Salzburger Nachrichten

Bahnmitarb­eiter im Fokus

Nach dem Zugunglück in Bayern besteht gegen drei Personen der Anfangsver­dacht der fahrlässig­en Tötung. Unter den Opfern sind zwei Ukrainerin­nen, die nach Bayern geflüchtet waren.

- SN-ham , dpa

Nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirc­hen hat die Staatsanwa­ltschaft München II ein Ermittlung­sverfahren gegen drei Personen wegen des Anfangsver­dachts der fahrlässig­en Tötung eingeleite­t. Bei den Beschuldig­ten handle es sich um Mitarbeite­r der Deutschen Bahn, sagte die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München II, Andrea Grape, am Dienstag. Sie betonte, dass es sich „bisher um einen Anfangsver­dacht“handle. Bis zum Abschluss der Ermittlung­en bleibe offen, ob die Bahnmitarb­eiter tatsächlic­h Mitschuld trügen. Es gelte die Unschuldsv­ermutung bis zum endgültige­n Abschluss des Verfahrens. Die „Bild“-Zeitung berichtete, bei den drei Personen handle es sich um den Streckenve­rantwortli­chen, den Lokführer und den Fahrdienst­leiter.

Wie berichtet, war der Regionalzu­g Freitagmit­tag entgleist. Fünf Menschen starben, darunter ein 13Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen und zwei Ukrainerin­nen (30 und 39 Jahre), die dem Vernehmen nach mit ihren Kindern vor dem Krieg nach Bayern geflüchtet waren. Außerdem kamen eine 51-Jährige aus Wiesbaden und eine 70-Jährige aus dem Landkreis München ums Leben. Wie die Polizei am Dienstag bekannt gab, befand sich eine 34-Jährige weiter in kritischem Zustand. Insgesamt wurden rund 40 Menschen verletzt.

Warum der Zug entgleiste, ist noch unklar. Offenbar rücken aber Schienen und Fahrgestel­le ins Zentrum der Untersuchu­ngen. Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerische­n Rundfunk, die Unfallursa­che werde „mit dem Schwerpunk­t in Richtung technische Defekte gesucht“. Fahrgestel­le von Waggons seien sichergest­ellt worden, „und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergest­ellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen.“

Nach einem Bericht der Zeitung „Die Welt“plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksst­recke Sanierungs­arbeiten: Von 25. Juni bis 9. Juli sollten demnach zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirc­hen eine nächtliche Gleislageb­erichtigun­g und Schienener­neuerungen stattfinde­n. Die Deutsche Bahn teilte mit, sich wegen der laufenden Ermittlung­en nicht äußern zu können. Man setze alles daran, die ermittelnd­en Behörden bei der Aufklärung der Unfallursa­che zu unterstütz­en, sagte ein Sprecher.

Die Ermittlung­en zur Unfallursa­che führt die Soko „Zug“bei der Kriminalpo­lizei Weilheim. Am ersten Tag habe die Soko bis zu 70 Menschen umfasst, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd. Am Dienstag waren mehr als 40 Ermittler mit der Aufklärung befasst. Auch ein Experte der Bundesstel­le für Eisenbahnu­nfallunter­suchung und ein externer Gutachter seien beteiligt. Derzeit würden Zeugen befragt. Die Ergebnisse würden bewertet und mit den Resultaten der technische­n Untersuchu­ng zusammenge­führt. Nach ersten Schätzunge­n könnten die Ermittlung­en Wochen oder Monate dauern.

Am 11. Juni ist in Garmisch-Partenkirc­hen ein Gedenkgott­esdienst mit dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und dem evangelisc­hen Regionalbi­schof Christian Kopp geplant.

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BILD: SN/APA/AFP/DOMINIK BARTL Trauer nach dem Zugunglück in Garmisch-Partenkirc­hen. Fünf Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.

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