Gemeinsam abheben ins Nimmerland
Mit dem Musical „Peter Pan“begeisterte die vorerst letzte Premiere im Zirkuszelt kleines wie großes Publikum.
SALZBURG. Da staunten die beiden Buben im Saal offenbar nicht schlecht. Die Münder standen ihnen offen, die Augen strahlten. Peter Pan in Latzhose und Kappe, schelmisch grinsend, schlug Salti in
den Lüften im Bungeeseil, schlang sich flink um das Vertikaltuch und stand kopfüber zum Boden. Darstellerin Patrizia Unger hatte sich ein halbes Jahr auf ihre artistische Hauptrolle im Musical „Peter Pan“
vorbereitet, wie Intendant und Regisseur Carl Philip von Maldeghem
vorab erzählt. Sonntagmittag feierte die Produktion des Salzburger Landestheaters im Theaterzelt am Messegelände Premiere. Und jede Nummer auf den Seilen saß.
Die Geschichte um Peter Pan, den Jungen, der nie erwachsen werden
will und im Sehnsuchtsort Nimmerland lebt, ist den meisten bekannt. Peter trifft auf das Mädchen
Wendy, ausdrucksstark gespielt und bravourös gesungen von Maria Strassl, fliegt mit ihr ins Nimmerland, wo sie mit den sogenannten Lost Kids und den Kriegerinnen um die tapfere Tiger Lily gegen böse Piraten kämpfen. Diese werden angeführt von Captain Hook, wunderbar exzentrisch verkörpert von Axel Meinhardt. Am Ende läuft alles auf einen Fechtkampf zwischen Hook
und Peter Pan hinaus. Doch ohne Magie geht dabei nichts. Dafür sorgt Peter Pans Freundin und Fee Tinkerbell – in rosa Spitzenrock von Schauspieler Gregor Schulz herrlich unterhaltsam gespielt – mit funkelndem Feenstaub.
Die Romanvorlage von James Matthew Barrie aus dem frühen 20.
Jahrhundert war ursprünglich für Erwachsene geschaffen, bevor der Stoff in etlichen Adaptionen für
Kinder und Jugendliche erschien, so auch als Musical von Anthony Drewe, George Stiles und Willis Hall.
In dieser Salzburger Darbietung sorgten mit Regisseur Maldeghem auch Wolfgang Götz und Katrin Schweiger als musikalische Leitung
für eine stimmige Balance zwischen den Gesangs- und Sprechteilen. Neben Patrizia Unger in der Titelrolle war es Julia-Elena Heinrich als Erzählerin und Wendys Mutter, die
mit ihrer Stimme das Zelt voll ausfüllte
und das Gefühl von großer Musicalbühne aufkommen ließ. Dazu sind mehr als 60 Kinder und Jugendliche aus dem Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor sowie des CircusTrainingsCentrum auf der Bühne.
Das Ambiente in der Zeltstadt, die das Landestheater während der
Bauarbeiten im Haupthaus bespielt, stimmt. Der zentrale Raum der Manege
ist ideal, um den akrobatischen Einlagen Wirkung zu verleihen. Die Akteure gehen auch ins Publikum, etwa wenn die Piratenbande nach den verlorenen Kindern sucht oder wenn die Kriegerinnen mit Kampfschrei auftreten. Noch bis 22. Juni ist das Stück zu sehen, dann werden die Zelte des Salzburger Landestheaters am Messegelände abgebaut. Nach „Kasimir
und Karoline“, „Cabaret“und „Carmen“war „Peter Pan“die letzte Premiere für dieses Jahr im Ausweichquartier. Dass für gewisse Stücke das Theater zum Zirkus werden und das Spiel im Zelt durchaus funktionieren kann, ist somit bewiesen.
Nach zwei Stunden mit Pause gab es vom jungen wie älteren Publikum tosenden Applaus für eine gelungene Reise ins Nimmerland.
Der Junge, der nie erwachsen werden will
Musical: