„Er hat jetzt Hirschers Team“
Erstmals spricht Ex-ÖSV-Sportchef Toni Giger über Hirschers Skiprojekt, den Sensationstransfer von Henrik Kristoffersen und darüber, was ihm an der Unternehmung am meisten gefällt.
SALZBURG. Es ist das Skijahr, in dem die größten Schlagzeilen bis jetzt abseits der Pisten gemacht worden sind. Der Abgang von Sportdirektor Toni Giger vom ÖSV, sein Wechsel zu Hirschers neuer Skimarke VanDeer und nun der Sensationstransfer von Henrik Kristoffersen zu seinem einstigen Erzrivalen Hirscher und dessen Ski – all das hat auch im Frühsommer für viel Aufsehen gesorgt.
Nur zur Erinnerung: Vor nicht einmal neun Monaten erfolgte die Präsentation der neuen Skimarke in Kaprun und Hirscher versprach dabei vollmundig, dass „dies ein Ski sein wird, auf dem Weltcuprennen gewonnen werden“. Was damals als ferne Zukunftsvision galt, scheint nun schon in Griffweite zu sein – denn mit Henrik Kristoffersen hat Hirscher seinen einst größten Rivalen ins Team geholt. „Das ist ein ganz aufregendes Projekt und zugleich eine große Herausforderung“,
sagt Toni Giger, der drei Jahrzehnte in allen Bereichen bis hin zum Sportdirektor beim ÖSV tätig war und sich seit 1. Mai im Auftrag von (Mitfinanzier) Red Bull um Hirschers Skiprojekt kümmert. Es sei auch ein großer Vertrauensvorschuss von Kristoffersen für eine so junge Skimarke, sagt Giger. Das stimmt und Kristoffersen hat auf jeden Fall mehr zu verlieren als Hirscher. Denn: Die ganz großen Siege sind bei Kristoffersen, der in einem Monat auch schon 28 Jahre alt wird, ausgeblieben – zuvor war er fast schon „ewiger Zweiter“hinter Hirscher, dann zog er im Gesamtweltcup gegen Aleksander Aamodt Kilde und Alexis Pinturault den Kürzeren
und im letzten Winter hatte er ganz offensichtlich mit Materialproblemen bei seiner alten Skifirma zu kämpfen. „Das sehe ich nicht so, denn Henrik ist mit Sicherheit einer der besten Technikspezialisten im ganzen Skiweltcup“, sagt Giger, der aber ein anderes interessantes Detail ins Spiel bringt: „Vielleicht hat ihn auch fasziniert, dass er nun fast das ganze Erfolgsteam von Hirscher um sich hat.“
Das stimmt: Trainervater Ferdl Hirscher (bis Februar beim ÖSV), Servicemann-Legende Edi Unterberger (kümmerte sich die ganze Karriere lang um Hirscher) und letztlich auch Toni Giger sind nun wieder vereint. In dem Zusammenhang erscheint auch der Abgang von Raphael Hudler in einem neuen Licht: Der Rossignol-Servicemann kümmerte sich jahrelang um Katharina Liensberger, auch er wechselte im Frühjahr zu VanDeer.
Wird Kristoffersen nun auch Trainingseinheiten mit Hirscher und Giger und den anderen Van
Deer-Fahrern (Charlie Raposo/GB, Timon Haugan/NOR) absolvieren? „Das sehe ich nicht so, alle drei sind in unterschiedlichen Kadern und es ist auch nicht geplant, dass wir das Training organisieren“, sagt Giger.
Was Giger an dem ehrgeizigen Projekt der kleinen Firma, die im ersten Winter rund 1500 Paar Ski hergestellt hat, so fasziniert: „Der gnadenlose Qualitätsanspruch. Wer die beiden Hirschers kennt, der weiß, dass es hier kein Ende nach oben gibt. Aber genau so etwas taugt mir ungemein.“In dem mit Augment gemeinsam geführten Werk in Stuhlfelden werden übrigens auch die Rennski hergestellt.
Mit seinem Abgang aus dem ÖSV hat Giger auch seinen Platz im Alpin-Komitee der FIS geräumt. Sein Nachfolger ist der neue ÖSV-Sportdirektor Herbert Mandl. Ob Giger seinen Platz in der Materialkommission behält, „soll die FIS entscheiden“.
„Das ist ein aufregendes Projekt.“