Der Ukraine-Krieg ist ohne Hitler-Vergleich schlimm genug
Nazivergleiche sind selten gelungen, so auch nicht im Ukraine-Krieg. Moskaus Parallele zwischen der Kiewer Regierung und dem Nationalsozialismus ist absurd, der zuletzt von Polens Präsident gezogene Vergleich zwischen Putin und Hitler zumindest entbehrlich.
Erstens hält er historischen Betrachtungen nicht stand. Das Ausmaß des Zweiten Weltkriegs ist mit Putins Krieg in der Ukraine nicht zu vergleichen, bei allen Grausamkeiten.
Zweitens ist der Vergleich unnötig. In der Ukraine – wie an anderen Kriegsschauplätzen der Welt – werden Kriegsverbrechen begangen, gibt es den Vorwurf des Genozids. Wenn wir als Weltenbürger nicht ganz abgestumpft sind, entsetzen sie uns, ohne dass wir sie mit den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs gleichsetzen – und Letztere damit immer ein Stück weit relativieren.
Zudem macht der Hitler-Vergleich Polens grundsätzliche Kritik an Gesprächen mit Putin nicht stichhaltiger. Selbst wer nur eine militärische Lösung sieht, muss Zwischenziele, etwa zu humanitären Fragen, aushandeln.