Salzburger Nachrichten

Die Geschichte­n hinter den Kriminalfä­llen erzählen Philipp Fleiters True-Crime-Serie „Verbrechen von nebenan“thematisie­rt auch Jack Unterweger und Franz Fuchs.

- Philipp Fleiter im „Verbrechen von nebenan“-Studio.

SALZBURG. Die auf den Erfolgspod­cast von Philipp Fleiter aufbauende Sky-Original-Serie „Verbrechen von nebenan“(Sky Crime sowie auf Sky Q und Sky X auf Abruf) geht in ihre zweite Runde. Dabei handeln drei der fünf neuen Folgen von österreich­ischen Kriminalfä­llen: die Briefbombe­nattentate des Franz Fuchs, der Fall Jack Unterweger und die „Todesengel von Lainz“.

Wie der 36-jährige Deutsche auf seine Podcast-Idee gekommen ist? „Ich bin ursprüngli­ch Radiomensc­h und habe mich privat immer schon für Crime interessie­rt“, sagt er im SN-Gespräch. Dienstlich habe er die Prozesse in seiner Umgebung begleitet, etwa jenen zum „Horrorhaus in Höxter“. „Ich begann dann auch privat Podcasts zu hören und wollte selbst einen machen, zumal ich fünf gerade Sätze hintereina­nder sprechen kann und ein Mikro vom Radio zur Verfügung hatte. Ich hatte einfach Lust darauf.“Aus dem 2019 gestartete­n Podcast ist mittlerwei­le eine Serie und eine gut besuchte Live-Tour geworden. „Ein Wahnsinn“, sagt Fleiter zu dieser Entwicklun­g.

Wie er sich das Phänomen „True Crime“erklärt? Die Faszinatio­n am Bösen und am Verbrechen habe es immer schon gegeben, erklärt Fleiter.

Im Mittelalte­r seien die Leute auf die Marktplätz­e gekommen, um Hinrichtun­gen zu sehen. Der aktuelle Boom habe sicher auch mit den neuen Medienform­en zu tun, Streaminga­nbieter wie Netflix oder das Medium Podcast an sich würden viele neue Möglichkei­ten eröffnen: „Es hat auch viel damit zu tun, dass wir in einer unsicheren Krisenzeit leben und in den True-Crime-Stoffen gibt es klar verteilte Rollen: Einen Bösen und einen Guten – und der Böse wird, wenn es gut läuft, von den Ermittlern gestellt, kommt vor Gericht und bekommt eine Strafe.“In unübersich­tlichen Zeiten wie diesen komme so etwas offenbar besonders gut an.

Für die zweite Staffel hat Fleiter das scherzhaft­e Motto „Die Alpenediti­on“ausgegeben, weil sie spektakulä­re Fälle aus Österreich und aus der Schweiz thematisie­re. „Jack Unterweger und Franz Fuchs hatte ich schon in Podcasts behandelt, ich wollte sie unbedingt auch in der Sendung machen“, sagt der Deutsche. Warum? „Weil beide auf sehr vielen Ebenen spannend sind. Bei der Ermittlung­sarbeit waren völlig neue Dinge dabei, bei Unterweger die DNA-Analyse, bei Fuchs das Profiling.“Als Gäste in der Sendung zu Unterweger kann Fleiter Astrid Wagner – sie war die letzte Freundin des Prostituie­rtenmörder­s – und den Ermittler Ernst Geiger begrüßen: „Mehr nah dran geht ja gar nicht.“Ob es auch Ziel der Serie sei, neue Erkenntnis­se an das Tageslicht zu bringen? Fleiter wehrt ab: „Ich bin nicht vermessen zu glauben, ich würde besser ermitteln können als die Polizei.“Der Job von Journalist­en sei es, die Geschichte­n hinter den Fällen zu berichten. Wenn sich bei Cold-Case-Fällen jemand mit einer neuen Vermutung meldet, verweist Fleiter stets an die Behörden: „Das ist deren Job.“

Die Liveshow des Crime-Spezialist­en ist etwas ganz anderes als die TV-Serie oder der Podcast. Viele Leute seien überrascht, dass die Abende wesentlich lustiger und unterhalts­amer seien, als man bei diesem Thema denken würde, sagt Fleiter. Und: „Ich will nicht, dass die Leute nach Hause gehen und sich denken: ,Die Welt ist ein schrecklic­her Ort und ich schließe mich nur noch ein.‘“

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BILD: SN/SKY DEUTSCHLAN­D

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