Zwei Bäume und 3500 Kleiderbügel
Mit einer auffälligen Installation im Nonntal will die Künstlerin Lea Anders auf die Auswüchse des Konsumwahns aufmerksam machen.
Wie viele Stunden es gekostet hat, die metallenen Elemente zu biegen und ineinander zu verflechten, habe sie sich nicht aufgeschrieben, erzählt Lea Anders. Die Anzahl der Kleiderbügel, die sie gesammelt hat, um die alte Linde vor der Berchtoldvilla im Nonntal zu umhüllen, ist schon leichter zu benennen: „Der Baum hat einen Durchmesser von 4,5 Metern, pro Reihe waren da 360 Stück nötig“, erzählt die Konzeptkünstlerin. Für die ganze „Einkleidung“der majestätischen Linde habe sie also etwa 2500 Kleiderbügel gebraucht.
„Einkleidung“, so heißt der Beitrag von Lea Anders zum neu gestalteten Skulpturenpark vor dem Haus der Künstlervereinigung art bv, der an diesem Samstag eröffnet wird. Für die Umhüllung eines zweiten Baums auf dem Gelände hat Anders knapp 1000 weitere Kleiderbügel verwendet. Weil dabei vorwiegend Plastikexemplare zum Einsatz kamen, hat der Ahorn neben der Straße ein schwarzes Kleid.
Mit den beiden Installationen wolle sie auf „die Auswirkungen unseres extremen Konsumverhaltens aufmerksam machen“, erzählt die Künstlerin. Mit dem Sammeln von Kleiderbügeln habe sie vor drei Jahren begonnen. Zunächst seien aus der Beschäftigung mit den Symbolträgern der schnellen Kauflust kleinere Serien entstanden. Für den „Artspace“vor der Berchtoldvilla, der alle drei Jahre mit Arbeiten von Mitgliedern der Künstlervereinigung art bv neu gestaltet ist, habe sie dann die Idee für das Baumprojekt entwickelt.
Mit der Installation, die „wie ein Schutz, aber auch wie ein Fremdkörper“wirken könne, werde den Bäumen kein Schaden zugefügt, betont Anders, das Stadtgartenamt habe die „Einkleidung“begleitet, die Unterlüftung der Stämme überprüft und das Projekt bewilligt. Auch ein Eichhörnchen scheint beim Lokalaugenschein die Konstruktion als Klettergerüst entdeckt zu haben. Bei den Passantinnen und Passanten, die vorbeikamen, während die Künstlerin mit den Bäumen gearbeitet hat, seien die Reaktionen vorwiegend positiv ausgefallen: „Manche haben nur im Vorbeifahren geschaut, aber viele sind vom Rad gestiegen und haben sich dafür interessiert, was ich hier mache.“Dass die Bügel aus Metall oder Plastik auf den beiden Bäumen auffielen, sei freilich Teil des Konzepts. „Es geht um unser Verhältnis zur Natur. Ich verstärke mit der Installation, was in unserer Welt dauernd passiert: Wir konsumieren Natur, grenzen sie ein und beuten sie aus.“Ihre „Einkleidung“sei daher „ein Statement und eine Diskussionsgrundlage“. Um die Debatte fortzuführen, wolle sie im neu gestalteten Artspace auch ein Buch auflegen und Kommentare sammeln.
Wenn der Park in drei Jahren wieder neu gestaltet wird, will Anders die Bügel keinesfalls entsorgen, sondern künstlerisch recyceln: Sie werde etwas Neues daraus machen, berichtet die Künstlerin: „Ich arbeite immer mit vorhandenem Material.“