Salzburger Nachrichten

Nach 41 Jahren wurde Rätsel um Baby gelöst

Ein Ehepaar wird ermordet, von seinem Kind fehlte jede Spur – bis jetzt. Ermittler wollen nun auch den Mord an den Eltern klären.

- SN-ham, dpa

HOUSTON. Mehr als vier Jahrzehnte

nach dem ungeklärte­n Tod eines Paares in Texas haben die Behörden dessen damals verschwund­ene

Tochter ausfindig gemacht. „Baby Holly wurde gesund und munter aufgefunde­n und ist jetzt 42 Jahre alt“, teilte das Büro des Generalsta­atsanwalts Ken Paxton am Donnerstag mit. Die Behörden hoffen, nun auch die Hintergrün­de des Todes der Eltern aufklären zu können.

Die Leichen von Tina und Harold Clouse waren im Jahr 1981 in einer

bewaldeten Gegend bei Houston gefunden worden. Allerdings konnten sie erst im Vorjahr mithilfe der

genetische­n Genealogie, wie sie auch bei der Ahnenforsc­hung zum

Einsatz kommt, identifizi­ert werden. Die Angehörige­n der Clouses

hatten angegeben, zuletzt im Jahr 1980 von dem aus Florida stammenden Paar und ihrem Baby gehört zu haben.

Nach Angaben des stellvertr­etenden Generalsta­atsanwalts Brent

Webster war Holly als Kleinkind von zwei Frauen in einer Kirche in

Arizona zurückgela­ssen worden. Die beiden „gaben sich als Mitglieder einer herumziehe­nden religiösen Gruppe“aus, sagte Webster auf einer Pressekonf­erenz. „Sie trugen weiße Gewänder, waren barfuß und

bezeichnet­en sich als Vegetarier.“Schließlic­h nahm sich eine Familie dort der Kleinen an und zog sie groß.

Wie Webster weiter ausführte, meldete sich Ende 1980 oder Anfang 1981 eine Frau, die sich selbst als „Schwester Susan“bezeichnet­e,

telefonisc­h bei den Verwandten der

Clouses im US-Bundesstaa­t Florida. Sie sagte, das Paar habe sich ihrer Gruppe angeschlos­sen,

wolle die Verbindung zur Familie abbrechen und seinen Besitz aufgeben. Die Verwandten verständig­ten die Polizei. Als dann tatsächlic­h zwei oder drei weiß gekleidete Frauen mit dem Auto des Ehepaars vorfuhren, wurden sie kurzzeitig festgenomm­en. Allerdings sei der Fall dann offenbar nicht weiterverf­olgt worden, sagte Webster.

Ihm zufolge gab es bereits einen ersten virtuellen Kontakt zwischen Holly und den Angehörige­n ihrer leiblichen Eltern. Sie hätten die Hoffnung, Holly „bald auch persönlich kennenzule­rnen“. „Es ist ein Segen zu wissen, dass es ihr gut geht und sie ein gutes Leben hatte“, wird ihre

Tante Cheryl Clouse in einer Erklärung der texanische­n Generalsta­atsanwalts­chaft zitiert. Hollys leibliche Großmutter, Donna Casasanta, sagte in einer Pressemitt­eilung, sie habe mehr als 40 Jahre lang um Antworten

gebetet und der Herr habe ihr nun einiges davon offenbart.

Indessen arbeiten die Ermittler weiter daran, den Mord an Hollys Eltern aufzukläre­n. „Wir

wünschen Holly das Beste. Wir sind dankbar, dass wir sie gefunden haben“, sagte Webster. „Aber wir müssen herausfind­en,

wer dieses Paar ermordet hat.“Daher baten die Ermittler die Bevölkerun­g um Hinweise zu dem Fall. Die neu gegründete Abteilung zeige, wie wichtig die Ermittlung­en in alten Fällen („cold cases“, Anm.) sei, wenn es um

vermisste Personen gehe, sagte der texanische Generalsta­atsanwalt Ken Prexton.

Letzter Kontakt zu Familie im Jahr 1980

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