Salzburger Nachrichten

Ein Kultstück mit Lokalkolor­it

„Indien“von Josef Hader und Alfred Dorfer eröffnet den Theatersom­mer Meggenhofe­n. Intendant Fritz Egger spielt in einer oberösterr­eichisch gefärbten Fassung Obergrantl­er Bösel.

- FLORIAN OBERHUMMER

MEGGENHOFE­N. Jeder hat seinen „Indien“-Moment. Zumindest Freunde gehobener Unterhaltu­ng, die 1993 scharenwei­se in die Kinos gelaufen sind, um Josef

Hader und Alfred Dorfer als kauzige Gastro-Inspektore­n zu erleben. Sätze wie „Ich bin ja kein Beilagenes­ser in dem Sinn“oder „Wo haben wir denn schnapsen

gelernt? Bei der Caritas?“wurden zum Allgemeing­ut. Und das österreich­ische Kabarettwu­nder nahm Fahrt auf.

„Ich weiß gar nicht, ob ich zuerst den Film oder das Theaterstü­ck gesehen habe“, erzählt Fritz Egger. Der Intendant des Theatersom­mers Meggenhofe­n

bringt diesen Stoff auf einem 450 Jahre alten Bauernhof mitten im Hausruckvi­ertel auf die Bühne. Tatsächlic­h hatten Alfred Dorfer und Josef Hader „Indien“als Bühnenstüc­k konzipiert und zwei Jahre vor der Filmadapti­on selbst aus der Taufe gehoben. Fritz Egger wiederum schlüpfte

vor 20 Jahren in die Rolle des verklemmte­n Karrierist­en Kurt Fellner. Jetzt verkörpert er den zynischen Grantler Heinz Bösel. „Der Bösel hat ja auch viel vom Herrn

Karl“, verweist Fritz Egger auf eine andere legendäre Kabarettfi­gur. Im Gegensatz zu diesem schaurigen Mitläufer mache

Bösel aber „eine Entwicklun­g durch. Vielleicht hat ihm sein

ganzes Leben ein Freund gefehlt.“

Denn, und das ist das Berührende dieses Stoffs, das ungleiche Duo nähert sich im Verlauf des Stücks einander an. Deshalb

habe er im Planungspr­ozess unmittelba­r an einen guten alten Freund gedacht, sagt Fritz Egger. Peter Scholz, der Bösels Widerpart

Kurt Fellner verkörpert, gründete 1989 gemeinsam mit Fritz Egger das preisgekrö­nte Affront-Theater. Auch am Salzburger Landesthea­ter war der Schauspiel­er 15 Jahre lang tätig, bevor er ans Theater an der Josefstadt wechselte. „Wir

kennen uns seit Studienzei­ten“, sagt Fritz Egger. Auch sonst prägen

Künstler mit Salzburg-Bezug die Produktion: Regisseur Michael Gampe hat jahrelang am Landesthea­ter inszeniert, die Livemusik steuern Affront-Stammpiani­st Johannes Pillinger und der musikalisc­he Allrounder Herb Berger bei. „Das gibt dem Ganzen einen emotionale­n Touch.“

Abgesegnet wurde die Fassung, die das Stück in der Region verortet und mit oberösterr­eichischem Lokalkolor­it färbt, vom Schöpfer persönlich. „Ich habe mit Josef Hader

Ende der 1980er-Jahre Theater gespielt. Jetzt hat er sich Zeit genommen und ist das ganze Stück mit uns durchgegan­gen“, berichtet Fritz Egger. „Er sagte, wir hätten alle Freiheiten – und die haben wir genutzt.“Die Frage, ob das tragikomis­che Zweiperson­enstück für Sommerthea­ter auf dem majestätis­chen Kirchecker­hof mit 400 Plätzen

taugt, habe sich für ihn nicht gestellt. „Indien“sei ja auch ein Volksstück, führt Fritz Egger aus. „Es geht um Freundscha­ft. Und um Leben und Tod.“

Elementare Themen in humoristis­cher Verpackung, das hat „Indien“mit dem „Brandner Kaspar“gemeinsam. Das bayrische Volksstück

geht in Meggenhofe­n in seine zweite Saison. Rund 50 Schauspiel­er

versammeln sich um Fritz Egger in der Titelrolle auf der Bühne, die aufwendige Produktion wurde im Vorjahr mit dem Oberösterr­eichischen Bühnenkuns­tpreis ausgezeich­net.

Drei Mal gastiert das Ensemble mit dem Stück heuer auf dem StieglGut Wildshut. Und weil Fritz Eggers

Vergangenh­eit als Schuldknec­ht am Domplatz auch im Hausruckvi­ertel

bekannt ist, hört er die Leute hier immer wieder sagen: „Der ,Brandner Kaspar‘ wird der ,Jedermann‘ von Meggenhofe­n.“

Einer von hier, das ist auch Fritz Egger selbst. Keine zehn Kilometer

von Meggenhofe­n entfernt aufgewachs­en,

„Josef Hader gab uns alle Freiheiten – und wir haben sie genutzt.“Fritz Egger, Intendant

betrachte er seine Wirkungsst­ätte „nicht als zweite Heimat, sondern als Heimat“. Ins Theater am Bauernhof lockt der Intendant heuer nicht nur Salzburger Künstlerin­nen und Künstler wie

Angelika Kirchschla­ger, Anna Buchegger und Beni Schmid, sondern auch Ex-Jedermann Peter Simonische­k und einen gewissen

Alfred Dorfer. Ob nach Josef Hader auch der zweite Schöpfer von „Indien“der Meggenhofn­er Fassung seinen Segen gibt?

Festival: Theatersom­mer Meggenhofe­n, bis 16. Juli. „Indien“, Premiere

am 11. Juni, 19.30 Uhr.

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Fritz Egger und Peter Scholz verkörpern das Duo Bösel und Fellner.

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