ÖFB-Torjäger blüht unter Rangnick auf
Marko Arnautovic zählt zu den großen Gewinnern der ersten beiden Spiele in der Nations League.
Die 1:2-Niederlage im WM-Play-off gegen Wales Ende März war das 98. Länderspiel von Marko Arnautovic. Einige Wochen später wurde Ralf Rangnick zum neuen Teamchef des österreichischen Fußball-Nationalteams bestellt. Dass der Bologna-Legionär unter dem Deutschen, der einen laufintensiven Pressingfußball sehen will, noch eine große Rolle spielen würde, war stark zu bezweifeln. Nach den ersten beiden Partien in der Nations League sind die Kritiker des 33-Jährigen aber weitgehend verstummt.
Die 3:0-Sensation zum Auftakt in Kroatien leitete Arnautovic mit seinem Treffer zum 1:0 ein. Eine vielleicht noch bessere Leistung lieferte der Routinier wenige Tage später bei der bitteren 1:2-Niederlage in Wien gegen Dänemark ab. Der Stürmer kam in der Pause aufs Feld, rackerte in seinem 100. Länderspiel unermüdlich und hatte damit maßgeblichen Anteil daran, dass Österreich den Elften der FIFA-Weltrangliste im zweiten Durchgang phasenweise dominierte. Nur vor dem Tor fehlte dem
Wiener die Kaltschnäuzigkeit. Seine Großchance zur 2:1Führung landete an der Stange. „Das war eine Hundertprozentige. Ich kann mich nur entschuldigen, dass wir nicht gewonnen haben. Das war Pech.“
100 Länderspiele seien etwas Besonderes. „Es wäre noch etwas Besondereres, wenn ich das Tor gemacht hätte und wir gewonnen hätten. Das wäre das perfekte Paket“, ärgerte sich Arnautovic. Der 33-Jährige lobte aber den großen Zusammenhalt im Team. „Ich bin stolz, die Jungs machen es gut, der Trainerstab macht es sehr gut. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und zusammenhalten, egal ob wir gewinnen oder verlieren, dann wird eine schöne Zeit kommen.“Und in der aktuellen Form ist Arnautovic nur schwer aus dem Nationalteam wegzudenken.
Dass er noch lange nicht zum alten Eisen zählt, hatte der ÖFBTorjäger auch in der vor wenigen Wochen abgelaufenen Saison in Italien bewiesen. Mit 14 Treffern hatte er maßgeblichen Anteil am souveränen Klassenerhalt von Bologna. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass der Name Arnautovic auf den Einkaufszetteln von AC Mailand, Napoli und Juventus Turin auftauchen soll. Trotzdem ist die „Transformation“unter Rangnick bemerkenswert. Zeigte sich Arnautovic unter Franco Foda noch als Solospitze, die nur selten das Zentrum verließ, auf Zuspiele der Mitspieler wartete und nach einigen nicht gelungenen Aktionen schnell den Kopf in den Sand steckte, bekommen die österreichischen Anhänger unter dem neuen Teamchef einen ganz anderen Arnautovic zu sehen. Trotz seiner 33 Jahre war er sich gegen Kroatien und Dänemark nicht zu schade, die gegnerischen Verteidiger zu attackieren und die von Rangnick forcierte „Balljagd“ganz vorn zu starten. Diesen intensiven Spielstil kann er aber nur durchziehen, weil sein körperlicher Zustand viel besser ist als in den Monaten nach seinem China-Abenteuer. In dieser Verfassung wird der Oldie nicht nur in den restlichen vier Nations-League-Spielen weiterhin eine tragende Rolle spielen, sondern auch in der wichtigen EMQualifikation im kommenden Jahr.
Lob für seine Leistungen bekam Arnautovic nicht nur vom neuen Teamchef, sondern auch von den Mitspielern. „Wir sind dankbar, dass er in unseren Reihen steht. Er hat gezeigt, wie wichtig er für das Team ist“, huldigte ÖFB-Kapitän David Alaba seinem Freund. Auch für Laufmaschine Konrad Laimer ist der 33-Jährige nicht aus dem Team wegzudenken: „Er kann mit seiner Art zu spielen den Unterschied ausmachen.“
Bevor sich die ÖFB-Kicker nach einer langen Saison in den wohlverdienten Urlaub verabschieden, stehen noch die Highlights gegen Weltmeister Frankreich (Freitag) und in Dänemark (Montag) auf dem Programm. Vor den Franzosen hat sogar der sonst so selbstbewusste Arnautovic großen Respekt. „Für mich gerade die beste Mannschaft der Welt“, sagt Arnautovic. Man sei aber in der Liga A der Nations League, um sich mit den Besten zu messen, betonte der Stürmer.