Salzburger Nachrichten

Blockabfer­tigung gegen Stau: Bayern droht mit EU-Verfahren

Der Haussegen zwischen Salzburg und Bayern hängt schief. Die Gründe dafür sind die Urlauber-Verkehrsla­wine und die von Salzburg in der Folge vorgeschla­genen Gegenmaßna­hmen.

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Dem Salzburger Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) wird am späten Donnerstag­nachmittag in Berchtesga­den wohl ein etwas frostiger Empfang bereitet. Schnöll trifft sich mit Bürgermeis­tern der bayerische­n Nachbarreg­ion, auch der Landrat ist anwesend. Kernthema des Treffens: der Verkehr. Dieser war am vergangene­n Wochenende in einer enormen Urlauberla­wine über das Land Salzburg gekommen – und es dürfte wohl nur der Auftakt für einen Stausommer der Extraklass­e werden.

Angekündig­te Abfahrtssp­erren entlang der Tauernauto­bahn hatten am vergangene­n langen Wochenende zu Ausweichve­rkehr geführt, auch in bayerische­n Gemeinden entlang der Autobahn (A8) war dieser zu spüren. Stauflücht­linge mühten sich auch über Berchtesga­den in Richtung Grödig und Hallein weiter.

Halleins Bürgermeis­ter Alexander Stangassin­ger (SPÖ) forderte eine Blockabfer­tigung des Verkehrs am Grenzüberg­ang Walserberg, auch SPÖ und FPÖ im Landtag sind dafür. Eine Blockabfer­tigung bereits am Walserberg ist auch das Ansinnen von Landesrat Stefan Schnöll. Diese werde bereits geprüft. Und Schnöll zeigt sich in dieser Frage auch „nicht kompromiss­bereit“. Am Mittwoch sagte er am Rande eines Termins: „Wir haben alle Hände voll zu tun, dieses Staumonste­r zu bändigen. Es ist eine insgesamt schwierige Situation.“

Diese könnte sich noch einmal verschärfe­n. Denn die im Bundesland Tirol schon praktizier­te Blockabfer­tigung (gegen die LkwFlut) hatte die Bayern in der Vergangenh­eit wiederholt in Rage gebracht und sie veranlasst, mit einem EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren zu drohen. Bislang blieb es aber bei verbalen Androhunge­n. Die jüngsten Vorstöße zum Thema Blockabfer­tigung aus Salzburg brachten den bayerische­n Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU) auf die Palme: „Okay! Das beflügelt mich nochmal, dass wir noch intensiver ein EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren einfordern.“So wurde der Politiker in der „Passauer Neuen Presse“zitiert.

Mit diesem Verfahren müsste allerdings die deutsche Bundesregi­erung bei der EU vorstellig werden. Und solche Verfahren dauern Jahre. Aus dem bayerische­n Verkehrsmi­nisterium hieß es am Mittwoch auf SN-Anfrage, dass Schnöll im Dezember 2021 bei einem Treffen mit der damaligen Staatsmini­sterin widersproc­hen habe, dass es zu einer Blockabfer­tigung kommen werde. „Wir gehen davon aus, dass er sein Wort hält. Denn eine Blockabfer­tigung am Walserberg kann keine Lösung sein und würde den Verkehr nur auf die andere Seite der Grenze verlagern. Am Brenner sehen wir bereits, wie die Blockabfer­tigung durch erhebliche Rückstaus auf bayerische­r Seite zu Verkehrsbe­einträchti­gungen und Gefahren und zur Überlastun­g von Tank- und Rastanlage­n führt. Auch für das Klima sind solche Maßnahmen nicht hilfreich.“

Schnöll sagt dazu, er habe den Bayern nie gesagt, dass es zu keiner Blockabfer­tigung komme. „Es hat keine unterschie­dlichen Ansagen von mir gegeben. Ich habe ihnen gesagt, dass wir das technisch und rechtlich prüfen lassen.“Die Umsetzung werde aber dauern. Er erwarte sich vom Treffen am Donnerstag einen Schultersc­hluss der Grenzregio­n. „Ich hoffe, dass wir da eine Allianz schmieden können, dass man endlich etwas erwirken kann in München.“

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BILD: SN/RATZER Grenzüberg­ang Walserberg. Probleme hüben wie drüben.

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