Salzburger Nachrichten

Sechste Korallenbl­eiche im Great Barrier Reef

Expertin: „Zukunft des Riffs steht auf Messers Schneide.“Es gibt aber Erfolge bei der Rettung.

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Wer in den Ozean vor der Nordostküs­te Australien­s eintaucht, erlebt sprichwört­lich sein blaues Wunder: Ob tropische Fischschwä­rme, Buckelund Zwergwale, Meeresschi­ldkröten, Haie, Rochen, bunte Korallen oder sanft schwingend­e Seeanemone­n – das Great Barrier Reef gehört mit seiner Vielfalt an fasziniere­nden Lebewesen zu den atemberaub­enden Naturwunde­rn des Planeten. Aber immer mehr Korallenbä­nke mutieren zu einer Art unterseeis­chem Geisterwal­d: Statt sich in ihrer Farbenprac­ht gegenseiti­g zu übertrumpf­en, verlieren die Nesseltier­e plötzlich ihre Couleur und stehen fahl und weiß da.

Das weltgrößte Riff, das sogar aus dem All zu sehen ist, ist wegen der Meereserwä­rmung in Gefahr – und immer häufiger von extremen Korallenbl­eichen betroffen. „Die Zukunft des Great Barrier Reef steht auf Messers Schneide, aber es ist noch nicht zu spät, es zu retten“, sagte Anna Marsden, Direktorin der Great Barrier Reef Foundation, zum Welttag der Ozeane am 8. Juni.

Die Meere produziere­n nicht nur viel Sauerstoff, sondern sind auch Quelle für Nahrung, Rohstoffe und Energie für uns Menschen. Gleichzeit­ig leiden sie extrem unter dem Klimawande­l. Schon im März warnten Experten angesichts höherer Meerestemp­eraturen vor einer erneuten schweren Korallenbl­eiche am Great Barrier Reef. Seit Mai ist klar: Mehr als 90 Prozent der Riffe sind bereits betroffen. Es ist die vierte massive Bleiche seit 2016 bzw. die sechste seit 1998.

Die Korallen stoßen bei schwierige­n Bedingunge­n die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst zusammenle­ben. Gebleichte Korallen sind extrem gestresst – aber sie leben noch. „Wenn die Ursache ihres Stresses beseitigt wird und es beispielsw­eise kühler wird, ist es Korallen möglich, sich zu erholen.“Zum Klimawande­l kämen für die Riffe aber auch noch andere Belastunge­n hinzu – etwa schlechte Wasserqual­ität, korallenfr­essende Dornenkron­en-Seesterne sowie Wirbelstür­me und Unwetter, betonte Marsden.

Experten suchen nun Lösungen: Erfolge gibt es bei der Züchtung hitzetoler­anterer Korallen und dabei, Korallenbl­eichen durch Kühlung und Beschattun­g zu verhindern. Zudem weisen Studien darauf hin, dass Korallen durch das Verabreich­en von Probiotika widerstand­sfähiger gegen Umweltbela­stungen gemacht werden könnten.

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Korallenbl­eiche tritt in Wellen auf.

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