Salzburger Nachrichten

Tod einer Sammlerin: Goëss-Horten gestorben

Wenige Tage nachdem ihr eigenes Museum eröffnet hatte, starb die Kunstsamml­erin Heidi Goëss-Horten.

-

WIEN. „Mit großem Bedauern und in tiefer Trauer müssen wir Nachricht vom völlig überrasche­nden Tod unserer Mäzenin und Stifterin Heidi Goëss-Horten geben“, heißt es in einer Aussendung der Heidi

Horten Collection vom Sonntag. Erst vor wenigen Tagen wurde das für die Sammlung errichtete Museum in Wien eröffnet. Mit der 81-Jährigen starb eine der wichtigste­n Kunstsamml­erinnen des Landes. In

memoriam der Stifterin des Museums entschied man sich dazu, in

dieser Woche freien Eintritt in das Museum zu gewähren.

Als 19-Jährige lernte die 1941 in Wien als Heidi Jelinek Geborene in einer Hotelbar am Wörthersee den 32 Jahre älteren deutschen Kaufhausbe­sitzer Helmut Horten kennen, den sie im Jahr 1966 heiratete. Mit ihm teilte sie das große Interesse an Kunst. Gemeinsam legten die

beiden in den 1970er-Jahren die Basis für ihre umfangreic­he Kunstsamml­ung.

Anfang des Jahres 2022 wurde ein Gutachten veröffentl­icht, das Goëss-Horten selbst in Auftrag gegeben hatte, um die Vergangenh­eit ihres 1987 gestorbene­n Mannes aufzuarbei­ten, der wiederholt mit sogenannte­n „Arisierung­en“während der Gründungsp­hase seines Kaufhausim­periums in Zusammenha­ng gebracht worden war. Demnach hätte Horten keine Notsituati­on für jüdische Geschäftsl­eute herbeigefü­hrt oder diese verschärft. Er sei zwar Nutznießer gewesen, als er Kaufhäuser von jüdischen Besitzern

übernommen habe, habe die „Arisierung“aber nicht vorangetri­eben.

Nach dem Tod Hortens erbte Heidi Horten das gesamte Vermögen des Milliardär­s und gründete

wenige Jahre später die HelmutHort­en-Stiftung.

1994 heiratete sie den französisc­hen Blumengroß­händler Jean-Marc Charmat, von dem sie sich später wieder scheiden

ließ. 2015 heiratete sie Anton Goëss, dessen Nachnamen sie in ihrem Doppelname­n führte.

Seit den 1980er-Jahren erweiterte Horten in Zusammenar­beit mit der früheren Sotheby’s-Geschäftsf­ührerin und späteren Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco – nun auch Direktorin der Heidi Horten Collection – ihre Kunstsamml­ung mit Werken des 20. Jahrhunder­ts

bis hin zur zeitgenöss­ischen Kunst.

Einen großen Teil der Sammlung präsentier­te sie erstmals 2018 im Leopold-Museum mit der Ausstellun­g „Wow!“, die knapp 360.000 Besucher anzog. Aus diesem Erfolg

resultiert­e laut Angaben der Milliardär­in der Wunsch, ihre Sammlung dauerhaft der Öffentlich­keit zugänglich zu machen. 2019 gab sie ihre Pläne für ein eigenes Museum in Wien bekannt. Als Location wurde der Hanuschhof nahe der Albertina gefunden, die Architekte­n The Next Enterprise adaptierte­n das Gebäude, das am 3. Juni mit der Ausstellun­g „OPEN“eröffnete.

 ?? BILD: SN/APA/OURIEL MORGENSZTE­RN19 ?? Stets umgeben von Kunst: Heidi Goëss-Horten.
BILD: SN/APA/OURIEL MORGENSZTE­RN19 Stets umgeben von Kunst: Heidi Goëss-Horten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria