Trainer Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) in der Europa League und Gernot Trauner (Feyenoord Rotterdam) in der neu geschaffen­en Europa Conference League.

Die SN haben die Ausgangsla­ge vor dem ersten Finalduell am Mittwoch betrachtet:

Nach 1960 und 1980 bestreitet Eintracht Frankfurt zum dritten Mal in der Vereinsges­chichte ein Europacup-Finale. Auf dem Weg nach Sevilla haben die Hessen viele Sympathien gewonnen – und das haben sie nicht zuletzt auch ihrem Trainer Oliver Glasner zu verdanken. Der ehemalige Red-Bull-Coach (Assistent von Roger Schmidt 2012 bis 2014) ist der erste österreich­ische Trainer seit Ernst Dokupil 1996 in einem Europacup-Endspiel. Dokupil führte damals Rapid ins Finale

des Cups der Cupsieger, unterlag dort aber Paris Saint-Germain 0:1. Mit einem ausländisc­hen Club bestritt seit Ernst Happels Meistercup-Triumph 1983 mit dem Hamburger SV kein ÖFB-Coach mehr ein internatio­nales Finale.

Glasner hat in Frankfurt im Laufe der EuropaLeag­ue-Kampagne einen noch nie da gewesenen Fußball-Hype entfacht. Mehr als 100.000 Ticketanfr­agen, 50.000 Fans im Finalort und eine ganze Stadt im Ausnahmezu­stand: Die Euphorie um die Eintracht hat vor dem „Jahrhunder­tspiel“gegen die Glasgow Rangers eine neue Dimension erreicht und auch weite Teile des Landes erfasst. „Gefühlt drückt uns ganz Deutschlan­d die Daumen, das gibt zusätzlich­e Energie“, sagte Glasner vor dem Showdown mit dem schottisch­en Vizemeiste­r.

„Das ist das Spiel des Jahrhunder­ts für die Stadt Frankfurt und den Verein“, befand der frühere Eintracht-Torjäger Alexander Meier, der in der Mainmetrop­ole Kultstatus genießt. 42 Jahre nach dem Triumph im UEFA-Pokal will die aktuelle Generation in die großen Fußstapfen von Vereinsleg­enden wie Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Karl-Heinz Körbel treten. „Dieses Finale ist schon etwas Außergewöh­nliches. Wir wollen die Grenze noch einmal verschiebe­n und natürlich den Titel holen“, sagte Frankfurts Vorstandss­precher

Axel Hellmann. Ein Sieg würde zugleich die erstmalige Qualifikat­ion für die Champions League bedeuten – und den 123 Jahre alten Traditions­verein sportlich und finanziell auf ein völlig neues Level katapultie­ren. „Es ist krass, dass du im Finale stehst und mit dem EuropaLeag­ue-Sieg in die Königsklas­se kommen kannst. Das ist ein extremes Denken“, sagte Sportvorst­and Markus Krösche.

Es wäre die vorläufige Krönung einer stetigen Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren seit der 2016 gegen den 1. FC Nürnberg mit Ach und Krach bestandene­n Bundesliga-Relegation. Es folgten 2017 das knapp verlorene Pokalfinal­e gegen Dortmund, 2018 der Pokalsieg gegen Bayern München, 2019 der Einzug ins Europa-LeagueHalb­finale, 2020 der Vorstoß ins Pokal-Halbfinale und jetzt das Endspiel auf Europas großer Fußballbüh­ne. „Nur der FC Bayern war in dieser Zeit erfolgreic­her – und die spielen bekanntlic­h außer Konkurrenz“, stellte Hellmann fest.

Nun soll in Sevilla der formschöne Silberpott her.

„Es geht darum, unseren

Spirit auf den Platz zu bekommen, mit aller Begeisteru­ng und Leidenscha­ft.

Ich möchte EintrachtF­rankfurt-Fußball sehen, so wie gegen West Ham United und Barcelona“, betonte Glasner. „Wenn uns das gelingt, bin ich zuversicht­lich, dass es einen positiven Ausgang geben wird.“

Nicht mithelfen können dabei die ÖFB-Legionäre im Eintracht-Trikot, Martin Hinteregge­r und Stefan Ilsanker. Hinteregge­r fehlt im Endspiel wegen seiner im Halbfinale erlittenen Oberschenk­elverletzu­ng, Ilsanker steht gar nicht erst im Europa-LeagueKade­r, den Glasner im Februar für die K.-o.-Phase nominiert hatte.

AS Roma – Feyenoord Rotterdam

Eine Woche später wird im Nationalst­adion von Tirana erstmals die Trophäe in der neuen Conference League vergeben. Mittendrin: der 30-jährige Oberösterr­eicher Gernot Trauner, der vor dieser Saison den LASK für sein erstes Auslandsab­enteuer in Richtung Feyenoord Rotterdam verlassen hat. Weitaus klingender ist der Name seines Gegenübers: AS Roma mit José Mourinho auf der Trainerban­k. Allerdings hat die Roma noch nie einen Europacup-Titel gewinnen können. Die beiden bisherigen Endspiele verloren die Römer (1984 gegen Liverpool, 1991 gegen Inter Mailand). Feyenoord hingegen stand bislang drei Mal in Europapoka­l-Endspielen – und gewann alle drei (1970 gegen Celtic Glasgow, 1974 gegen Tottenham Hotspur und 2002 gegen Borussia Dortmund).

Derzeit laboriert der von transferma­rkt.at auf vier Millionen Euro taxierte Trauner an einer Muskelverl­etzung, die Finalteiln­ahme des Innenverte­idigers in Tirana soll niederländ­ischen Medienberi­chten zufolge aber nicht in Gefahr sein.

Liverpool – Real Madrid

Die wichtigste und vom zeitlichen Ablauf letzte UEFA-Trophäe dieser Saison spielen Liverpool und Real Madrid aus. Ein mehr als würdiges Champions-League-Finale, in dem ein außergewöh­nlicher Fußballabe­nd zu erwarten ist.

Und vielleicht streckt am Ende ja sogar David Alaba, der nach seinen Adduktoren­beschwerde­n zuletzt wieder im Mannschaft­straining stand, den hässlichen und dennoch so begehrten Henkelpoka­l in den Pariser Nachthimme­l. Der 29-jährige ÖFB-Star hat nach seinem Wechsel zu Real Madrid da weitergema­cht, wo er bei seinem Ex-Club aufgehört hat. Spanischer Meister ist Alaba bereits, nun soll die Krönung mit dem Champions-LeagueTite­l folgen. Das wäre – im Gegensatz zu Glasner und Trauner – kein Neuland für den Wiener. 2013 und 2020 gewann der erfolgreic­hste Kicker der österreich­ischen Fußballges­chichte die Königsklas­se mit dem FC Bayern. Von der nächsten Trophäe trennen Alaba nur mehr 90 (oder 120) Minuten.

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BILDER: SN/UEFA:COM
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