Salzburger Nachrichten

Schutzkonz­epte für Kinder

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Zu „Verdacht in Kindergrup­pe wurde 13 Monate vertuscht“(„Salzburger Nachrichte­n“vom 17. Mai):

Die Forderung nach mehr männlichen Elementarp­ädagogen wird derzeit wieder auf die harte Probe gestellt. Die Bestürzung, wenn es um sexualisie­rte Gewalt an Kindern geht, ist zu Recht groß. Vieles wird gefordert: von Eltern, vom Träger der Einrichtun­g, von Mitarbeite­nden. Es wird immer dann gefordert, wenn ein Fall ans Licht kommt.

Dabei sollten Maßnahmen viel früher gesetzt werden.

Seit vielen Jahren fordern die Kinderschu­tzzentren die Erstellung von Kinderschu­tzkonzepte­n für alle Institutio­nen, die mit Kindern arbeiten: Kindergärt­en, Schulen, Freizeitpä­dagogik, Sport- und andere Vereine sowie kirchliche Einrichtun­gen sollten sich im Vorfeld – mit profession­eller Begleitung – Gedanken darüber machen, wie sie für Kinder und Jugendlich­e zu sicheren Orten werden. Und eine für potenziell­e Täter und Täterinnen „unattrakti­ve“Arbeitsste­lle. Hürden wie einen Verhaltens­kodex,

die Vorlage eines erweiterte­n Strafregis­terauszugs (ist im Ehrenamt in Österreich nicht verpflicht­end!) und ein durchdacht­es Schutzkonz­ept schrecken Menschen ab, die ihre eigenen Bedürfniss­e auf Kosten von Kindern befriedige­n möchten. Bereits die Berufswahl und gezielte Auswahl der Arbeitsste­lle sind eine Strategie von Tätern und Täterinnen. Anderersei­ts müssen Institutio­nen zu Kompetenzo­rten werden, wenn es um Kindeswohl­gefährdung geht. Fachkräfte müssen Symptome deuten können und wissen, was im Verdachtsf­all zu tun ist. Es braucht verbindlic­he Notfallund Interventi­onspläne. Es braucht auch eine Kultur des Hinschauen­s und der Achtsamkei­t, eine Feedbackku­ltur, die es ermöglicht, bereits Irritation­en im Team anzusprech­en. Sexueller Missbrauch „passiert“nicht, er ist von langer Hand geplant. Damit nichts nach außen dringt, wird das Umfeld mit manipulier­t. Diese Manipulati­on lässt nach einer Aufdeckung auch Eltern und Mitarbeite­nde erschütter­t zurück. Über alle Männer in der (Elementar-)Pädagogik oder im Ehrenamt den Generalver­dacht zu stülpen ist genauso kontraprod­uktiv, wie Frauen als potenziell­e Täterinnen außer Acht zu lassen. Es braucht endlich verpflicht­ende, für die jeweilige Institutio­n passgenaue Kinderschu­tzkonzepte. Es darf nicht erst „was passieren“, wenn bereits „was passiert ist“.

Mag.a Gabriele Rothuber, Geschäftsf­ührung Fachstelle Selbstbewu­sst 5020 Salzburg

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