Salzburger Nachrichten

Im Barock war Nationalis­mus noch kein Thema

Das Barockfest im Domquartie­r feiert ein Comeback mit musikalisc­hen Friedensbo­tschaften.

- Barockfest im Domquartie­r Salzburg, 12. Juni, 17 Uhr.

SALZBURG. „In varietate concordia“: Der Leitspruch der Europäisch­en Union beschwört die Einheit durch Vielfalt. Dieses Motto prägt auch das Barockfest im Domquartie­r, das aus aktuellem Anlass ganz im Zeichen der Friedensth­ematik steht.

Wie ein roter Faden durchziehe­n musikalisc­he Friedensbo­tschaften und kosmopolit­ische Komponiste­nbiografie­n die Konzertdra­maturgie. „Es ist eine Verwirrung und Verwicklun­g, die aufzeigt, dass es im Barock noch keinen Nationalis­mus gab“, sagt Virgil Hartinger. Der künstleris­che Leiter der Salzburger Bachgesell­schaft hat Werke mit Friedensbe­zug an die Lebenslini­en ihrer Schöpfer gekoppelt.

Bemerkensw­ert ist etwa die Geschichte des Geigers und Komponiste­n Salamone Rossi, dessen Instrument­alwerke auch Monteverdi beeinfluss­t haben sollen. „Er hat die jüdische Musik in die europäisch­e Musik seiner Zeit integriert“, erzählt Hartinger. Heinrich Schütz wiederum habe als Protestant im katholisch­en Venedig studiert. Der Barockmeis­ter ist mit einem „Da pacem Domine“vertreten, das beim Regensburg­er Kurfürsten­tag während des Dreißigjäh­rigen Kriegs aufgeführt wurde. Dass alle acht Stimmen mit der Zeile „Gib uns Frieden“geschlosse­n hätten, sei ein musikalisc­her Aufruf des Komponiste­n an die Herrscher gewesen, doch endlich den Krieg zu beenden, erläutert Hartinger.

Die beliebte Veranstalt­ung bietet jede Menge Entdeckung­en und die eine oder andere musikalisc­he Salzburg-Premiere. „Ein Barockfest eignet sich gut dazu, dass man das Publikum mit neuen alten Sachen konfrontie­rt.“Nach dreijährig­er Coronapaus­e soll der fünfstündi­ge Konzertrei­gen zum Fest für alle Sinne werden. Dazu gehört auch ein Buffet im Freien. Keine Coronabesc­hränkungen, sondern feuerpoliz­eiliche Auflagen sind hingegen für die Saalbegren­zungen verantwort­lich. „Deshalb haben wir eine Fülle an Konzerten programmie­rt, damit jeder auf seine Kosten kommt“, sagt der Bachgesell­schafts-Chef.

Die Kooperatio­n mit der Universitä­t Mozarteum garantiere wiederum einen hohen Anteil an Ensembles von Studierend­en. „Es ist eine Riesenchan­ce für junge Musiker, eigene Projekte zu präsentier­en. Ihnen wollen wir eine Plattform geben.“Die universitä­re Synergie wird künftig noch intensiver spürbar sein. Ab 2023 werde auch die Bruckner-Universitä­t Linz junge Künstler zum Barockfest entsenden, sagt Virgil Hartinger. Und wer weiß: Vielleicht bildet sich aus Linzer und Salzburger Alte-Musik-Studierend­en bald auch ein eigenes Barockorch­ester.

Konzert:

 ?? BILD: SN/BACHGESELL­SCHAFT ?? Am Samstag steht ein Fest für alle Sinne an.
BILD: SN/BACHGESELL­SCHAFT Am Samstag steht ein Fest für alle Sinne an.

Newspapers in German

Newspapers from Austria