Dominic Thiems zähe Rückkehr überrascht Trainervater nicht
Wolfgang Thiem erwartet den Tennisstar zu Jahresende in alter Stärke. Jürgen Melzer: „Dreckiger Sieg kann viel bewirken.“
GENF, WIEN. Die ohnehin, verglichen mit den vergangenen Jahren, niedrigen Erwartungen müssen noch einmal zurückgeschraubt werden. Das ist spätestens seit der Auftaktniederlage in Genf, der sechsten in Folge, klar. Dominic Thiem tritt auf der Stelle. Oder sogar „einen Schritt zurück“, wie Österreichs Tennisstar seine Leistung beim 3:6, 4:6 gegen Marco Cecchinato analysierte. Am Sonntag beginnen die French Open.
„Das erste Ziel ist, dass ich in Paris wieder top in Form bin“, hatte Thiem noch vor vier Wochen, nach dem Aus in Belgrad, gesagt. Von seiner Topform ist der 28-Jährige derzeit aber weit entfernt. Dass sich der Weg dorthin derart zäh gestaltet, hatte man nicht in dieser Dimension erwartet und schon gar nicht erhofft. Trainervater Wolfgang Thiem sieht das aber relativ nüchtern. „Bei dieser Handgelenksverletzung bist du bei jedem Schlag damit konfrontiert. Immer noch. Daher bin ich nicht überrascht. Tennis ist ein Wiederholungssport und Siege sind das Ergebnis von Arbeit. Wenn du zehn Monate kein Match spielst, also nicht arbeiten und wiederholen kannst, dann dauert es eben seine Zeit“, erklärt Thiem den SN.
Aber was ist nun ein realistischer Zeitrahmen, in dem der US-OpenSieger von 2020 und ehemalige Weltranglistendritte wieder zu alter Stärke findet? „Wenn Dominic am Jahresende leistungsmäßig da steht, wo er vor der Verletzung war, dann muss man zufrieden sein.“Den mentalen Aspekt, dass sein Sohn nach den zuletzt gezeigten Leistungen zu zweifeln beginnt, sieht Wolfgang Thiem nicht als ausschlaggebend. „Die Psyche spielt da keine Rolle. Ich glaube auch nicht, dass ein Sieg so viel ändern würde. Das ist ein längerer Prozess.“Ex-Top-10Spieler Jürgen Melzer wiederum glaubt: „Er braucht einen dreckigen
Sieg. Er muss einmal hören ,Game, Set and Match Thiem‘. Das kann viel bewirken.“Der ÖTV-Sportdirektor erwartet Thiem im Herbst leistungsmäßig zurück in der Weltspitze. „Im Herbst wird er wieder mit den Besten mitspielen und gewinnen.“
Gegen sie antreten wird Thiem schon in Roland Garros, vielleicht sogar schon in der ersten Runde. Die Auslosung am Donnerstag kann für den zweifachen Finalisten einen Auftaktgegner eines Kalibers wie Rafael Nadal bringen. Apropos: Der spanische Sandplatzkönig, 13-facher Paris-Triumphator, scheint trotz seiner zuletzt wieder aufgetretenen Beschwerden am linken Fuß und der verletzungsbedingten Niederlage in Rom für die French Open bereit und motiviert. Der 35-Jährige postete ein Foto vom Training in seiner Akademie auf Mallorca. „Wir sehen uns am Mittwoch“, kündigte er seine Ankunft in Roland Garros an. Dort meisterte nach Sebastian Ofner und Julia Grabher auch Jurij Rodionov die erste von drei Hürden in den Hauptbewerb.