Salzburger Nachrichten

2022, das Jahr der boomenden Volksbegeh­ren

Zumindest 13 Volksbegeh­ren im heurigen Jahr. Von 1964 bis Ende 2021 waren es insgesamt 57.

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WIEN. Der bisherige Volksbegeh­ren-Rekord wird im Jahr 2022 eingestell­t – und zwar bei Weitem. Zumindest 13 gibt es heuer, fast doppelt so viele wie im Rekordjahr 2021. Zu den sieben

Volksbegeh­ren vom Mai kommen als Nächstes zwei gegen Coronamaßn­ahmen gerichtete

vom 20. bis 27. Juni. Von 19. bis 26. September können dann wieder zwei Antimaßnah­menbegehre­n sowie „Black Voices“unterstütz­t werden. Noch nicht fixiert ist die Eintragung­swoche für „Recht auf Wohnen“.

Volksbegeh­ren boomen, seit im Jahr 2018 die Unterstütz­ung für beide Phasen – Einleitung

und Eintragung­swoche – wesentlich

erleichter­t wurde. Jetzt können die 6,4 Millionen Stimmberec­htigten (alle Österreich­er über 16, die in einer Wählerevid­enz stehen) auch online mittels Handysigna­tur sowie

nicht mehr nur am Hauptwohns­itz, sondern auf jedem Gemeindeam­t Österreich­s unterschre­iben.

Seit 2018 lagen (inklusive jenen vom Mai) 25 Volksbegeh­ren auf, das sind 40 Prozent der insgesamt 64 seit 1964. Das damals etablierte direktdemo­kratische Instrument wird seit dem Coronajahr 2021 stark von Maßnahmenk­ritikern genutzt. Begehren gegen die (derzeit ausgesetzt­e) Impfpflich­t schafften es auch immer über die 100.000erMarke, die für die Behandlung im Nationalra­t nötig ist.

Die beiden in der übernächst­en Woche aufliegend­en sind ebenfalls einschlägi­g: „Keine Impfpflich­t“,

getragen von den Rechtsanwä­lten Florian Höllwarth und Alexander Scheer – und „Rücktritt Bundesregi­erung“der Oberösterr­eicher Elias Mühlbauer und Martin Kaser, die in der Begründung alle Coronamaßn­ahmen scharf kritisiere­n.

Weitere zwei liegen im September auf: „Covidmaßna­hmen abschaffen“(Bevollmäch­tigter Robert Marschall) und „Wiedergutm­achung der Covid-19-Maßnahmen“, eine Initiative des impfskepti­schen Gynäkologe­n Christian Fiala.

Zwischen 19. und 26. September können sich die Stimmberec­htigten für ein anderes Thema engagieren – den Kampf gegen Rassismus. Noomi Anyanwu tritt dafür mit ihrem Begehren „Black Voices“ein.

Noch in der Warteschle­ife hängt die Initiative „Recht auf Wohnen“des Montafoner­s Helmut Bitschnau. Er hat die für die Einleitung nötigen zumindest 8401 Unterschri­ften gesammelt, das Innenminis­terium hat noch keine Eintragung­swoche festgelegt. Um eine Einleitung bemühen sich zudem aktuell

weitere 49 Initiatore­ngruppen – auch das ist rekordverd­ächtig.

Nächstes Ziel aller Proponente­n sind 100.000 Unterschri­ften – damit sich der Nationalra­t mit ihren

Anliegen beschäftig­en muss. Seit 1964 schafften das immerhin 53 (der 64) Initiative­n.

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