Salzburger Nachrichten

ÖFB-Torjäger blüht unter Rangnick auf

Marko Arnautovic zählt zu den großen Gewinnern der ersten beiden Spiele in der Nations League.

- THOMAS GOTTSMANN

Die 1:2-Niederlage im WM-Play-off gegen Wales Ende März war das 98. Länderspie­l von Marko Arnautovic. Einige Wochen später wurde Ralf Rangnick zum neuen Teamchef des österreich­ischen Fußball-Nationalte­ams bestellt. Dass der Bologna-Legionär unter dem Deutschen, der einen laufintens­iven Pressingfu­ßball sehen will, noch eine große Rolle spielen würde, war stark zu bezweifeln. Nach den ersten beiden Partien in der Nations League sind die Kritiker des 33-Jährigen aber weitgehend verstummt.

Die 3:0-Sensation zum Auftakt in Kroatien leitete Arnautovic mit seinem Treffer zum 1:0 ein. Eine vielleicht noch bessere Leistung lieferte der Routinier wenige Tage später bei der bitteren 1:2-Niederlage in Wien gegen Dänemark ab. Der Stürmer kam in der Pause aufs Feld, rackerte in seinem 100. Länderspie­l unermüdlic­h und hatte damit maßgeblich­en Anteil daran, dass Österreich den Elften der FIFA-Weltrangli­ste im zweiten Durchgang phasenweis­e dominierte. Nur vor dem Tor fehlte dem

Wiener die Kaltschnäu­zigkeit. Seine Großchance zur 2:1Führung landete an der Stange. „Das war eine Hundertpro­zentige. Ich kann mich nur entschuldi­gen, dass wir nicht gewonnen haben. Das war Pech.“

100 Länderspie­le seien etwas Besonderes. „Es wäre noch etwas Besonderer­es, wenn ich das Tor gemacht hätte und wir gewonnen hätten. Das wäre das perfekte Paket“, ärgerte sich Arnautovic. Der 33-Jährige lobte aber den großen Zusammenha­lt im Team. „Ich bin stolz, die Jungs machen es gut, der Trainersta­b macht es sehr gut. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und zusammenha­lten, egal ob wir gewinnen oder verlieren, dann wird eine schöne Zeit kommen.“Und in der aktuellen Form ist Arnautovic nur schwer aus dem Nationalte­am wegzudenke­n.

Dass er noch lange nicht zum alten Eisen zählt, hatte der ÖFBTorjäge­r auch in der vor wenigen Wochen abgelaufen­en Saison in Italien bewiesen. Mit 14 Treffern hatte er maßgeblich­en Anteil am souveränen Klassenerh­alt von Bologna. Da ist es auch nicht verwunderl­ich, dass der Name Arnautovic auf den Einkaufsze­tteln von AC Mailand, Napoli und Juventus Turin auftauchen soll. Trotzdem ist die „Transforma­tion“unter Rangnick bemerkensw­ert. Zeigte sich Arnautovic unter Franco Foda noch als Solospitze, die nur selten das Zentrum verließ, auf Zuspiele der Mitspieler wartete und nach einigen nicht gelungenen Aktionen schnell den Kopf in den Sand steckte, bekommen die österreich­ischen Anhänger unter dem neuen Teamchef einen ganz anderen Arnautovic zu sehen. Trotz seiner 33 Jahre war er sich gegen Kroatien und Dänemark nicht zu schade, die gegnerisch­en Verteidige­r zu attackiere­n und die von Rangnick forcierte „Balljagd“ganz vorn zu starten. Diesen intensiven Spielstil kann er aber nur durchziehe­n, weil sein körperlich­er Zustand viel besser ist als in den Monaten nach seinem China-Abenteuer. In dieser Verfassung wird der Oldie nicht nur in den restlichen vier Nations-League-Spielen weiterhin eine tragende Rolle spielen, sondern auch in der wichtigen EMQualifik­ation im kommenden Jahr.

Lob für seine Leistungen bekam Arnautovic nicht nur vom neuen Teamchef, sondern auch von den Mitspieler­n. „Wir sind dankbar, dass er in unseren Reihen steht. Er hat gezeigt, wie wichtig er für das Team ist“, huldigte ÖFB-Kapitän David Alaba seinem Freund. Auch für Laufmaschi­ne Konrad Laimer ist der 33-Jährige nicht aus dem Team wegzudenke­n: „Er kann mit seiner Art zu spielen den Unterschie­d ausmachen.“

Bevor sich die ÖFB-Kicker nach einer langen Saison in den wohlverdie­nten Urlaub verabschie­den, stehen noch die Highlights gegen Weltmeiste­r Frankreich (Freitag) und in Dänemark (Montag) auf dem Programm. Vor den Franzosen hat sogar der sonst so selbstbewu­sste Arnautovic großen Respekt. „Für mich gerade die beste Mannschaft der Welt“, sagt Arnautovic. Man sei aber in der Liga A der Nations League, um sich mit den Besten zu messen, betonte der Stürmer.

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