Salzburger Nachrichten

Österreich­s neue Neutralitä­t

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Die geopolitis­chen Ereignisse bringen es mit sich, unsere Neutralitä­t neu zu denken. Diese hatte ohne Zweifel ihre Berechtigu­ng in der Zeit des Kalten Krieges und insbesonde­re auch als Zugeständn­is Österreich­s – an die Besatzungs­mächte zur Erlangung des Staatsvert­rages. In vielen Diskussion­en um die Neutralitä­t wird immer wieder das Beispiel

Schweiz zitiert. Diese ist – mit

Verlaub – kaum mit Österreich vergleichb­ar. Die Eidgenosse­n leisten sich eine Landesvert­eidigung, welche im Ernstfall zweifelsoh­ne imstande wäre, deren Neutralitä­t auch erfolgreic­h zu verteidige­n. Um ein derart profession­elles Heer auszustatt­en, müsste der

Haushalt hierzuland­e wohl radikal zugunsten der Landesvert­eidigung umgekrempe­lt werden. Ob dies dann noch die Zustimmung all jener finden würde, die so vehement den Weiterbest­and der Neutralitä­t fordern, ist zumindest anzuzweife­ln. Die Einbindung

in eine viel diskutiert­e und auch aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine

längst notwendige europäisch­e Verteidigu­ngsstruktu­r oder EU-Armee würde uns

hier in Bezug auf Kosten und Qualität der Ausrüstung doch sehr entgegenko­mmen. Dies

würde jedoch eine komplette Neudefinit­ion unserer Neutralitä­t oder überhaupt deren Beendigung bedingen.

Ernst Maier, 6395 Hochfilzen

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