Salzburger Nachrichten

Wünsche Straches, aber kein Druck

Hofer als Zeuge im Prozess gegen Ex-FPÖ-Chef. Fortsetzun­g Mitte Juli.

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WIEN. Der ehemalige Vizekanzle­r und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache habe bei Aufsichtsr­atsbestell­ungen in seiner Amtszeit zwar Wünsche geäußert. Druck sei aber weder von ihm noch von anderer Seite auf ihn als damaligen Infrastruk­turministe­r ausgeübt worden, betonte der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) als Zeuge im Strafproze­ss gegen Strache. Strache und der Immobilien­unternehme­r Siegfried Stieglitz stehen

wegen Bestechlic­hkeit bzw. Bestechung vor Gericht.

Laut Anklage soll Strache Stieglitz für eine gestückelt­e Spende an den FPÖ-nahen Verein „Austria in Motion“einen

Aufsichtsr­atsposten in der Asfinag verschafft haben. Auch für Bestellung­en von Stieglitz in andere Aufsichtsr­äte soll Strache zu sorgen versucht haben – diese scheiterte­n aber. Zu dieser Zeit

war Hofer Infrastruk­turministe­r und für die Aufsichtsr­ats-Entsendung in die Asfinag bzw. die ÖBB, wo Stieglitz zu seiner Verärgerun­g nicht zum Zug kam, formal zuständig. Ermittlung­en gegen Hofer wurden eingestell­t.

In seiner Einvernahm­e am Mittwoch hatte Strache seine Beteiligun­g an Aufsichtsr­atsbestell­ungen der ÖVP/FPÖ-Regierung herunterge­spielt – er sei zwar involviert gewesen und habe teils nachgefrag­t, die Entscheidu­ngen habe in seinem Ressortber­eich aber Hofer getroffen. Das bestätigte dieser am Freitag. Strache habe zwar immer wieder Wünsche geäußert. „Aber es

gab nie ein ,Wenn du das nicht tust, dann ...‘.“Druck habe es nie gegeben, es habe ihm auch niemand Ungebührli­ches angeboten, so Hofer.

Abgestimmt worden seien die Bestellung­en in den Kabinetten von

Kanzler und Vizekanzle­r, so Hofer. Dabei standen der FPÖ aufgrund eines Sideletter­s im Einflussbe­reich

blauer Ministerie­n zwei Drittel der Posten zu und der ÖVP ein Drittel, in türkisen Ministerie­n umgekehrt.

Zu Stieglitz selbst habe er ein freundscha­ftliches Verhältnis gehabt, sagte Hofer. Er sei aber kein enger Freund gewesen, der Kontakt sei von Strache hergestell­t worden.

Die Ernennung in den Asfinag-Aufsichtsr­at sei aufgrund der Kenntnisse im Immobilien­bereich erfolgt –

den fehlenden akademisch­en Abschluss von Stieglitz sah Hofer als

kein Hindernis, entscheide­nd sei die berufliche Erfahrung gewesen.

Seiner Erinnerung nach habe Strache Stieglitz keinen Aufsichtsr­atsposten bei der Asfinag versproche­n, betonte Hofer. Stieglitz sei aufgrund eines Missverstä­ndnisses aber davon ausgegange­n, dass er,

Hofer, ihm eine Zusage für eine Entsendung in die ÖBB-Holding gegeben habe. „Ich habe aber nur zugesagt, es mir anzusehen.“Aus der Bestellung sei nichts geworden, weil

Aufsichtsr­atschef Gilbert Trattner einen Finanzfach­mann gesucht habe. Gegenleist­ungen für Entsendung­en seien nie im Raum gestanden. Von Zahlungen an „Austria in Motion“durch Stieglitz will Hofer erst später erfahren haben, als er

nach Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos interimist­ischer Parteichef

wurde. Der Prozess wird erst Mitte Juli fortgesetz­t.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Hofer: „Habe nur zugesagt, es mir anzusehen.“

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