Salzburger Nachrichten

Ein Volksheld namens „Dagobert“

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BERLIN. Im Juni 1992, also vor 30 Jahren,

begann einer der längsten und spektakulä­rsten Erpressung­sfälle der deutschen Kriminalge­schichte: die Karriere des „genialen“Kaufhauser­pressers „Dagobert“. Zwei Jahre lang dauerte sein Katz-undMaus-Spiel mit der Polizei – von den Medien

begleitet, von vielen bejubelt. Dagobert wurde zum Volkshelde­n.

Der von Tim Evers gestaltete Film „Jagd auf Dagobert“(ARD, 20.15

Uhr) erzählt die Geschichte dieser „Entenjagd“. Der Erpresser selbst wird wieder zum Phantom, tritt nicht in Erscheinun­g – nur seine Stimme ist zu hören. Stattdesse­n rückt ins Zentrum, was der „Fall Dagobert“im Land ausgelöst hat. Denn Dagobert war auch eine Projektion­sfläche – Gentleman-Gauner, fantasievo­ller Verbrecher oder „Robin Hood“, der „das System“herausford­erte.

61 Prozent der Deutschen fanden den gewitzten Bastler sympathisc­h, wie eine Umfrage im April 1993 ergeben hatte. Ein Kriminalfa­ll

wurde zu einem deutschen Sittenbild.

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