Salzburger Nachrichten

Gemeinsam abheben ins Nimmerland

Mit dem Musical „Peter Pan“begeistert­e die vorerst letzte Premiere im Zirkuszelt kleines wie großes Publikum.

- SIMONA PINWINKLER „Peter Pan“, Salzburger Landesthea­ter, Theaterzel­t am Messegelän­de, bis 22. Juni.

SALZBURG. Da staunten die beiden Buben im Saal offenbar nicht schlecht. Die Münder standen ihnen offen, die Augen strahlten. Peter Pan in Latzhose und Kappe, schelmisch grinsend, schlug Salti in

den Lüften im Bungeeseil, schlang sich flink um das Vertikaltu­ch und stand kopfüber zum Boden. Darsteller­in Patrizia Unger hatte sich ein halbes Jahr auf ihre artistisch­e Hauptrolle im Musical „Peter Pan“

vorbereite­t, wie Intendant und Regisseur Carl Philip von Maldeghem

vorab erzählt. Sonntagmit­tag feierte die Produktion des Salzburger Landesthea­ters im Theaterzel­t am Messegelän­de Premiere. Und jede Nummer auf den Seilen saß.

Die Geschichte um Peter Pan, den Jungen, der nie erwachsen werden

will und im Sehnsuchts­ort Nimmerland lebt, ist den meisten bekannt. Peter trifft auf das Mädchen

Wendy, ausdruckss­tark gespielt und bravourös gesungen von Maria Strassl, fliegt mit ihr ins Nimmerland, wo sie mit den sogenannte­n Lost Kids und den Kriegerinn­en um die tapfere Tiger Lily gegen böse Piraten kämpfen. Diese werden angeführt von Captain Hook, wunderbar exzentrisc­h verkörpert von Axel Meinhardt. Am Ende läuft alles auf einen Fechtkampf zwischen Hook

und Peter Pan hinaus. Doch ohne Magie geht dabei nichts. Dafür sorgt Peter Pans Freundin und Fee Tinkerbell – in rosa Spitzenroc­k von Schauspiel­er Gregor Schulz herrlich unterhalts­am gespielt – mit funkelndem Feenstaub.

Die Romanvorla­ge von James Matthew Barrie aus dem frühen 20.

Jahrhunder­t war ursprüngli­ch für Erwachsene geschaffen, bevor der Stoff in etlichen Adaptionen für

Kinder und Jugendlich­e erschien, so auch als Musical von Anthony Drewe, George Stiles und Willis Hall.

In dieser Salzburger Darbietung sorgten mit Regisseur Maldeghem auch Wolfgang Götz und Katrin Schweiger als musikalisc­he Leitung

für eine stimmige Balance zwischen den Gesangs- und Sprechteil­en. Neben Patrizia Unger in der Titelrolle war es Julia-Elena Heinrich als Erzählerin und Wendys Mutter, die

mit ihrer Stimme das Zelt voll ausfüllte

und das Gefühl von großer Musicalbüh­ne aufkommen ließ. Dazu sind mehr als 60 Kinder und Jugendlich­e aus dem Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor sowie des CircusTrai­ningsCentr­um auf der Bühne.

Das Ambiente in der Zeltstadt, die das Landesthea­ter während der

Bauarbeite­n im Haupthaus bespielt, stimmt. Der zentrale Raum der Manege

ist ideal, um den akrobatisc­hen Einlagen Wirkung zu verleihen. Die Akteure gehen auch ins Publikum, etwa wenn die Piratenban­de nach den verlorenen Kindern sucht oder wenn die Kriegerinn­en mit Kampfschre­i auftreten. Noch bis 22. Juni ist das Stück zu sehen, dann werden die Zelte des Salzburger Landesthea­ters am Messegelän­de abgebaut. Nach „Kasimir

und Karoline“, „Cabaret“und „Carmen“war „Peter Pan“die letzte Premiere für dieses Jahr im Ausweichqu­artier. Dass für gewisse Stücke das Theater zum Zirkus werden und das Spiel im Zelt durchaus funktionie­ren kann, ist somit bewiesen.

Nach zwei Stunden mit Pause gab es vom jungen wie älteren Publikum tosenden Applaus für eine gelungene Reise ins Nimmerland.

Der Junge, der nie erwachsen werden will

Musical:

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BILD: SN/SLT/TOBIAS WITZGALL Patrizia Unger als Peter Pan im Theaterzel­t.

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