Die FPÖ erhöht die Spannung
Wer geht für die FPÖ in die Hofburgwahl? Am Dienstag traf sich der Parteivorstand, zuvor gab es viel Geheimniskrämerei. Dabei dürfte die Entscheidung schon gefallen sein.
Es war kein eigener Punkt auf der Tagesordnung des Bundesparteivorstands der FPÖ am Dienstag, dennoch war es das zentrale Thema: Wer wird Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen bei der Hofburgwahl, die voraussichtlich im Oktober stattfindet, herausfordern? Die Nationalratsabgeordnete Susanne Fürst? Oder gar Parteichef Herbert Kickl? Die FPÖ gab sich am Dienstag zugeknöpft. Am Rande der Sitzungen hieß es lediglich, dass beschlossen wurde, die Kür des Kandidaten oder der Kandidatin dem Parteipräsidium zu übertragen – dem ranghöchsten FPÖ-Gremium. Einen Termin dafür gebe es noch nicht. Auch bei einer für Mittwoch angekündigten Pressekonferenz soll es um andere Themen als die Bundespräsidentenwahl gehen.
Zuletzt deutete jedenfalls einiges darauf hin, dass die Wahl auf Fürst fallen könnte. Eine Entscheidung, die eine gewisse Logik hätte: Mit Fürst könnte die FPÖ dem 78 Jahre alten Van der Bellen eine wesentlich jüngere Frau – Fürst ist 53 – gegenüberstellen. Die FPÖ weiß, dass bisher noch nie ein amtierender Bundespräsident bei seiner Wiederwahl gescheitert ist – mit ein Grund, warum Norbert Hofer, Van der Bellens direkter Herausforderer von 2016, bereits abgewinkt hat und lieber über ein Antreten 2028 nachdenkt. Zugleich ist die FPÖ die einzige Parlamentspartei, die eine Kandidatin oder einen Kandidaten gegen Van der Bellen aufstellt. Und da Frauen in der FPÖ traditionell unterrepräsentiert sind, könnte die Partei den Wahlkampf als Chance nutzen, um die Juristin und Anwältin Fürst zu profilieren und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Und Kickl selbst als Gegenkandidat? Bekanntlich hegt er, seit ihn Van der Bellen auf Ersuchen des damaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz als Innenminister entlassen hat, eine besondere innere Abneigung gegen das Staatsoberhaupt. Doch Kickl hat zuletzt schon eher abgewinkt. Mit ein Grund dürfte sein, dass für einen Kandidaten bei einer Hofburgwahl eher Verbindlichkeit als Angriffigkeit gefragt ist.
Die FPÖ hatte es schon vor der Bundespräsidentenwahl 2016 spannend gemacht und war am Ende doch für eine Überraschung gut: Norbert Hofer musste erst überredet werden, anzutreten. Die Alternative – die von der ÖVP zur FPÖ gewechselte Ursula Stenzel – war den Funktionären doch nicht geheuer. Fest steht, dass, wer den blauen Gegenpart einnehmen will, es mehr als schwer haben wird, an die Rekordwerte Hofers heranzukommen. Er war der bisher erfolgreichste FPÖKandidat im Rennen um das erste Amt im Staate: Im ersten Durchgang war er mit 35 Prozent Stimmenstärkster – Van der Bellen lag mit 21 Prozent auf Platz zwei. In der ersten Stichwahl unterlag Hofer mit 49,7 Prozent nur knapp, bei der Wiederholung der Stichwahl, die letztlich entscheidend war, entfielen immer noch 46,2 Prozent der Stimmen auf ihn. Den Rekordwert bis dahin hatte FPÖ-Mann Wilfried Gredler gehalten, der 1980 gegen Rudolf Kirchschläger bei dessen Wiederwahl angetreten war und knapp 17 Prozent erhalten hatte – eine Ausgangslage, die mit der aktuellen besser vergleichbar ist als die Wahl 2016.