Im Barock war Nationalismus noch kein Thema
Das Barockfest im Domquartier feiert ein Comeback mit musikalischen Friedensbotschaften.
SALZBURG. „In varietate concordia“: Der Leitspruch der Europäischen Union beschwört die Einheit durch Vielfalt. Dieses Motto prägt auch das Barockfest im Domquartier, das aus aktuellem Anlass ganz im Zeichen der Friedensthematik steht.
Wie ein roter Faden durchziehen musikalische Friedensbotschaften und kosmopolitische Komponistenbiografien die Konzertdramaturgie. „Es ist eine Verwirrung und Verwicklung, die aufzeigt, dass es im Barock noch keinen Nationalismus gab“, sagt Virgil Hartinger. Der künstlerische Leiter der Salzburger Bachgesellschaft hat Werke mit Friedensbezug an die Lebenslinien ihrer Schöpfer gekoppelt.
Bemerkenswert ist etwa die Geschichte des Geigers und Komponisten Salamone Rossi, dessen Instrumentalwerke auch Monteverdi beeinflusst haben sollen. „Er hat die jüdische Musik in die europäische Musik seiner Zeit integriert“, erzählt Hartinger. Heinrich Schütz wiederum habe als Protestant im katholischen Venedig studiert. Der Barockmeister ist mit einem „Da pacem Domine“vertreten, das beim Regensburger Kurfürstentag während des Dreißigjährigen Kriegs aufgeführt wurde. Dass alle acht Stimmen mit der Zeile „Gib uns Frieden“geschlossen hätten, sei ein musikalischer Aufruf des Komponisten an die Herrscher gewesen, doch endlich den Krieg zu beenden, erläutert Hartinger.
Die beliebte Veranstaltung bietet jede Menge Entdeckungen und die eine oder andere musikalische Salzburg-Premiere. „Ein Barockfest eignet sich gut dazu, dass man das Publikum mit neuen alten Sachen konfrontiert.“Nach dreijähriger Coronapause soll der fünfstündige Konzertreigen zum Fest für alle Sinne werden. Dazu gehört auch ein Buffet im Freien. Keine Coronabeschränkungen, sondern feuerpolizeiliche Auflagen sind hingegen für die Saalbegrenzungen verantwortlich. „Deshalb haben wir eine Fülle an Konzerten programmiert, damit jeder auf seine Kosten kommt“, sagt der Bachgesellschafts-Chef.
Die Kooperation mit der Universität Mozarteum garantiere wiederum einen hohen Anteil an Ensembles von Studierenden. „Es ist eine Riesenchance für junge Musiker, eigene Projekte zu präsentieren. Ihnen wollen wir eine Plattform geben.“Die universitäre Synergie wird künftig noch intensiver spürbar sein. Ab 2023 werde auch die Bruckner-Universität Linz junge Künstler zum Barockfest entsenden, sagt Virgil Hartinger. Und wer weiß: Vielleicht bildet sich aus Linzer und Salzburger Alte-Musik-Studierenden bald auch ein eigenes Barockorchester.
Konzert: