Die Geheimwaffe KRA8000
Auf die Gefahr hin, hier ein militärisches Geheimnis zu verraten: Auch Österreich rüstet nach dem Schock des Ukraine-Kriegs jetzt auf. Und wie!
Das Projekt ist allerdings fürchterlich geheim, sodass fast niemand etwas davon weiß und auch niemand etwas davon wissen darf. Und zwar handelt es sich – bitte, vielleicht rücken Sie eine Idee näher, damit es ganz sicher unter uns bleibt – um die völlig neuartige Geheimwaffe KRA8000.
Mehr als dieser Name darf nicht an die Öffentlichkeit dringen, um die ausländischen Geheimdienste, die ohnehin schon ganz aus dem Häuschen sind, nicht vollends aufzuscheuchen. Aber so
viel darf man schon und nicht ohne Stolz sagen: KRA8000 ist eine Wucht!
Die Frucht von alpenländischem Erfindergeist und pannonischem Technikverstand wurde finanziert aus den unerschöpflichen Geldquellen des bis an die Zahnlücken bewaffneten Bundesheers
und ist als Waffensystem ideal geeignet, Österreichs Farben gegen jeglichen Angriff zu verteidigen. Sowie der Welt immer wieder vor Augen zu führen, dass
kein Land den Schutz seiner Neutralität so ernst nimmt wie wir.
Wenn Tanner die Schreckliche, wie sie bereits genannt wird, KRA8000 auspackt, dann können sich Wladimir Putin und all die anderen Kriegsherren mit ihren Hyperschallraketen, Marschflugkörpern und Atom-U-Booten brausen gehen. Wir haben KRA8000, und da fährt die Eisenbahn drüber (wenn man rechtzeitig reserviert hat).
Liebend gerne würden wir hier nun aus berechtigtem patriotischen Stolz die faszinierenden, ausgeklügelten Details unserer Geheimwaffe ausbreiten. Aber leider. Die Geheimhaltung geht vor und
wurde bisher auch lückenlos eingehalten. Über die umfangreichen Testreihen ist kein Sterbenswörtchen veröffentlicht
worden, und das hätten wir den Heisln in den Medien auch nicht geraten, wie man in Wien-Donaustadt sagt.
Das geradezu hermetische Stillschweigen ist umso überraschender, als die Test- und Erprobungsphase von KRA8000 unter unser aller Augen abgelaufen ist. Jede Wette: Sie haben dieses
Waffensystem bereits in Anwendung gesehen. Ja, das überrascht Sie jetzt sicherlich. Aber denken Sie zurück, als sie das letzte Mal in einem Park auf einer Bank gesessen sind und so vor sich hin sinniert haben – da ist KRA8000 garantiert nicht weit gewesen.
Ein einziger winziger Schnitzer ist bei der Geheimhaltung bisher unterlaufen. Gott sei Dank war es ein einmaliger Ausrutscher, der von der Öffentlichkeit gar nicht als solcher bemerkt wurde. Sie erinnern sich bestimmt an die zahlreichen Berichte über den Umbau des Wiener Parlamentsgebäudes. Dort wurde nun eine große Glaskuppel über dem Sitzungssaal errichtet, der freien Blick in
den Himmel ermöglicht, sodass sich die
Abgeordneten direkt an den lieben Gott wenden und ihn bitten können, er möge Hirn herabregnen lassen.
Diese Glaskuppel stand unlängst in der Zeitung, und zwar deshalb, weil sie auf ungewöhnliche Art beschädigt wurde. Krähen sollen mit Steinen im Schnabel über die Kuppel geflogen sein und die Steine dann auf das Glas hinunterfallen haben lassen, sodass es an mehreren Stellen Sprünge bekommen hat.
Biologen gehen davon aus, dass es sich nicht um Steine, sondern eher um Nüsse gehandelt hat, die von den Krähen aus großer Höhe fallen gelassen
werden, damit sie aufplatzen und ihr schmackhaftes Inneres freigeben. Aber das ist ja egal. Wer glaubt, dass es sich
bei diesen präzise in die Parlamentskuppel gesteuerten Thermoexplosivgeschossen um Steine oder Nüsse handelt
und bei den hochintelligenten, fern- und endphasengesteuerten Kampfflugobjekten um Krähen, der ist sauber auf dem Holzweg. Das ist KRA8000!