Salzburger Nachrichten

Inflation hält Wirtschaft noch länger in Bann

Nationalba­nk setzt die Prognose für die Inflation hinauf. Heuer wird das Wirtschaft­swachstum in Österreich stark vom Konsum getragen.

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Der starke Preisansti­eg führt dazu, dass Konjunktur­prognosen in

immer kürzeren Abständen revidiert werden müssen. Noch im April war die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) von 5,6 Prozent Inflation ausgegange­n, nun erwartet

man 7,0 Prozent. 2023 soll sich der Preisansti­eg auf 4,2 Prozent abschwäche­n, 2024 auf 3,0 Prozent. Damit liegen die Werte Österreich­s in allen drei Jahren über jenen der

gesamten Eurozone, die 2024 mit 2,1 Prozent nahe am Ziel der Europäisch­en Zentralban­k landen sollte.

Österreich­s Volkswirts­chaft dürfte heuer mit 3,8 Prozent ein

passables Wachstum erreichen, das sich aber in den nächsten beiden

Jahren auf jeweils 1,9 Prozent abschwächt. Laut OeNB-Gouverneur

Robert Holzmann besteht allerdings auch keine Gefahr einer Stagflatio­n, einer schrumpfen­den Wirtschaft gepaart mit hoher Inflation.

Auch das Risiko einer Lohn-PreisSpira­le wird in der OeNB nicht hoch angesetzt, Holzmann und Chefökonom­in Birgit Niessner setzen auf die Vernunft der Sozialpart­ner

Der Republik kommt die hohe Inflation hingegen im Staatshaus­halt und beim Abbau der Schulden zugute. Die Staatsschu­ldenquote sollte schon heuer wieder unter die 80Prozent-Marke sinken und bis 2024 auf 73,1 Prozent sinken. Laut OeNBChefök­onomin Birgit Niessner ist der Beitrag der Inflation dabei „sehr

groß“. Das Budgetdefi­zit wird heuer mit 2,6 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s bereits unter der Maastricht-Grenze von 3,0 Prozent zu

liegen kommen, und bis 2024 auf 0,7 Prozent des BIP sinken.

Die real verfügbare­n Einkommen der Haushalte werden laut OeNBProgno­stiker Gerhard Fenz heuer stagnieren. Dennoch wird erwartet,

dass die Haushalte ihren Konsum um 3,9 Prozent erhöhen. Erklären

lässt sich das laut Fenz damit, dass die Menschen einen Teil der in der Pandemie angesammel­ten Ersparniss­e von 20 Mrd. Euro für Ausgaben verwenden. Die Sparquote soll von krisenbedi­ngt ungewöhnli­ch hohen 11,8 Prozent auf einen normalen Wert von 8,4 Prozent sinken.

Fast die Hälfte des Inflations­anstiegs in Österreich entfiel zuletzt auf die hohen Energiepre­ise, etwas

weniger als ein Viertel auf die Verteuerun­g bei Nahrungsmi­tteln.

Der am Donnerstag im EZB-Rat gefasste Beschluss, ab Juli einen Zyklus von Zinserhöhu­ngen zu starten, sei zu begrüßen, sagte Holzmann. Dass es anfangs nur 0,25 Prozent sind, trägt er mit, obwohl er einen größeren Schritt befürworte­t

hätte. Holzmann verwies allerdings auf die Ansage von EZB-Präsidenti­n Christine Lagarde, dass im September ein größerer Schritt von 0,5 Prozent erfolgen werde, wenn sich der

Ausblick für die Inflation bis dahin nicht verbessere oder eintrübe.

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