Salzburger Nachrichten

Antwortboy­kott bei Fragen der Staatsanwä­lte

Zäher zweiter Befragungs­tag in Prozess um Bestechlic­hkeit gegen Ex-Vizekanzle­r Strache.

- Schli

„Verbund, OMV, BIG, Casino“: Irgendwo werde es eine weitere Möglichkei­t geben, Aufsichtsr­at zu werden, chattete ExFPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache mit seinem ob eines nicht erlangten ÖBB-Aufsichtsr­atsmandats enttäuscht­en Freund Siegfried Stieglitz. Und: „Aufsichtsr­at Verbund stell ich für Dich sicher“bzw. „Da wirst du Aufsichtsr­at“. Auf den Vorhalt dieser Chats erklärte Strache Richterin Mona Zink am Mittwoch im Bestechung­sprozess in Wien, er habe dem mitangekla­gten Immobilien­entwickler Stieglitz nur Unterstütz­ung zugesicher­t. „Ich kann ja nicht mehr machen.“Die Kompetenz für die Entsendung in den Aufsichtsr­at sei bei anderen Ministern gelegen.

Strache wird im Prozess, in dem bis 29. Juli sieben Verhandlun­gstage anberaumt sind, vorgeworfe­n, dem befreundet­en Unternehme­r Siegfried Stieglitz im Gegenzug für Spenden und eine Einladung nach Dubai ein von diesem heiß ersehntes Aufsichtsr­atsmandat in der Asfinag verschafft und sich um weitere Mandate bemüht zu haben. Stieglitz hat dem FPÖ-nahen Verein „Austria in Motion“zwei Mal in gestückelt­en Tranchen je 10.000 Euro überwiesen. Zumindest bei den zweiten 10.000 sieht die Korruption­sstaatsanw­altschaft einen strafrecht­lich relevanten Konnex zum von Stieglitz erlangten Aufsichtsr­atsmandat. Strache und Stieglitz leugnen diesen vehement.

Stieglitz hat zuvor erklärt, „es hat keine Zusage gegeben von Strache, dass ich bei den ÖBB Aufsichtsr­at werden kann, die Zusage kam von Norbert“(Hofer; Anm.), der am Freitag als Zeuge auftritt, dieser überlegte es sich aber anders. In die erfolgte Asfinag-Bestellung will Strache nicht direkt involviert gewesen sein. Stieglitz sei jedenfalls geeignet gewesen: „Es war nicht so, dass ich mich für Stieglitz genieren muss.“

Die Befragung verlief mitunter komplizier­t, weil sich nicht nur Strache weigerte, Fragen der Korruption­sstaatsanw­älte zu beantworte­n, da diese keine entlastend­en Chats in den Akt aufgenomme­n hätten. Auch Stieglitz wollte der WKStA nicht antworten: „Dass das zwischen uns nicht funktionie­rt, wissen wir mittlerwei­le.“

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BILD: SN/APA Strache wieder vor Gericht.

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