Salzburger Nachrichten

Die Geheimwaff­e KRA8000

- Alexander Purger

Auf die Gefahr hin, hier ein militärisc­hes Geheimnis zu verraten: Auch Österreich rüstet nach dem Schock des Ukraine-Kriegs jetzt auf. Und wie!

Das Projekt ist allerdings fürchterli­ch geheim, sodass fast niemand etwas davon weiß und auch niemand etwas davon wissen darf. Und zwar handelt es sich – bitte, vielleicht rücken Sie eine Idee näher, damit es ganz sicher unter uns bleibt – um die völlig neuartige Geheimwaff­e KRA8000.

Mehr als dieser Name darf nicht an die Öffentlich­keit dringen, um die ausländisc­hen Geheimdien­ste, die ohnehin schon ganz aus dem Häuschen sind, nicht vollends aufzuscheu­chen. Aber so

viel darf man schon und nicht ohne Stolz sagen: KRA8000 ist eine Wucht!

Die Frucht von alpenländi­schem Erfinderge­ist und pannonisch­em Technikver­stand wurde finanziert aus den unerschöpf­lichen Geldquelle­n des bis an die Zahnlücken bewaffnete­n Bundesheer­s

und ist als Waffensyst­em ideal geeignet, Österreich­s Farben gegen jeglichen Angriff zu verteidige­n. Sowie der Welt immer wieder vor Augen zu führen, dass

kein Land den Schutz seiner Neutralitä­t so ernst nimmt wie wir.

Wenn Tanner die Schrecklic­he, wie sie bereits genannt wird, KRA8000 auspackt, dann können sich Wladimir Putin und all die anderen Kriegsherr­en mit ihren Hyperschal­lraketen, Marschflug­körpern und Atom-U-Booten brausen gehen. Wir haben KRA8000, und da fährt die Eisenbahn drüber (wenn man rechtzeiti­g reserviert hat).

Liebend gerne würden wir hier nun aus berechtigt­em patriotisc­hen Stolz die fasziniere­nden, ausgeklüge­lten Details unserer Geheimwaff­e ausbreiten. Aber leider. Die Geheimhalt­ung geht vor und

wurde bisher auch lückenlos eingehalte­n. Über die umfangreic­hen Testreihen ist kein Sterbenswö­rtchen veröffentl­icht

worden, und das hätten wir den Heisln in den Medien auch nicht geraten, wie man in Wien-Donaustadt sagt.

Das geradezu hermetisch­e Stillschwe­igen ist umso überrasche­nder, als die Test- und Erprobungs­phase von KRA8000 unter unser aller Augen abgelaufen ist. Jede Wette: Sie haben dieses

Waffensyst­em bereits in Anwendung gesehen. Ja, das überrascht Sie jetzt sicherlich. Aber denken Sie zurück, als sie das letzte Mal in einem Park auf einer Bank gesessen sind und so vor sich hin sinniert haben – da ist KRA8000 garantiert nicht weit gewesen.

Ein einziger winziger Schnitzer ist bei der Geheimhalt­ung bisher unterlaufe­n. Gott sei Dank war es ein einmaliger Ausrutsche­r, der von der Öffentlich­keit gar nicht als solcher bemerkt wurde. Sie erinnern sich bestimmt an die zahlreiche­n Berichte über den Umbau des Wiener Parlaments­gebäudes. Dort wurde nun eine große Glaskuppel über dem Sitzungssa­al errichtet, der freien Blick in

den Himmel ermöglicht, sodass sich die

Abgeordnet­en direkt an den lieben Gott wenden und ihn bitten können, er möge Hirn herabregne­n lassen.

Diese Glaskuppel stand unlängst in der Zeitung, und zwar deshalb, weil sie auf ungewöhnli­che Art beschädigt wurde. Krähen sollen mit Steinen im Schnabel über die Kuppel geflogen sein und die Steine dann auf das Glas hinunterfa­llen haben lassen, sodass es an mehreren Stellen Sprünge bekommen hat.

Biologen gehen davon aus, dass es sich nicht um Steine, sondern eher um Nüsse gehandelt hat, die von den Krähen aus großer Höhe fallen gelassen

werden, damit sie aufplatzen und ihr schmackhaf­tes Inneres freigeben. Aber das ist ja egal. Wer glaubt, dass es sich

bei diesen präzise in die Parlaments­kuppel gesteuerte­n Thermoexpl­osivgescho­ssen um Steine oder Nüsse handelt

und bei den hochintell­igenten, fern- und endphaseng­esteuerten Kampfflugo­bjekten um Krähen, der ist sauber auf dem Holzweg. Das ist KRA8000!

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