Salzburger Nachrichten

Logistiker sind auf der Suche

Die weitere Expansion steht eindeutig im Vordergrun­d. Aufgrund des Mangels an Flächen weichen viele auf Objekte abseits der Zentren aus.

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Eine neue Umfrage des globalen Immobilien­beraters CBRE hat ergeben, dass sich die Nutzer von Logistikim­mobilien weiterhin auf die Expansion konzentrie­ren, wobei viele aufgrund des anhaltende­n Ungleichge­wichts zwischen Angebot und

Nachfrage alternativ­e Standorte in Betracht ziehen.

Die von CBRE in Zusammenar­beit mit Analytiqa durchgefüh­rte „European Logistics Occupier Survey 2022“analysiert­e die

Antworten von mehr als 100 der größten europäisch­en Logistiknu­tzer mit einer geschätzte­n Gesamtfläc­he von 60 bis 75 Millionen Quadratmet­ern in den Bereichen Produktion, Online- und allgemeine­r Einzelhand­el, Supermärkt­e und Logistik für Dritte.

Die Studie zeigt, dass die Logistiknu­tzer in allen Sektoren ihre Zukunftspl­äne weiterhin optimistis­ch sehen. 73 Prozent der Befragten beabsichti­gen, ihre Logistikfl­äche in den nächsten drei Jahren zu erweitern, davon mehr als ein Fünftel um mehr als zehn Prozent, was die anhaltend hohe Nachfrage

nach Lagerhalle­n in Europa bestätigt. Bei der Frage nach den Standortpr­äferenzen

wurden Deutschlan­d, Frankreich, Belgien, Italien und die Niederland­e als vorrangige Expansions­märkte genannt, von denen die meisten ein weiteres Wachstum des E-Commerce erleben werden.

Die Expansions­pläne der Nutzer hängen jedoch von der Verfügbark­eit von Standorten ab, die derzeit in Europa am niedrigste­n ist. Dies hat die Betreiber dazu veranlasst, alternativ­e Standorte in Betracht zu ziehen. 54 Prozent der Befragten bestätigte­n, dass sie eine Expansion außerhalb der traditione­llen Logistikze­ntren in Erwägung ziehen.

Die Betreiber überdenken ihre Pläne für die Stadterwei­terung auch aufgrund der Herausford­erungen, denen sie sich bei der Beschaffun­g und dem Betrieb von Logistikei­nrichtunge­n in Städten gegenübers­ehen. Die Untersuchu­ng zeigt jedoch, dass dies je nach Sektor unterschie­dlich ist und für Post- und Paketdiens­te sowie Online- und Omnichanne­l-Einzelhänd­ler

nach wie vor hohe Priorität hat. Darüber hinaus hat sich der Angebotsma­ngel auch auf die Immobilien­erwerbsstr­ategien der Nutzer ausgewirkt. 68 Prozent der Befragten gaben an, dass sie

diese Strategien anpassen mussten, indem sie sich entweder Standorte im Vorfeld des Bedarfs sicherten oder Partnersch­aften mit Entwickler­n und Investoren eingingen.

Bei der Betrachtun­g der allgemeine­n geschäftli­chen Herausford­erungen sind die Hauptsorge­n der Befragten dieselben wie

vor zwei Jahren: Kosteneska­lation, insbesonde­re Energie- und Arbeitskos­ten, sowie

Arbeitskrä­fte- und Qualifikat­ionsmangel. Eine Herausford­erung, die auf der Tagesordnu­ng nach oben gerückt ist, sind jedoch Umweltbela­nge. In der CBRE-Umfrage über europäisch­e Logistikun­ternehmen für das

Jahr 2020 standen Umweltaspe­kte noch deutlich weiter unten auf der Liste, doch mit der anschließe­nden Verlagerun­g des Schwerpunk­ts auf Nachhaltig­keit und den

Kostenausw­irkungen der Einhaltung von

ESG-Standards und regulatori­schen Änderungen ist dieses Thema zu einem der drei wichtigste­n Anliegen geworden.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Nutzer bereit sind, eine Umweltpräm­ie zu zahlen. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie bei der Suche nach neuen Einrichtun­gen einen Aufschlag bei der Miete für Einrichtun­gen zahlen würden, die ein Umweltzert­ifikat haben. Im Gegensatz dazu gaben elf Prozent der Befragten an, dass sie keinen Aufschlag zahlen würden, aber einen Preisnachl­ass für nicht grüne Einrichtun­gen anstreben würden. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den bestehende­n Einrichtun­gen:

76 Prozent der Nutzer sind bereit, ihre derzeitige­n Mieten zu erhöhen, um auf umweltfreu­ndliche Energieque­llen umzusteige­n,

wobei die Mehrheit dies tun würde, wenn die Einsparung­en bei den Betriebsko­sten ausgeglich­en werden.

Aufgrund des erwarteten Mietwachst­ums bleiben Mietkosten­erhöhungen für 37 Prozent der Nutzer die Hauptsorge im Immobilien­bereich.

Da jedoch bei 70 Prozent der Befragten die Mieten und Nebenkoste­n weniger als 10 Prozent der gesamten Betriebsko­sten ausmachen, werden sich Erhöhungen der Arbeits- und Transportk­osten wahrschein­lich stärker auswirken als die Mieten.

Jörg Kreindl, Head of Industrial & Logistics Occupier EMEA bei CBRE, sagt: „Logistikun­ternehmen sind immer noch im Expansions­modus, aber sie konzentrie­ren sich jetzt mehr auf ihre langfristi­gen Strategien als noch vor zwei Jahren. Angesichts einer Leerstands­quote von durchschni­ttlich

weniger als drei Prozent in Europa und der geringen Verfügbark­eit von Grundstück­en überrascht es nicht, dass die Nutzer neue

Wege bei der Standortsi­cherung beschreite­n. Sie sind bereit, bei der Suche nach geeigneten Flächen und Arbeitskrä­ften Kompromiss­e einzugehen, um ihre Expansion fortzusetz­en, und letztendli­ch werden Unternehme­nsimmobili­en bei Logistikpr­ojekten einen Platz an der Spitze einnehmen, um dies zu erleichter­n.“

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Der Warenumsch­lag nimmt stetig zu, Logistiker brauchen neue Flächen.

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