Salzburger Nachrichten

Andrang hält sich in Grenzen

Die Pinken bereiten sich auf die Landtagswa­hl im kommenden Jahr vor. Das Ziel ist klar. Doch die Personalde­cke ist dünn.

- vor der Landtagswa­hl

Die Neos stellen am Samstag in ihrer Mitglieder­versammlun­g die Weichen für die Landtagswa­hl. Die steht zwar erst in einem Jahr an. Aber die Partei will schon jetzt Fakten schaffen und die Listenplät­ze fixieren. Hinter der Landesspre­cherin und designiert­en Spitzenkan­didatin Andrea Klambauer gibt es zehn Bewerberin­nen und Bewerber. Darunter finden sich neben dem Zweiten Landtagspr­äsidenten Sebastian Huber und der Abgeordnet­en Elisabeth Weitgasser gleich drei Leute aus dem Umfeld der Landesräti­n: Büroleiter Lorenz

Stangl, Pressespre­cherin Karin Feldinger und Referentin Anna Rausch-Mosshammer kandidiere­n um einen Listenplat­z.

Womit sich die Frage aufdrängt: Haben die Pinken ein Personalpr­oblem? Klambauer dementiert. „Ich habe mein Büro mit sehr guten Leuten besetzt.“Angesichts des Potenzials der Partei – die Landesräti­n schätzt es auf drei bis vier Mandate – seien zehn Bewerberin­nen und Bewerber für die Listenplät­ze eine gute Zahl. Das Wahlziel für 2023: „Auf jeden Fall zulegen.“2018 erreichte die Partei beim erstmalige­n Antritt 7,3 Prozent. Sie wolle jedenfalls wieder Klubstatus erreichen – dafür sind zumindest drei Sitze im Landtag notwendig.

Zuletzt ist dieser abhandenge­kommen. Nach der Abwahl des Vorsitzend­en Sepp Egger durch Huber und Weitgasser legte dieser quasi einen fliegenden Wechsel in den ÖVP-Klub hin. Auf die Frage, inwieweit die Personalie das Klima in der Koalition beeinträch­tigt, bleibt Klambauer diplomatis­ch: „Wir haben eine konstrukti­ve Zusammenar­beit. Und darum geht es.“

Geht es nach Klambauer, wird die Koalition mit der ÖVP nach 2023 fortgesetz­t. Handlungsb­edarf sehe sie in ihren Bereichen etwa in der Elementarp­ädagogik. Dort würden sich viele Gemeinden für die Betreuung der unter Dreijährig­en nicht zuständig fühlen. „Es ist dramatisch, wie sich manche Bürgermeis­ter zurückzieh­en, obwohl es ganz klar in ihrer Verantwort­ung liegt.“Ihre Partei brauche es im Land dort, „wo es nicht um Klientelpo­litik geht“. Das zeige sich im geplanten Gesetz zu einem Hinweisgeb­ersystem,

das strenger sei als die EU-Vorgaben für den Whistleblo­wer-Schutz. Klambauer engagierte sich zuletzt auch öffentlich für das Antikorrup­tionsvolks­begehren. Ob sie in diesem Bereich ein Problem beim Koalitions­partner ÖVP ortet? Im Land sehe sie das nicht, aber: „In Österreich (auf Bundeseben­e, Anm.) schon.“

Dass intern nach den Querelen um den Klubchef Ruhe eingekehrt ist, dazu dürften auch die Ergebnisse der jüngsten SN-Meinungsum­frage beigetrage­n haben, die die Pinken bei acht Prozent sieht. „Wir sind gut auf Kurs“, meint etwa Lukas Rößlhuber, Neos-Fraktionso­bmann in der Stadt Salzburg. Er berichtet von einer parteiinte­rnen Klausur, die wichtig gewesen sei, um „gut und gestärkt in die Wahl gehen zu können“. Der Bruch mit dem abgewählte­n Klubvorsit­zenden habe wie eine Befreiung gewirkt. „Die Stimmung ist besser jetzt“, meint Rößlhuber.

Eine große Schwäche der Partei bleibt zweifellos ihre geringe Präsenz in den Bezirken. Im Lungau existiert sie de facto nicht. Und im Pinzgau verließ im Zuge der Causa Egger die Gruppe um den Mittersill­er Stadtrat Felix Germann die Partei – und begründete dies mit „Machtbeses­senheit“und „irrational­en Handlungen“. Klambauer weist das zurück. Es gebe eben Situatione­n, in denen es Führung brauche. Dass die Partei am Land schwächelt, begründet sie auch mit der Pandemie, deretwegen viele Veranstalt­ungen ausgefalle­n seien, bei denen man um neue Mitstreite­r hätte werben können. „Das hat uns schon einen ordentlich­en Dämpfer gegeben.“

Ein weiterer Dämpfer – der überrasche­nde Abschied von ExLandessp­recher und Zugpferd Sepp Schellhorn aus der Politik im Vorjahr – dürfte mit Blick auf die Umfrage geringer ins Gewicht gefallen sein als erwartet. Im vorigen Herbst hatte er durchkling­en lassen, dass sein Rückzug eher als Auszeit zu verstehen ist. Schellhorn verglich die Politik

Mit der ÖVP haben wir eine konstrukti­ve Zusammenar­beit. Und darum geht es.

Andrea Klambauer, Neos-Landesspre­cherin

mit Crystal Meth. „Einmal gezogen und du kommst nicht mehr weg.“Ob er vor der Wahl in Salzburg rückfällig wird? Schellhorn winkt ab. Die Wirkung der Landespoli­tik als Droge sei ihm zu schwach. „Gestalteri­sch sehe ich im Bund viel mehr Hebel.“

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Andrea Klambauer hat öffentlich für die ÖVP ein Korruption­sproblem hat?
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BILD: SN/HEI das Volksbegeh­ren geworben. Ob „In Österreich schon.“

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