Schulklasse war am Flughafen gestrandet
ANTON PRLIĆ
SALZBURG. Es war nicht der gewünschte Abschluss einer sonst sehr gelungenen Sprachreise für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2TB der Tourismusschule Klessheim. Nach einer Woche Aufenthalt im englischen Brighton ging es für sie vergangenen Freitag von London via Frankfurt zurück nach Salzburg. Am Flughafen in Frankfurt mussten sie jedoch feststellen, dass der Weiterflug nach Salzburg gestrichen worden war. Sie seien darüber aber gar nicht informiert worden, sagt die 16-jährige Lea Neumann. „Unsere Eltern haben uns Screenshots vom Ankunftsmonitor in Salzburg geschickt und uns gefragt, ob das wirklich stimmt.“
Erst auf Nachfrage habe man von dem annullierten Flug erfahren, berichtet Lehrerin Andrea Fagerer. Dafür musste sie sich in einer langen Schlange anstellen. Nach zwei Stunden – es war mittlerweile Mitternacht und die Schüler hätten bereits seit einer Stunde in Salzburg sein sollen – bekam sie Informationen von der Lufthansa: Sie bekämen einen Ersatzflug am Sonntag und sollten zwei Nächte in Hotels verbringen. „Wir hätten in unterschiedlichen Hotels schlafen müssen, was natürlich gar nicht ging, denn ich habe ja eine Aufsichtspflicht für die Schüler.“
Mittlerweile hatte sich die Klasse Alternativen organisiert. Um zwei Uhr morgens fuhr die Gruppe mit dem Zug Richtung München. „Eigentlich hätte der Zug um ein Uhr gehen sollen, aber er war auch verspätet“, sagt Schülerin Lilli Brüll. Um acht Uhr in der Früh kamen die Schülerinnen und Schüler in München an, um zehn Uhr in Salzburg. „Wir waren nach der Nacht alle extrem fertig“, so Schülerin Larissa Reiter. Immerhin war man auch am Vortag schon um 6 Uhr früh zu einem letzten Ausflug aufgebrochen.
Trotz allem seien die Schüler sehr ruhig geblieben und hätten die unangenehme Situation mit Fassung aufgenommen, sagt Lehrerin Andrea Fagerer. Von der Lufthansa fühlt sie sich im Stich gelassen. Einen Voucher für den Zug bekamen sie nicht ausgestellt, weil der entsprechende Schalter bereits geschlossen war. Auch ihr Gepäck, das bereits eingecheckt war, bekam die Klasse am Flughafen Frankfurt nicht mehr zurück. „Ich verbrachte das ganze Wochenende in Warteschleifen, um zu erfahren, wo unsere Koffer sind“, sagt Fagerer. Am Montag kam das Gepäck schließlich in Salzburg an.
Vonseiten der Lufthansa wird der Vorfall bedauert. „Wir können gut verstehen, dass die geschilderte Reise kaum der Erwartung an uns entsprochen hat“, schreibt ein Pressesprecher. Die gesamte Branche leide unter Engpässen und Personalmangel. Das führe dazu, dass in der Ferienzeit einzelne Flüge nicht wie geplant durchgeführt werden könnten. „Betroffene Fluggäste werden bei Streichungen umgehend informiert und nach Möglichkeit umgebucht. Alternativ können sie, wenn es sinnvoll ist, mit der Bahn die Reise fortsetzen“, heißt es.
Laut AK-Konsumentenschützer Thomas Flöckner hat die
Fluglinie in solchen Fällen eine Ausgleichsleistung zu bezahlen. Bei Reisen bis 1500 Kilometer wären das 250 Euro pro Fluggast. „Auch etwaige Übernachtungskosten müssten getragen werden.“Direkter Ansprechpartner sei in solchen Fällen die Agentur, über die die Reise gebucht wurde. „Dort könnte man auch Preisminderungsansprüche geltend machen“, sagt Flöckner.
Der zusätzliche finanzielle Aufwand war für die Schulklasse zwar überschaubar, es bleibt aber die Enttäuschung über die stiefmütterliche Behandlung am Flughafen. Darüber hinaus habe man aber nur gute Erinnerungen an die Sprachreise, sagen die Schülerinnen und Schüler. Einzig das Essen bei den Gastfamilien war gewöhnungsbedürftig. „Wir haben so oft wie möglich auswärts gegessen“, sagt Lilli Brüll.
„Hing das Wochenende in Warteschleifen, um unser Gepäck zu bekommen.“