Pflegende Angehörige: Hilfswerk will Milliarde
Die von der Regierung präsentierte Pflegereform sei ein Anfang, gehe aber nicht weit genug, sagt das Präsidium des Hilfswerks.
SALZBURG. Bei der Jahresversammlung des Österreichischen
Hilfswerks wurden am Freitag im Red-Bull-Stadion in Kleßheim Othmar Karas als Präsident und der Salzburger Hilfswerk-Präsident Christian Struber als sein Stellvertreter wiedergewählt. Die
beiden nutzten die Gelegenheit, um auf Versäumnisse bei der
kürzlich präsentierten Pflegereform der Bundesregierung aufmerksam zu machen. Denn bei dieser würden pflegende Angehörige, die immerhin 80 Prozent der Pflegearbeit in Österreich erledigten, zu wenig unterstützt.
Wer pflegende Angehörige entlasten wolle, müsse die mobilen Dienste massiv ausbauen, sagt Karas. „Das beginnt mit einer
Personaloffensive, wir brauchen eine Ausbildungsoffensive und
wir müssen die, die in der Pflege tätig sind, mehr machen lassen.“Ein Teil der mobilen Betreuung
von zu pflegenden Personen sei in der Pflegereform der Regierung überhaupt nicht beachtet
worden, sagt Karas. „Die gesamte Heimhilfe kommt in der Reform gar nicht vor.“
Die Milliarde Euro, die vom Bund im Laufe von zwei Jahren
für die Pflege ausgeschüttet werde, sei nur ein Anfang, sagt Karas. „Das sind die richtigen Dimensionen. Aber wir haben eine Studie,
wonach man allein für die pflegenden Angehörigen eine Milliarde Euro bräuchte.“
Das Hilfswerk verstehe sich als Partner der pflegenden Angehörigen. Gerade mit den mobilen Heimhilfen könne man die pflegenden Angehörigen sehr gut unterstützen. „Die können helfen,
wenn ein pflegender Angehöriger wen braucht, der einkaufen geht, oder wenn die Person krank ist.“Bei der Generalversammlung des Hilfswerks habe man auch
beschlossen, einen Beirat für pflegende Angehörige einzurichten. In diesem wolle man gemeinsam mit den Angehörigen das Thema weiterentwickeln.
Klar sei auch, dass man mit Geld allein die Pflegeproblematik
nicht lösen könne, sagt Karas. „Wir brauchen strukturelle Änderungen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie etwa sollte sich nicht nur auf Kinderbetreuung
beziehen, sondern auch auf die Pflege von Familienmitgliedern.“
Andere wichtige Maßnahmen wiederum bräuchten gar keine großen Reformen, sagt Salzburgs Hilfswerk-Präsident Christian Struber. „Was man sofort beginnen könnte, wären vier Lehrgänge pro Jahr, bei denen man Haushaltshilfen zu Pflegeassistenten ausbildet. Das geht sehr niederschwellig, die Personen würden danach besser bezahlt und könnten dann in den Altersheimen aushelfen. So könnten wir es schaffen, die derzeit gesperrten Betten wieder zu belegen. Dafür
bräuchte es nur den Willen.“
„Vereinbarkeit von Beruf und Familie gilt auch für die Pflege.“Präsident Hilfswerk