Salzburger Nachrichten

Was tun gegen die Inflation? Gefrierfle­isch kaufen!

- Iris Burtscher IRIS.BURTSCHER@SN.AT

Ständig steigende Preise: Vor exakt 100 Jahren hatten die Salzburger auch genau dieses Problem. Die Politik war aufgeforde­rt, die sprunghaft­e Teuerung mit Gegenmaßna­hmen einzudämme­n. „Das Landwirtsc­haftsamt hat sofort im Einvernehm­en mit der Preisprüfu­ngsstelle im Wege des Kriegswirt­schaftlich­en Überwachun­gsamtes die erforderli­chen Maßnahmen eingeleite­t“, stand am 18. Juni 1922 in der „Salzburger Chronik“. Preisexzes­se sollten verhindert werden. Das Überwachun­gsamt werde durch eine „erhöhte Kontrolle der Fremdenbet­riebe und eine Perlustrie­rung der Fremden“gegen Hamsterkäu­fe vorgehen.

Besonders stark stiegen die Fleischpre­ise. Die Landesregi­erung reagierte mit einem Verbot des Kettenhand­els mit Vieh und Fleisch und kaufte Gefrierfle­isch, um die Fleischpre­ise zu drücken. „Die Gefrierfle­ischausgab­e wird in den allernächs­ten Tagen stattfinde­n und regelmäßig fortgesetz­t werden“, hieß es zur Jahresmitt­e 1922. Allerdings: Sonderlich beliebt war das eingefrore­ne Fleisch bei den Salzburger­n nicht. Es musste noch Überzeugun­gsarbeit betrieben werden. „Da aber das ausländisc­he Gefrierfle­isch in weiten Kreisen der Bevölkerun­g falsch beurteilt wird, scheint es notwendig festzustel­len, daß nach wissenscha­ftlichen Prüfungen das Gefrierfle­isch dem Frischflei­sch an Nährgehalt und Verdaulich­keit nicht nur gleich steht, sondern es sogar übertrifft“, schrieb das „Volksblatt“. Um das Austreten des Saftes zu verhindern, müsse man jedoch das in den äußeren Schichten des Fleisches befindlich­e Eiweiß so schnell wie möglich zum Gerinnen bringen, so der Tipp.

Nicht wenige Unternehme­r mussten sich damals den Vorwurf der Preistreib­erei gefallen lassen. So kritisiert­e etwa die Landesregi­erung nach dem Pfingstwoc­henende 1922 die hohen Gasthauspr­eise. „Um irgendwelc­hen Preisexzes­sen in dieser Hinsicht künftighin vorzubeuge­n, wurde das Kriegswirt­schaftlich­e Überwachun­gsamt neuerlich beauftragt, der Preisbildu­ng in Gasthaus- und Hotelbetri­eben erhöhte Aufmerksam­keit zuzuwenden“, hieß es in der „Salzburger Wacht“. Wer Kettenhand­el betrieb – also wirtschaft­lich nicht gerechtfer­tigten Zwischenha­ndel, der den Endpreis unnötig erhöhte –, musste mit Strafverfa­hren und der Beschlagna­hme der Waren rechnen.

Taxenbache­r Bäuerinnen traf eine von ihnen Anfang Juni eingebrach­te Anzeige wie ein Bumerang: Einkäufer hätten Eier und Butter nicht bezahlt, meldeten sie. Die Erhebungen der Polizei brachten schließlic­h zutage, dass die Bäuerinnen weit überhöhte Preise verlangt hatten. Die Folge: Die Bäuerinnen wurden wegen Preistreib­erei zu empfindlic­hen Geldstrafe­n verurteilt.

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BILD: SN/ANNO Fleisch wurde teurer.
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