Komponisten schufen Musik zu Kirchenfenster
Margret Bilgers Kunstwerk in der Pfarrkirche Salzburg-Herrnau war Ausgangspunkt für neue Musikwerke. Uraufführung ist am Sonntag.
SALZBURG-STADT. Fast fünf Monate lang war Konzertmusikerin Elisabeth Möst auf der Suche nach dem passenden Fenster für ihr Projekt. Umgeschaut hat sie sich in Deutschland, der Schweiz, Frankreich – und auch in Österreich. Fündig wurde sie letztlich in der Stadt Salzburg, und zwar in der Pfarrkirche Salzburg-Herrnau. Sie habe ein Kirchenfenster gesucht, das nicht so bekannt sei wie Marc Chagalls Kirchenfenster im Fraumünster Zürich, das aber dennoch großartig sei und eine Portion Aufmerksamkeit verdiene, schildert die Kammermusikerin und Solistin im Konzertfach Querflöte.
Am rund 330 Quadratmeter großen Kirchenfenster der Künstlerin Margret Bilger (1904–1971) hat sie nicht nur die beeindruckende Größe fasziniert – es handelt sich um das größte Kirchenfenster Binneneuropas –, sondern vor allem seine Strahlkraft. Und es sollte ein Fenster sein, das nicht nur sie berührt, sondern auch jene Komponisten inspiriert, die es „vertonen“sollten. Eine dieser Musikschaffenden ist die französische Komponistin Anne de Boysson. „Sie war so berührt von diesem Fenster, dass sie gleich gesagt hat, sie setzt sich hin und schreibt – egal ob es dann zu einer Aufführung kommt oder nicht“, berichtet Elisabeth Möst.
Die ursprünglich für Dezember 2021 geplante Uraufführung musste wegen Coronaeinschränkungen
abgesagt werden, aber am Sonntag, dem 12. Juni, ist es so weit: Um 19 Uhr werden die von Anne de Boysson, dem Salzburger Komponisten Jakob Gruchmann und dem in Salzburg lebenden schwedischen Pianisten und Komponisten Nils Urban Östlund geschriebenen Kompositionen erstmals zu hören sein. Elisabeth Möst übernimmt den Part der Flöte bzw. Querflöte.
Weitere Musikerinnen sind Cellistin Julia Ammerer-Simma und Mezzosopranistin Eva Maria Schossleitner. Christoph Bielefeld spielt die Harfe, Richard Putz sitzt am Schlagzeug.
„Ich bin so neugierig, ich kann es kaum erwarten“, sagt der für die Pfarre Salzburg-Herrnau zuständige Pfarrer Alois Dürlinger. Er will auch die letzten Tage vor der Uraufführung stark bleiben und die Generalprobe bewusst nicht besuchen, um die Uraufführung als etwas völlig Neues erleben zu können. „Das Konzert wird pures Neuland, pure Überraschung“, sagt er. Dass „sein“Kirchenfenster nun so viel künstlerische Aufmerksamkeit erhält, löst bei ihm große Freude aus. Mit dem Kunstwerk von Margret Bilger besitze die denkmalgeschützte Stadtpfarrkirche (eingeweiht 1961) einen Schatz, der bei Einheimischen wie Touristen noch zu wenig bekannt sei. Zur Uraufführung lade er nicht nur „Gott und die Welt“ein, sondern ausdrücklich auch Salzburger Stadtführerinnen und Stadtführer. Die Kirche sei „wunderschön“, sagt Inez Reichl-de Hoogh, Branchensprecherin der Fremdenführer. Auch wenn sie bei Touristen nicht ganz oben auf der Liste steht: Sie und ihre Kollegen würden die Kirche immer wieder – vor allem Einheimischen – zeigen.
Groß ist die Vorfreude auf Sonntagabend auch beim früheren SPÖ-Politiker und Wüstenrot-Wohnungswirtschaft-Vorstand Wolfgang Radlegger, einem „eifrigen Mitglied“der Pfarre Herrnau, wie er selbst sagt. Als bedeutendes Unternehmen im Stadtteil Herrnau habe Wüstenrot noch nie etwas für die Pfarre getan. Jetzt, nachdem er mit 30.
„Wenn ich mich beherrschen kann, gehe ich nicht zur Generalprobe.“
Juni sein Mandat als Vorstand der Wüstenrot-Eigentümergenossenschaft abgebe, biete sich dazu die Gelegenheit. Das Musikprojekt werde mit einer „namhaften, aber nicht überbordenden Summe“unterstützt, sagt er.
Die Uraufführung kann bei freiem Eintritt besucht werden. „Wer etwas geben möchte, der kann gerne für unsere Lebensmittelausgabe spenden“, sagt Pfarrer Dürlinger. Neben Lebensmittelspenden kauft die Pfarre auch selbst Produkte wie Speiseöl oder Reis. 95 bis 120 Haushalte werden zwei Mal wöchentlich mit Lebensmitteln versorgt.
Der gemeinsame Titel „Dem Licht entgegen“zieht sich als roter Faden durch die drei Musik