Salzburger Kaminkehrer laden zum Fest
Im Freilichtmuseum Großgmain lassen sich rund 120 Rauchfangkehrer über die Schulter schauen. In Obertrum spielen 46 Musikkapellen auf.
SALZBURG. Normalerweise ist Johannes Schmitzberger der einzige Rauchfangkehrer, der beruflich im Salzburger Freilichtmuseum zu tun hat. Denn das Areal zählt zu seinem Kehrrayon. Am
Sonntag wird er es ausnahmsweise mit rund 120 Berufskollegen
teilen. Da laden die Salzburger Rauchfangkehrer mit dem Freilichtmuseum zum großen Rauchfangkehrerfest (9 bis 17
Uhr). Zuletzt hat es vor 20 Jahren eine ähnliche RauchfangkehrerVeranstaltung gegeben, allerdings in einem kleineren Rahmen. „An fünf Stationen führen
wir die von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe Österreichs zählenden Techniken des Beschliefens, also des Besteigens
von Rauchfängen, des Kehrens, Patschokierens und kontrollierten Ausbrennens vor, zeigen neue und alte Öfen sowie das neue und alte Rauchfangkehrerwerkzeug sowie dessen Herstellung“, sagt Innungsmeister Kurt Pletschacher. Die Handwerkstechniken kamen bereits im 17. Jahrhundert zum Einsatz und
werden auch heute noch österreichweit professionell angewendet.
Auch im Freilichtmuseum wird regelmäßig gekehrt. Bei der zentralen Hackschnitzelheizung, die sämtliche Verwaltungsgebäude beheizt, ist Johannes Schmitzberger drei bis vier Mal jährlich im Einsatz. Aber auch die alten Öfen und Kamine in den historischen Gebäuden reinigt er ein Mal pro Jahr. So wie die beiden
Kamine im Knotzingerhaus. Sie zählen – neben dem Kamin in Schloss Leopoldskron – zu den
wenigen noch vorhandenen beschliefbaren Kaminen in Johannes Schmitzbergers Rayon. Sich selbst ein Bild davon machen können sich Freilichtmuseumsbesucher am Sonntag – im Knotzingerhaus. Beim Beschliefen steigt der Rauchfangkehrer von
unten in den Kamin ein und klettert in seinem Inneren nach oben,
während er ihn reinigt. Als anstrengend empfindet Johannes Schmitzberger seine Tätigkeit nicht. Schwindelfreiheit und körperliche Belastbarkeit zählen zu den Grundvoraussetzungen seines Berufs. Fit hält ihn auch seine Tour am Untersberg, auf den er samt Werkzeug zwar mit der
Bahn hinauffährt – danach geht es aber ausschließlich zu Fuß
weiter: zum Zeppezauerhaus, zur Hochalm und über die Skiabfahrt
weiter zu Fuß bis zur Bergrettungshütte und anschließend ins Tal.
Während Johannes Schmitzberger am Freitagnachmittag
noch überprüfte, ob alle historischen Öfen und Leitern – beim
Lohnergütl wird das Kehren über den Aufstieg aufs Dach sowie das Reinigen eines alten Stubenofens
vorgeführt – zugänglich sind, liefen in Obertrum die letzten Vorbereitungsarbeiten für die 125Jahr-Feier der Obertrumer Trachtenmusik, die zusammen mit dem Bezirksmusikfest begangen wird.
Die Feierlichkeiten starteten am Freitag spätnachmittags mit dem Einzug der Gastkapellen für das anschließende Konzert der
Jugendblasmusik und dauern bis zur Festmesse mit anschließendem Festumzug und Defilierung am Sonntagvormittag. Unterstützt wird die Trachtenmusikkapelle von örtlichen Vereinen wie den Schützen, der Kameradschaft, der Feuerwehr, den Eisschützen und der TrachtenVolkstanzgruppe. „Ohne deren Hilfe wäre das nicht zu stemmen“, sagt Trachtenmusikkapelle-Obmann Amandus Feiel. Bis zum Sonntag rechnen die Veranstalter mit rund 4500 Besucherinnen und Besuchern. 46 Musikkapellen mit ihren rund 2250 Mu
„Zuletzt gab es vor 20 Jahren ein Rauchfangkehrerfest.“Kurt Pletschacher, Innungsmeister
sikerinnen und Musikern aus dem gesamten Flachgau, dem angrenzenden Innviertel und sogar aus Altenmarkt im Pongau haben sich angesagt. „Ich glaube, alle haben Durst nach Feiern“, sagt
Amandus Feiel. Apropos Durst: Für das Fest wurden rund 3000 Liter Bier organisiert. „Da gehen sich immerhin 6000 Halbe aus“,
rechnet Feiel vor. Kosten werde die Halbe rund vier Euro. Darüber
hinaus wurden rund 3000 Portionen
Grillhenderl vorbereitet sowie jede Menge Grillwürstel, Schnitzel und Pommes frites und alkoholfreie Getränke.
Der 66-Jährige ist seit 1955 bei der Trachtenmusikkapelle Obertrum – und war davor bereits Mitglied bei der Postmusik. „Die Musik hat mein Leben verändert“, sagt er. Denn als der PostmusikTrompeter zur Trachtenmusik
kam, wurde ihm eine Tuba in die
Hand gedrückt. „Da musste ich kurzfristig umlernen“, sagt er. Er
beschäftigte sich in den folgenden Jahren intensiv mit dem für ihn anfangs neuen Instrument
und spielte auch in anderen Orchestern. „Mit dem Austria Festival Symphony Orchestra war ich acht Mal auf China-Tournee, mit der Postmusik sogar schon in
Australien“, schildert er. Detail am Rande: Der Kapellmeister der Oberndorfer Trachtenmusik, Reinhold Wieser, ist auch der
Dirigent und künstlerische Leiter des Austria Festival Symphony Orchestra.
Querflötistin Barbara Strasser (43) verbindet nicht nur die Freude am Musizieren und das schöne Miteinander mit der Trachtenmusikkapelle: Für sie ist es auch jedes Mal ein Familienausflug,
wenn aufgespielt wird. Denn nicht nur ihr Mann – er spielt Posaune –, sondern auch Sohn David (16) ist mit von der Partie. Er spielt – so wie es schon sein Opa und sein Onkel früher getan haben – Klarinette. „Wenn es sich zeitlich ausgeht, sind wir fast
überall dabei und es macht auch nach vielen Jahren Spaß“sagt sie.
„Es sind 46 Kapellen angesagt. Ich glaube, alle haben Durst nach Feiern.“Amandus Feiel, Obmann TMK