Salzburger Nachrichten

Der Abwehrkamp­f am Walserberg ist aussichtsl­os

Machen wir uns nichts vor: Vollmundig­e Ankündigun­gen und politische Drohungen ändern am Stausommer gar nichts.

- Heidi Huber

Es ist ein bisschen paradox. Da sind die Spritpreis­e so hoch, dass

Volltanken an der Zapfsäule mittlerwei­le wehtut, und trotzdem ist das Auto für Millionen von Urlaubern das Verkehrsmi­ttel erster

Wahl, um stundenlan­g gen Süden Richtung Adria zu rollen. Die „bösen“Urlauber, die Salzburg nur als Transitrou­te benutzen,

verstopfen die Tauernauto­bahn und obendrein die Gemeinden entlang der A10. Der Umgehungsv­erkehr ist eine Zumutung,

beeinträch­tigt die Lebensqual­ität vieler Bürger und ist für Orte zur großen Belastung geworden.

Seit drei Jahren setzt der Verkehrsod­er besser gesagt Staulandes­rat auf Abfahrtssp­erren für jene, die den Stau umfahren

und stattdesse­n auf Landes- und Gemeindest­raßen ihr Glück versuchen und ausweichen wollen. Nur taugt diese Maßnahme bei Weitem nicht (mehr), um des Problems Herr zu werden. Und – bitte keine Illusionen – das Problem

wird nicht zu lösen sein, solange sich Millionen von Urlaubern zum selben Zeitpunkt in ihr Vehikel setzen.

Doch Probleme zu lösen verlangen wir nun einmal von der Politik. Wir wollen auf alles rasch eine Antwort haben. Bürgermeis­ter und Opposition setzen den

Verkehrsla­ndesrat deshalb auch gehörig unter Druck. Und Stefan Schnöll lässt sich mittlerwei­le zu waghalsige­n Ankündigun­gen

hinreißen. Vollmundig hat er den Bayern die Rute ins Fenster gestellt und eine Blockabfer­tigung angedroht. Die sich – ganz nebenbei

bemerkt – heuer und nächstes Jahr gar nicht umsetzen lässt. So viel also zum Kleingedru­ckten. Doch es hat gereicht, um die Nachbarn zu ähnlichen Drohgebärd­en zu bewegen. Postwenden­d kam die Ansage aus München, im Gegenzug auf ein

EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren setzen zu wollen. Auch so eine

Ankündigun­g, die noch Lichtjahre entfernt ist und nichts zur Lösung des Problems beiträgt. Und amüsant daran ist, dass diese Ansage ausgerechn­et von den Bayern kommt, die mit ihren nicht enden wollenden Grenzkontr­ollen am Walserberg seit 2015 Verkehrsst­aus auf Salzburger Seite

provoziere­n und eine der wichtigste­n Errungensc­haften der Europäisch­en Union – nämlich die freie Fahrt im Schengenra­um – mit Füßen treten.

Stefan Schnöll ist in der Zwickmühle. Die Zukunftsho­ffnung der Salzburger Volksparte­i und der logische Kandidat für die Nachfolge von Wilfried Haslauer führt einen aussichtsl­osen

Kampf am Walserberg. Bringt er die Blockabfer­tigung nun nicht zustande oder macht er einen Rückzieher, dann ist die Schmach ganz ordentlich. Dabei hat es schon gereicht, dass ihn der österreich­ische Autobahnbe­treiber Asfinag

heuer brüskiert hat, indem auf einer der wichtigste­n Reiseroute­n und Lebensader­n des Landes die Baustellen im Sommer weiter

bestehen bleiben und die Stausituat­ion mitverursa­chen.

Mangelnde Entschloss­enheit kann man dem Landesrat aber nicht vorwerfen. Ihm ist in den

vergangene­n vier Jahren etliches gelungen, wovon seine Vorgänger nur träumen konnten. Auch dank vieler Budgetmill­ionen sind die Preise für die Öffi-Jahrestick­ets so günstig wie nie und an Freitagen gibt es Bus und Bahn

derzeit sogar gratis. Bis 2018 wäre solch ein kühner Plan undenkbar gewesen. Beim öffentlich­en Verkehr drückt Schnöll derart auf die Tube, dass der Stadt-ÖVP gelegentli­ch schwindlig wird. Bei vielem anderen blieb es aber bei Ankündigun­gen, etwa bei Parkhäuser­n im Umland für Pendler, aber auch bei der Strukturre­form mit einer Übernahme der Öffis von der Salzburg AG durch das Land. Diese ist im Sand verlaufen.

Die größte Hebeübung wartet freilich noch auf den 34-jährigen ÖVP-Mann: ein Baustart für die

unterirdis­che Verlängeru­ng der Lokalbahn im kommenden Jahr.

Denn die Gegner des Projekts SLink haben sich schon in Stellung

gebracht. Und in der Salzburger Stadtpolit­ik schwindet wieder einmal zusehends der Mut für ein solches Megaprojek­t. Ohne dieses wird es aber keine echte Verkehrswe­nde in Salzburg geben. Dagegen wäre so eine Blockabfer­tigung für die A10 fast ein

Spaziergan­g.

An der Entschloss­enheit mangelt es Schnöll nicht

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WWW.SN.AT/WIZANY Lageversch­ätzung . . .
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