Salzburger Nachrichten

Johnson behält sein Amt, seine Würde hat er längst verloren

- AUSSEN@SN.AT

Das Misstrauen­svotum gegen Boris Johnson war keine Revolte. Es war kein geplanter Putschvers­uch, sondern viel eher ein Ausdruck zunehmende­n Unwohlsein­s in den Reihen der Tories. Johnson hat nach und nach den Rückhalt in seiner Partei verloren. Dass es so weit kommen konnte, hat er sich selbst zuzuschrei­ben.

2019 wurde Johnson von den Tories strategisc­h eingesetzt, um den Brexit durchzubox­en. Damals verhalf ihm seine skrupellos­e Art zum Sieg; wirklich vertraut hat man ihm in der

Partei jedoch nicht. Er galt als Einzelkämp­fer, der zwar charismati­sch ist, es mit der Moral jedoch nicht so genau nimmt. Johnson hat im Verlauf seiner Amtszeit nicht nur keine Verbündete­n gefunden, es ist ihm auch nie gelungen, dieses Image zu ändern.

Weil Johnson ist, wie er ist, wird er auch nach dieser Schlappe nicht freiwillig seinen Hut nehmen. Dabei scheint er nicht zu verstehen, dass es Wichtigere­s gibt als sein politische­s Überleben: die Glaubwürdi­gkeit der Regierung und der Demokratie. Er hat sich in seinem Amt festgebiss­en, obwohl er damit sich und seiner Partei schadet. Auch wenn er aktuell noch sein Amt innehat, seine Würde hat er längst verloren.

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Susanne Ebner

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