Zukunft der Trafiken in Gefahr
Die EU plant eine „Generation rauchfrei“, die Zahl der Raucher soll bis 2040 auf 5 Prozent sinken. Die Trafikanten fürchten um ihr Dasein und fordern eine Neugestaltung des Tabakmonopols.
WIEN. Neuseeland ist in Sachen Rauchfreiheit einige Schritte voraus. Das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten und ähnlichen Tabakprodukten beträgt dort 14 Jahre und soll jedes Jahr um ein Jahr hinaufgesetzt werden. Wer heute unter 14 ist, kann sohin legal nie zu rauchen beginnen. Ziel der Regierung ist es, die Zahl der Raucherinnen und Raucher bis 2025 auf 5 Prozent zu senken.
So ambitioniert ist die EU nicht. Dort sieht der Plan „Generation rauchfrei“vor, von derzeit 25 Prozent Raucherinnen und Rauchern in der Bevölkerung bis 2030 auf 13 Prozent zu kommen, im Jahr 2040 sollen dann nur mehr 5 Prozent rauchen.
„Es kommt alles zeitversetzt zu uns, aber es kommt. Die Zukunft der Trafiken ist in Gefahr“, schlägt Josef Prirschl, Obmann des Bundesgremiums der Tabaktrafikanten in der Wirtschaftskammer, Alarm. Der Interessenvertreter spricht von begründeten Ängsten. Denn die Trafikanten leben derzeit zu 70 Prozent vom Geschäft mit Tabak. Das Forschungsinstitut KMU Forschung Austria erstellte nun im Auftrag des Bundesgremiums der Tabaktrafikanten eine Branchenstudie, die am Mittwoch präsentiert wurde. Fragen nach den massiven Effekten einer reduzierten Raucherquote auf die Trafikanten wurden in drei Szenarien beantwortet und analysiert. Conclusio: Sinkt die Zahl der Raucher in Österreich von derzeit 1,6 Millionen bis 2030 tatsächlich auf eine Million, würden mindestens 62 Prozent der mehr als 5000 Trafiken ein negatives Betriebsergebnis aufweisen. Sprich, mehr als 80 Prozent der Trafiken wären nicht mehr lebensfähig, erklärt Prirschl. Damit ginge auch ein Stück österreichischer Geschichte verloren, denn knapp 54 Prozent aller Tabakfachgeschäfte werden von Menschen mit Behinderung geführt. Wolle man ein großes Trafikantensterben verhindern, werde es einen Maßnahmenmix brauchen, um den Umsatzentfall abzufedern. „Wir brauchen die politische Entscheidung, das Tabakmonopol zu erweitern“, fordert daher Prirschl.
Sensible Genussmittel, insbesondere neuartige Tabakerzeugnisse, sollen künftig auch ins Monopol eingebettet sein. Deshalb müssten beispielsweise sogenannte NikotinPouches und auch rauchbare
Hanfprodukte ausschließlich in den Trafiken erhältlich sein. Weiters läuft die Lotteriekonzession im Jahr 2027 aus. Daher solle das Glücksspielmonopol dann dem Tabakmonopol angeglichen werden und Lotterieprodukte sollen exklusiv nur mehr in Trafiken vertrieben werden. Weiters fordert Prirschl die Eindämmung des illegalen Handels durch bessere europaweite Zusammenarbeit in der Verfolgung von Schmuggelaktivitäten sowie die Eindämmung des Grenzverkehrs von Tabakwaren durch Angleichung der Tabakpreise und eine Reduktion der Freimengen von derzeit 800 Stück (4 Stangen) auf EU-weit 200 Stück (1 Stange).
Geschätzt 15 bis 17 Prozent aller in Österreich konsumierten Tabakwaren werden üblicherweise nicht hierzulande gekauft und versteuert. Frankreich hat entgegen EURecht bereits im August 2020 Einfuhrreduktionen von 800 auf 200 Stück Zigaretten vorgenommen. Das Land gilt Prirschl als Vorbild: „Bis heute gibt es kein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich.“Von der Regierung erwartet der Branchenvertreter mehr Tempo zugunsten seiner Berufskollegen. „Auch im Regierungsprogramm steht ein deutliches Bekenntnis zur Existenzabsicherung der Trafikantinnen und Trafikanten – dem müssen jetzt auch Taten folgen“, so Prirschl.
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