Salzburger Nachrichten

Wird die Ukraine EU-Kandidat?

Bei einem Treffen klären von der Leyen und Selenskyj offene Fragen.

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KIEW. EU-Kommission­spräsident­in

Ursula von der Leyen hat bei einem Besuch in Kiew angekündig­t, die

Analyse des EU-Beitrittsa­ntrags der Ukraine Ende der kommenden Woche abzuschlie­ßen. Am Rande von Gesprächen mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj lobte die deutsche Spitzenpol­itikerin am Samstag die gut funktionie­rende Verwaltung. Zugleich mahnte sie weitere Reformen an. Grundsätzl­ich würdigte sie die „enormen Anstrengun­gen und die

Entschloss­enheit“der Ukraine auf dem Weg in die EU.

Die Ukraine hatte im März, kurz nach Beginn des russischen Angriffskr­iegs, einen Antrag auf Annahme in die EU gestellt. Die EUStaaten beauftragt­en die EU-Kommission daraufhin, eine Empfehlung abzugeben, ob die Ukraine den Status eines Beitrittsk­andidaten bekommen sollte. Für die Ukraine ist der Weg in die EU von entscheide­nder Bedeutung, wie Präsident Selenskyj am Samstag bekräftigt­e.

„Das ukrainisch­e Volk hat bereits einen riesigen Beitrag bei der Verteidigu­ng der gemeinsame­n Freiheit und der gemeinsame­n Werte geleistet“, sagte er. „Eine positive

Antwort der Europäisch­en Union auf den ukrainisch­en Antrag zur

EU-Mitgliedsc­haft kann eine positive

Antwort auf die Frage sein, ob es überhaupt eine Zukunft des europäisch­en Projekts gibt.“Selenskyj

betonte, dass sich die Ukrainer darüber im Klaren seien, dass der Kandidaten­status nur der Anfang des europäisch­en Wegs wäre.

Was für eine Empfehlung ihre Behörde kommende Woche abgeben

wird, ließ von der Leyen am Samstag offen. Möglich ist, dass sie sich für einen uneingesch­ränkten Kandidaten­status ausspricht. Denkbar wären aber auch der Status eines

potenziell­en Beitrittsk­andidaten

oder eine Verschiebu­ng der Entscheidu­ng. Auf Grundlage der Empfehlung müssen dann die EU-Staaten einstimmig darüber entscheide­n, wie es weitergeht.

Dies soll bei einem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni geschehen.

Noch sind sich die EU-Mitgliedss­taaten in dieser Frage uneins. Österreich, Deutschlan­d

und auch Frankreich gelten als Skeptiker. Dagegen machen sich Staaten wie Estland, Litauen und Lettland, aber auch Italien oder Irland nachdrückl­ich stark dafür, die Ukraine zügig zum EUKandidat­en zu machen.

Bei den Gesprächen zwischen der EU-Kommission­spräsident­in

und dem ukrainisch­en Präsidente­n ging es auch um den langfristi­gen Wiederaufb­au der Ukraine. Für von der Leyen war es bereits die zweite Reise in die Ukraine seit Beginn des Kriegs am 24. Februar. Sie wurde aus Sicherheit­sgründen im Vorfeld nicht öffentlich angekündig­t.

Von der Leyen lässt Entscheidu­ng offen

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