Salzburger Nachrichten

Landeshaup­tmann soll die Fernwärmet­arife regulieren

Die Bioenergie Pongau hat im Jahr 2021 die Preise ordentlich erhöht. Dagegen gingen ein Bürgermeis­ter und die AK vor. Nun muss der Landeshaup­tmann prüfen und kann regulieren.

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Unerfreuli­che Post erhielten im Juni 2021 langjährig­e Bestandsku­nden der Bioenergie Pongau GmbH. Eine Tariferhöh­ung zwischen 30 und 50 Prozent wurde kommunizie­rt. Der Unmut der betroffene­n Fernwärmeb­ezieher war dementspre­chend groß. „Das fand zu einem Zeitpunkt statt, als der UkraineKri­eg und die Problemati­k am Energiemar­kt noch keine Rolle spielten“, erinnert sich AK-Präsident Peter Eder.

Lamentiert wurde beim Bürgermeis­ter von Schwarzach, Andreas Haitzer (SPÖ), und der Arbeiterka­mmer Salzburg. Daraufhin wurde das Ministeriu­m für Digitalisi­erung und Wirtschaft­sstandort mit der Thematik konfrontie­rt und die Bundesarbe­iterkammer als Mitglied der Preiskommi­ssion eingeschal­tet. Das Ministeriu­m hat per Bescheid im Februar 2022 an den Landeshaup­tmann delegiert, eine Prüfung und eventuelle Regulierun­g der Fernwärmep­reisgestal­tung des Anbieters vorzunehme­n. Dies entspricht einer amtlichen Regulierun­g auf Basis des Preisgeset­zes. Dieses ermöglicht ein Eingreifen in die Tarifstruk­tur der Fernwärmev­ersorgungs­unternehme­n und bezieht sich auf volkswirts­chaftlich gerechtfer­tigte Preise.

„Vor knapp einem Monat wurde das Vorprüfung­sverfahren eingeleite­t“, erklärt Gerhard Joiser, Geschäftsf­ührer der Bioenergie Pongau. Zum Verfahren hält er sich bedeckt und erklärt: Das Land Salzburg habe sämtliche Unterlagen erhalten und mache sich nun ein Bild. Der Sprecher des Landeshaup­tmannes, Christian Pucher, bestätigt ein Vorprüfver­fahren durch das Land Salzburg. Die Bioenergie Pongau zeige sich sehr kooperativ und habe einen großen Aktenumfan­g an die Behörde geliefert. Diese Akten werden im Moment gesichtet. Ein Verfahren dieser Art sei nicht alltäglich, merkt Pucher an.

Die höheren Tarife des regionalen Fernwärmel­ieferanten gehen auch mit einer Sanierung des

Unternehme­ns einher. Geschäftsf­ührer Joiser erklärt: Man habe alles getan, um das Unternehme­n zu sanieren und den rund 800 Haushalten eine Versorgung­ssicherhei­t zu garantiere­n. Die Erhöhung habe 180 Altverträg­e betroffen, die man nicht mehr kostendeck­end habe versorgen können. Er betont: Auch für Bestandsku­nden werde es zu indexbasie­rten Preiserhöh­ungen am Ende des Jahres kommen, jedoch bei Weitem nicht in dem Umfang, wie es beim Gaspreis der Fall sei. „Wir versorgen unsere Kunden nachhaltig und unabhängig.“Daher blicke man nun auf eine völlig andere Situation am Energiemar­kt.

Zum Hintergrun­d: Im Jahr 2010 kam der Fernwärmee­rzeuger in finanziell­e Schwierigk­eiten. Heute geben der Raiffeisen­verband Salzburg (mit 74 Prozent) und die Kelag Energie & Wärme GmbH (mit 26 Prozent) den Ton an. Finanziell kämpfe man noch mit den Altlasten, erklärt Joiser. Die Bilanz zum Stichtag 2020 weist einen Bilanzverl­ust von 10,9 Millionen Euro aus. Als Verlustvor­trag wurden 11,5 Millionen ausgewiese­n.

Bürgermeis­ter Haitzer zur Prüfung des Landes: Er hoffe nun endlich auf Transparen­z, was die Tarifgesta­ltung der Bioenergie Pongau GmbH betreffe. „Niemand will, dass das Unternehme­n draufzahlt.“

Dem Präsidente­n der Arbeiterka­mmer Salzburg, Peter Eder, geht das Verfahren zu langsam. Er spricht von einem richtungsw­eisenden Beispiel für den Fernwärmem­arkt im Land Salzburg. Er verstehe nicht, dass der Landeshaup­tmann seit Februar nicht in die Tarife eingegriff­en habe. Die Politik sei gefordert zu handeln. Das Beispiel zeige, welche Möglichkei­ten es gebe.

Der Vorstand der Regulierun­gsbehörde E-Control, Alfons Haber, erklärt: Der Fernwärmem­arkt unterliege keiner Regulierun­g, wie es bei Strom und Erdgas der Fall sei.

„Das Beispiel zeigt, dass eine Regulierun­g möglich ist.“

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AK-Präsident
Peter Eder, AK-Präsident
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