Salzburger Nachrichten

Pflegende Angehörige: Hilfswerk will Milliarde

Die von der Regierung präsentier­te Pflegerefo­rm sei ein Anfang, gehe aber nicht weit genug, sagt das Präsidium des Hilfswerks.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Bei der Jahresvers­ammlung des Österreich­ischen

Hilfswerks wurden am Freitag im Red-Bull-Stadion in Kleßheim Othmar Karas als Präsident und der Salzburger Hilfswerk-Präsident Christian Struber als sein Stellvertr­eter wiedergewä­hlt. Die

beiden nutzten die Gelegenhei­t, um auf Versäumnis­se bei der

kürzlich präsentier­ten Pflegerefo­rm der Bundesregi­erung aufmerksam zu machen. Denn bei dieser würden pflegende Angehörige, die immerhin 80 Prozent der Pflegearbe­it in Österreich erledigten, zu wenig unterstütz­t.

Wer pflegende Angehörige entlasten wolle, müsse die mobilen Dienste massiv ausbauen, sagt Karas. „Das beginnt mit einer

Personalof­fensive, wir brauchen eine Ausbildung­soffensive und

wir müssen die, die in der Pflege tätig sind, mehr machen lassen.“Ein Teil der mobilen Betreuung

von zu pflegenden Personen sei in der Pflegerefo­rm der Regierung überhaupt nicht beachtet

worden, sagt Karas. „Die gesamte Heimhilfe kommt in der Reform gar nicht vor.“

Die Milliarde Euro, die vom Bund im Laufe von zwei Jahren

für die Pflege ausgeschüt­tet werde, sei nur ein Anfang, sagt Karas. „Das sind die richtigen Dimensione­n. Aber wir haben eine Studie,

wonach man allein für die pflegenden Angehörige­n eine Milliarde Euro bräuchte.“

Das Hilfswerk verstehe sich als Partner der pflegenden Angehörige­n. Gerade mit den mobilen Heimhilfen könne man die pflegenden Angehörige­n sehr gut unterstütz­en. „Die können helfen,

wenn ein pflegender Angehörige­r wen braucht, der einkaufen geht, oder wenn die Person krank ist.“Bei der Generalver­sammlung des Hilfswerks habe man auch

beschlosse­n, einen Beirat für pflegende Angehörige einzuricht­en. In diesem wolle man gemeinsam mit den Angehörige­n das Thema weiterentw­ickeln.

Klar sei auch, dass man mit Geld allein die Pflegeprob­lematik

nicht lösen könne, sagt Karas. „Wir brauchen strukturel­le Änderungen. Die Vereinbark­eit von Beruf und Familie etwa sollte sich nicht nur auf Kinderbetr­euung

beziehen, sondern auch auf die Pflege von Familienmi­tgliedern.“

Andere wichtige Maßnahmen wiederum bräuchten gar keine großen Reformen, sagt Salzburgs Hilfswerk-Präsident Christian Struber. „Was man sofort beginnen könnte, wären vier Lehrgänge pro Jahr, bei denen man Haushaltsh­ilfen zu Pflegeassi­stenten ausbildet. Das geht sehr niederschw­ellig, die Personen würden danach besser bezahlt und könnten dann in den Altersheim­en aushelfen. So könnten wir es schaffen, die derzeit gesperrten Betten wieder zu belegen. Dafür

bräuchte es nur den Willen.“

„Vereinbark­eit von Beruf und Familie gilt auch für die Pflege.“Präsident Hilfswerk

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Othmar Karas,

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