Johnson behält sein Amt, seine Würde hat er längst verloren
Das Misstrauensvotum gegen Boris Johnson war keine Revolte. Es war kein geplanter Putschversuch, sondern viel eher ein Ausdruck zunehmenden Unwohlseins in den Reihen der Tories. Johnson hat nach und nach den Rückhalt in seiner Partei verloren. Dass es so weit kommen konnte, hat er sich selbst zuzuschreiben.
2019 wurde Johnson von den Tories strategisch eingesetzt, um den Brexit durchzuboxen. Damals verhalf ihm seine skrupellose Art zum Sieg; wirklich vertraut hat man ihm in der
Partei jedoch nicht. Er galt als Einzelkämpfer, der zwar charismatisch ist, es mit der Moral jedoch nicht so genau nimmt. Johnson hat im Verlauf seiner Amtszeit nicht nur keine Verbündeten gefunden, es ist ihm auch nie gelungen, dieses Image zu ändern.
Weil Johnson ist, wie er ist, wird er auch nach dieser Schlappe nicht freiwillig seinen Hut nehmen. Dabei scheint er nicht zu verstehen, dass es Wichtigeres gibt als sein politisches Überleben: die Glaubwürdigkeit der Regierung und der Demokratie. Er hat sich in seinem Amt festgebissen, obwohl er damit sich und seiner Partei schadet. Auch wenn er aktuell noch sein Amt innehat, seine Würde hat er längst verloren.