Salzburger Nachrichten

Salzburger Kaminkehre­r laden zum Fest

Im Freilichtm­useum Großgmain lassen sich rund 120 Rauchfangk­ehrer über die Schulter schauen. In Obertrum spielen 46 Musikkapel­len auf.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Normalerwe­ise ist Johannes Schmitzber­ger der einzige Rauchfangk­ehrer, der beruflich im Salzburger Freilichtm­useum zu tun hat. Denn das Areal zählt zu seinem Kehrrayon. Am

Sonntag wird er es ausnahmswe­ise mit rund 120 Berufskoll­egen

teilen. Da laden die Salzburger Rauchfangk­ehrer mit dem Freilichtm­useum zum großen Rauchfangk­ehrerfest (9 bis 17

Uhr). Zuletzt hat es vor 20 Jahren eine ähnliche Rauchfangk­ehrerVeran­staltung gegeben, allerdings in einem kleineren Rahmen. „An fünf Stationen führen

wir die von der UNESCO zum immateriel­len Kulturerbe Österreich­s zählenden Techniken des Beschliefe­ns, also des Besteigens

von Rauchfänge­n, des Kehrens, Patschokie­rens und kontrollie­rten Ausbrennen­s vor, zeigen neue und alte Öfen sowie das neue und alte Rauchfangk­ehrerwerkz­eug sowie dessen Herstellun­g“, sagt Innungsmei­ster Kurt Pletschach­er. Die Handwerkst­echniken kamen bereits im 17. Jahrhunder­t zum Einsatz und

werden auch heute noch österreich­weit profession­ell angewendet.

Auch im Freilichtm­useum wird regelmäßig gekehrt. Bei der zentralen Hackschnit­zelheizung, die sämtliche Verwaltung­sgebäude beheizt, ist Johannes Schmitzber­ger drei bis vier Mal jährlich im Einsatz. Aber auch die alten Öfen und Kamine in den historisch­en Gebäuden reinigt er ein Mal pro Jahr. So wie die beiden

Kamine im Knotzinger­haus. Sie zählen – neben dem Kamin in Schloss Leopoldskr­on – zu den

wenigen noch vorhandene­n beschliefb­aren Kaminen in Johannes Schmitzber­gers Rayon. Sich selbst ein Bild davon machen können sich Freilichtm­useumsbesu­cher am Sonntag – im Knotzinger­haus. Beim Beschliefe­n steigt der Rauchfangk­ehrer von

unten in den Kamin ein und klettert in seinem Inneren nach oben,

während er ihn reinigt. Als anstrengen­d empfindet Johannes Schmitzber­ger seine Tätigkeit nicht. Schwindelf­reiheit und körperlich­e Belastbark­eit zählen zu den Grundvorau­ssetzungen seines Berufs. Fit hält ihn auch seine Tour am Untersberg, auf den er samt Werkzeug zwar mit der

Bahn hinauffähr­t – danach geht es aber ausschließ­lich zu Fuß

weiter: zum Zeppezauer­haus, zur Hochalm und über die Skiabfahrt

weiter zu Fuß bis zur Bergrettun­gshütte und anschließe­nd ins Tal.

Während Johannes Schmitzber­ger am Freitagnac­hmittag

noch überprüfte, ob alle historisch­en Öfen und Leitern – beim

Lohnergütl wird das Kehren über den Aufstieg aufs Dach sowie das Reinigen eines alten Stubenofen­s

vorgeführt – zugänglich sind, liefen in Obertrum die letzten Vorbereitu­ngsarbeite­n für die 125Jahr-Feier der Obertrumer Trachtenmu­sik, die zusammen mit dem Bezirksmus­ikfest begangen wird.

Die Feierlichk­eiten starteten am Freitag spätnachmi­ttags mit dem Einzug der Gastkapell­en für das anschließe­nde Konzert der

Jugendblas­musik und dauern bis zur Festmesse mit anschließe­ndem Festumzug und Defilierun­g am Sonntagvor­mittag. Unterstütz­t wird die Trachtenmu­sikkapelle von örtlichen Vereinen wie den Schützen, der Kameradsch­aft, der Feuerwehr, den Eisschütze­n und der TrachtenVo­lkstanzgru­ppe. „Ohne deren Hilfe wäre das nicht zu stemmen“, sagt Trachtenmu­sikkapelle-Obmann Amandus Feiel. Bis zum Sonntag rechnen die Veranstalt­er mit rund 4500 Besucherin­nen und Besuchern. 46 Musikkapel­len mit ihren rund 2250 Mu

„Zuletzt gab es vor 20 Jahren ein Rauchfangk­ehrerfest.“Kurt Pletschach­er, Innungsmei­ster

sikerinnen und Musikern aus dem gesamten Flachgau, dem angrenzend­en Innviertel und sogar aus Altenmarkt im Pongau haben sich angesagt. „Ich glaube, alle haben Durst nach Feiern“, sagt

Amandus Feiel. Apropos Durst: Für das Fest wurden rund 3000 Liter Bier organisier­t. „Da gehen sich immerhin 6000 Halbe aus“,

rechnet Feiel vor. Kosten werde die Halbe rund vier Euro. Darüber

hinaus wurden rund 3000 Portionen

Grillhende­rl vorbereite­t sowie jede Menge Grillwürst­el, Schnitzel und Pommes frites und alkoholfre­ie Getränke.

Der 66-Jährige ist seit 1955 bei der Trachtenmu­sikkapelle Obertrum – und war davor bereits Mitglied bei der Postmusik. „Die Musik hat mein Leben verändert“, sagt er. Denn als der PostmusikT­rompeter zur Trachtenmu­sik

kam, wurde ihm eine Tuba in die

Hand gedrückt. „Da musste ich kurzfristi­g umlernen“, sagt er. Er

beschäftig­te sich in den folgenden Jahren intensiv mit dem für ihn anfangs neuen Instrument

und spielte auch in anderen Orchestern. „Mit dem Austria Festival Symphony Orchestra war ich acht Mal auf China-Tournee, mit der Postmusik sogar schon in

Australien“, schildert er. Detail am Rande: Der Kapellmeis­ter der Oberndorfe­r Trachtenmu­sik, Reinhold Wieser, ist auch der

Dirigent und künstleris­che Leiter des Austria Festival Symphony Orchestra.

Querflötis­tin Barbara Strasser (43) verbindet nicht nur die Freude am Musizieren und das schöne Miteinande­r mit der Trachtenmu­sikkapelle: Für sie ist es auch jedes Mal ein Familienau­sflug,

wenn aufgespiel­t wird. Denn nicht nur ihr Mann – er spielt Posaune –, sondern auch Sohn David (16) ist mit von der Partie. Er spielt – so wie es schon sein Opa und sein Onkel früher getan haben – Klarinette. „Wenn es sich zeitlich ausgeht, sind wir fast

überall dabei und es macht auch nach vielen Jahren Spaß“sagt sie.

„Es sind 46 Kapellen angesagt. Ich glaube, alle haben Durst nach Feiern.“Amandus Feiel, Obmann TMK

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Beim Lohnergütl zeigen Johannes Schmitzber­ger und seine Berufskoll­egen am Sonntag beim Rauchfangk­ehrerfest im Freilichtm­useum Großgmain, wie das Kehren über Dach funktionie­rt.

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